Posts mit dem Label Individualismus werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Individualismus werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, 7. August 2013

Glaube am Ende der Neuzeit

 
 
Die Einsamkeit im Glauben wird furchtbar sein.
 
(Romano Guardini in: Das Ende der Neuzeit)
 
 
 
 
 

Sonntag, 25. November 2012

Der Büffel und das Schwein

Genial sind zuweilen impressionistische Maler, die mit wenigen Pinselstrichen ein originelles Bild entwerfen.

Genial sind auch große Philosophen und Religionsstifter, die in prägnanten Beispielen treffende Wahrheiten aussagen.

So erzählt man, von Mohammed stamme folgende Geschichte:
"Der liebe Gott wollte die Tiere bekehren.
Und es ist ihm bei allen gelungen -
nur beim Büffel nicht und beim Schwein."
Fast könnte man sie belächeln, diese derbe und naive Fabel. Doch sie enthält mehr Weisheit als mancher schöngeistig verbrämte Artikel.

Oder ist es uns nicht klar, warum diese beiden Tiere nicht bekehrt werden konnten?

Der Büffel, von dem Mohammed spricht, ist der Typ des sturen, verrannten, selbstgefälligen Menschen, der seine eigene Ansicht und seine verengten Denkkategorien zum Dogma erhebt. Es ist der bornierte Dickhäuter, der keine höhere Weisheit anerkennt und daher auch nicht für eine Botschaft Gottes offen ist.
- Dieser Büffel ist unter Proletariern zu finden, die aus der Mottenkiste längst überholter Parolen ihre Meinung beziehen.

- Dieser Büffel ist aber auch zu finden unter den oft nur angebrüteten Akademikern, unter Studenten mit krampfhaftem Superindividualismus, die sich als religiöse Selbstversorger fühlen.

Dabei zehren sie vielfach von der eisernen Ration einer guten Mutter (selbst Stalin hat sich von der Mutter noch ein Kreuz auf die Stirn zeichnen lassen). Und das sitzt oft tiefer als aller Religionsersatz, den sie sich aus Yoga-Lehre, Zen-Buddhismus und Goethe-Zitaten zusammenmixen.

Verstehen wir auch den Ungehorsam des Schweins, das im Dreck und Sumpf herumwühlt? Wenn es sich seinen Trieben hingibt, kann es keine Antenne für Gott haben.

Der hl. Paulus sagt von Menschen solcher Art: "Ihr Gott ist der Bauch." Er gibt uns damit einen deutlichen Anschauungsunterricht.

Wie die übrigen Tiere in Mohammeds Fabel bejaht auch der Mensch von Natur aus die Stimme des Gewissens, den Ruf Gottes. Der rücksichtslose Machtmensch und der hemmungslose Triebmensch, wie der Büffel und das Schwein der Fabel, sie entwickeln sich hierzu durch persönliche Schuld.


Pater Johannes Leppich in: Atheistenbrevier; Verlag Butzon u. Bercker Kevelaer; AD 1967 (s. Quellen)
 

Pater Leppich spricht auf der Reeperbahn

Montag, 29. August 2011

"Ich" und "Wir" in der Liturgie

Papst Benedikt XVI. hält eine neue liturgische Bewegung in der ganzen Kirche für eines der vordringlichen  Anliegen, um dem Glauben in der Welt wieder Kraft zu verleihen.
Romano Guardini war einer der herausragenden Köpfe der Liturgischen Bewegung des letzten Jahrhunderts.
Hier kann eine neue liturgische Bewegung sicher an vielem, was dann nicht oder zu wenig zum Tragen kam (oder in Vergessenheit geriet), anknüpfen.

Einige bemerkenswerte Gedanken zum "Ich" und / oder "Wir" in der Liturgie:
aus: Romano Guardini (1885  -1968), VORSCHULE des BETENS

Nachdem Guardini das "persönliche Gebet" dem "liturgischen Gebet" (das, wie er sagt, genauer "liturgisches Geschehen" ist) gegenüber gestellt hat, fährt er in dem Kapitel "Die Liturgie" fort:


"Im persönlichen Beten ist der Mensch mit Gott und sich selbst allein, die Liturgie hingegen wird vom christlichen Gesamt getragen. In ihr heißt es nicht "Ich", sondern "Wir". Und zwar bedeutet dieses "Wir" nicht nur, dass viele einzelne zusammenkommen. Es ist keine Summe, sondern ein Ganzes: die Kirche. Sie besteht, auch wenn dieser oder jener oder viele sich von ihr trennen; denn sie geht nicht aus dem Verlangen Einzelner nach Gemeinschaft, sondern aus dem schöpferischen Willen Gottes hervor, welcher das Ganze der Menschheit als solches ergreift.

Sie ist durch Christus gestiftet und am Tage der Pfingsten geboren worden und besteht, ob Menschen und Zeiten wollen oder nicht. Von Christus zur Trägerin seiner Sendung gemacht, hat sie den Einzelnen und den Vielen gegenüber Autorität. "Wer nicht auf die Kirche hört, sei dir wie ein Heide und Zöllner", hat der Herr gesagt. (Mt 18,17). Ja in ihr ist nicht nur das Gesamt der von Christus ergriffenen Menschheit, sondern auch, wie Paulus und Johannes lehren, das der Welt erfasst. So ist die Kirche letztlich das geheiligte All; die im Walten des Heiligen Geistes werdende neue Schöpfung. (Eph. 1,3-23; Kol. 1, 3-20).

Andererseits besteht sie aber nicht neben dem einzelnen Menschen, sondern in ihm. Ein und derselbe Mensch ist Glied der Kirche, sofern er zu ihrer Ganzheit gehört, und wiederum Einzelner, sofern er aus seiner personalen Mitte heraus Gott gegenüber steht. Diese Kirche ist es, die in der Liturgie handelt und redet.

So ist die Haltung des Einzelnen, wenn er die liturgische Handlung mitvollzieht und das liturgische Wort mitspricht, eine andere als im persönlichen Gebet. Weder etwas neben diesem noch ein Widerspruch dazu, vielmehr sein im Zusammenhang des christlichen Daseins notwendiger Gegenpol. Darin tritt der Mensch aus seiner Besonderheit heraus und wird Glied des Ganzen; lebendiges Organ, in welchem sich das große, objektive Tun und Sprechen der Kirche ausdrückt."

Daher bekommt alles, was "Gesetz" heißt, eine andere Bedeutung. Das Gebet des Einzelnen bedarf seiner, um gesund und geordnet zu bleiben; im übrigen soll es aus der Ursprünglichkeit der inneren Bewegungen hervorgehen.

Im Bereich des liturgischen Betens und Tuns hingegen hätte eine solche Ursprünglichkeit keinen Sinn, sondern würde zu Willkür und Verwirrung führen. So hat die Kirche aus langer Erfahrung und durch immer neue Prüfung und Formung das liturgische Geschehen geordnet. Diese Ordnung ist nicht nur Rat, sondern eine Norm und verpflichtet den Einzelnen zum Gehorsam.  

In der Liturgie gibt es keine Freiheit. Richtiger gesagt, keine individuelle, denn eine Freiheit ist auch in ihr. Sie gehört aber nicht zum Willen des Einzelnen, sondern zu dem der Kirche, in welchem der Heilige Geist waltet und zeigt sich darin, dass es in der Liturgie keine Zwecke gibt; dass sie nichts erreichen, sondern nur vor Gott dasein, atmen und sich entfalten, ihn lieben und loben will. Diese Freiheit wirkt sich in großen Bewegungen durch den Raum der Welt und den Gang der Jahrhunderte hinaus; so reicht ihr Akt nach Sinn und Maß über den des Einzelnen weg und wird diesem gegenüber zur Norm.

Liturgisches Tun und Beten ist also in einem viel strengeren Sinne als das Gebet des Einzelnen "Dienst". Die heiligen Handlungen sind in uralter Überlieferung bis in Einzelheiten hinein festgelegt. Die Texte sind von der Kirche geprüft und müssen so gesprochen werden, wie sie in den liturgischen Büchern stehen. 

Der Gläubige aber, der die Liturgie mitvollzieht, wird es um so reiner und richtiger tun, je aufrichtiger er sich von seinen privaten Wünschen löst. Im persönlichen Beten darf er dem Antrieb seines Herzens folgen; wenn er aber an der Liturgie teilnimmt, soll er sich einem anderen Antrieb öffnen, der aus mächtigerer Tiefe entspringt; aus dem Herzen der Kirche, welches durch die Jahrtausende hin pulst.

Hier kommt es nicht darauf an, was ihm persönlich gefällt, wonach ihm gerade der Sinn steht, oder was für besondere Sorgen ihn beschäftigen. Das alles soll er hinter sich lassen und in die große Bewegung des liturgischen Geschehens eintreten. Und ebendadurch, dass er so von sich selbst weggeht, vollzieht sich die erste, immer wieder zu erfahrende Wirkung des Liturgischen: es löst vom Selbst los und macht frei."

 (Hervorhebungen durch Administrator) 


Bild oben: Romano Guardini (um 1920)
Related Posts Plugin for WordPress, Blogger...