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Dienstag, 27. Mai 2014

Maiandacht 27. Tag - Maria,Trösterin der Betrübten

 
Heilige Maria, du Mutter des Herrn!
Sei du den Armen Helferin,
den Kleinmütigen sei Trösterin,
den Schwachen sei du Stärke!
Heilige Maria, du Mutter des Herrn!
Für Volk und Priester bete du,
wend' Gottgeweihten Segen zu,
sei Trösterin im Leide.

(Magn. Ant. an Marienfesten)


Maria ist die wunderbare Mutter. Dreimal wunderbar nennen wir sie als die Mutter Gottes, die Mutter des Erlösers und die Mutter der Erlösten. In Ehrfurcht, Dankbarkeit und Liebe grüßen wir sie. In wahrer kindlicher Liebe dürfen wir zu ihr aufschauen; denn das ist nicht alles, dass Maria, die Mutter, in die Herrlichkeit des Himmels erhoben ist. Nein, mit hinaufgenommen in den Himmel hat Maria ihr mütterliches Herz, ihre mütterliche Gesinnung. Sie will auch von dort noch als Mutter wirken; sie will uns, ihre Kinder, im Elend dieser Welt nicht vergessen.
"Eine Mutter, gut wie keine,
hat der Vater uns geschenkt,
auf dass kein Auge trostlos weine,
wenn einer dieser Mutter 'denkt."

Gerade für die betrübten Menschenherzen hat sie herzliches Mitempfinden, sie hat ja selbst als Mutter auf Erden alle Betrübnis der Menschen durchkosten müssen. Darum ist sie immer zu helfen bereit. Wenn die Wallfahrtsorte, an denen die liebe Gottesmutter verehrt und angerufen wird, erzählen könnten, und es würde einer alle die Dankesworte zusammentragen, das gäbe ein gewaltiges Loblied auf die "Trösterin der Betrübten".

Ohne Unterlass pilgern die Menschen hin zum Bilde Mariens, zur "Mutter in der Not", zur "Immerwährenden Hilfe". Der gläubige Christ trägt in sich das sichere Gefühl und den festen Glauben: Maria ist die Mutter, die mich am besten versteht, die mit mir fühlt und mich nicht verlässt. Vielleicht haben wir selbst schon ihre Hilfe erfahren; viele haben uns davon erzählt. Wir sprechen es darum gern immer wieder aus: "Dass Maria eine Bitte nicht erhört, ist unerhört, unerhört in Ewigkeit!"

Dieses große Vertrauen der Menschen hat seinen Grund in der Macht und Güte Mariens. Maria ist nicht allmächtig - das ist Gott allein. Aber durch ihre Fürbitte nimmt sie teil an der Macht Christi. Wie könnte Christus, ihr Kind, der Mutter eine Bitte verwehren? Was aber ihre Güte anbetrifft, so wissen wir, dass Maria das getreueste Abbild Christi ist. "Der Herr ist mit dir", so hat der Engel gesagt. 

Maria ist voll von der Gesinnung des Heilandes. Von diesem aber wissen wir, wie sehr er sich der Betrübten angenommen hat: von Mitleid gerührt, spendet er den Hungernden Brot; die Blinden macht er sehend; die Lahmen, die Gichtbrüchigen, die Aussätzigen und so viele andere Kranke macht er gesund. Von seiner Güte berichtet fast jede Zeile der Heiligen Schrift: "Er ging umher und spendete Wohltaten."

Als des Herrn vollkommene Jüngerin trägt Maria seine Güte und Liebe in ihrem Herzen. Als gütige Mutter ist sie allzeit bereit zu trösten und zu helfen, wo nur eine verzagte Seele zu ihr aufschaut.

In jedem Menschenleben gibt es viel Kreuz und Leid. Niemand ist auf Erden davon ganz verschont. Auch du, meine Seele, trägst Leid und Weh, Kummer und Sorge quält dich gar sehr. Geh' doch hin zur Mutter, zur Trösterin der Betrübten! Blicke auf zu ihr in dem Dunkel dieses Erdentals: blicke auf zu diesem hellleuchtenden Stern; habe Vertrauen! Rufe Maria, sie wird dir tröstend helfen!

Aber sieh, meine Seele, immer, wenn du den Trost Mariens suchst, wenn du von ihr Hilfe und Heil erwartest, dann denk' auch daran, wie du hinwiederum Trost spenden sollst für andere. Je mehr du dich bemühst, Maria ähnlich zu werden,desto mehr wirst du Christi Abbild sein, desto mehr auch seiner Träger seiner Güte und Liebe. 

Das ist rechte Marienart, wenn du in dem Leid und der Not der Welt dich abmühst, Tränen zu trocknen, Menschenherzen wieder froh zu machen. Dein ganzes Leben sei eine ständige Gelegenheit, Liebe zu spenden.. Ein feines Sprüchlein lautet: "Oft hab' ich andere froh gemacht und stets an mich selbst zuletzt gedacht." Vielleicht ist das der größte Trost, den die Gottesmutter dir schenkt, dass du dein eigenes Leid vergisst, wenn du anderen hilfst.

Wir beten ein Ave Maria und bitten die Mutter, uns in allem Leid trösten zu wollen:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen. 

Sancta Maria, Mutter und Magd,
all uns're Not sei dir geklagt!
Drückt dich ein Weh, zur Mutter geh'!
O sag' es ihr, so hilft sie dir!


Gebet:
Durch die Fürbitte der Trösterin der Betrübten wollest du, o Gott allen leidgeprüften Menschen Trost und Stärke verleihen. Schau auch gnädig auf uns herab, die wir in unserer Not die Trösterin der Betrübten um ihre Hilfe anflehen. Schenke uns durch sie die Gnade, dass wir auch im Leid dir freudig dienen und unseren Mitmenschen Tröster sein können. Durch Christus unsern Herrn. Amen.


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 81-84 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)



Bild: Gnadenbild der Luxemburger Muttergottes (Consolatrix afflictorum), das in Kevelaer verehrt wird

Freitag, 21. März 2014

DvH 2: Barmherzigkeit

Fortsetzung von hier

2. Teil

Barmherzigkeit setzt die Fähigkeit, helfen zu können, voraus


Ferner setzt das Mitleid als spezifisch menschliches Verhalten das verwundbare menschliche Herz voraus. Es liegt im Mitleid ein spezifisches Verstehen des Leidenden, es impliziert das spezifische "Verstehensorgan" des Gleichgestellten. 

Die Barmherzigkeit ist eine viel geistigere Antwort. In ihr liegt zwar auch ein letztes "Verstehen", aber das Verstehen, das nur der besitzt, der etwas von oben her umfasst, der es noch tiefer versteht, weil er darüber steht, so wie Gott uns noch näher ist, als wir uns selbst sind, gerade weil er unendlich überlegen ist. Darum sagten wir eingangs, der Barmherzige beherrsche die ganze Situation, weil er sie von Gott her sieht und in der Teilhabe an Gott von oben her umfasst.

Endlich setzt die Barmherzigkeit eine Situation voraus, in der wir durch unser Eingreifen etwas ändern können. Dies ist bei Gott "a fortiori" immer der Fall, bei uns Menschen aber nur in sehr beschränktem Maß. 

Das Mitleid hingegen ist an diese Voraussetzung durchaus nicht gebunden. Wenn ein Mensch durch einen Todesfall schwer getroffen wird, so können wir ihm unser ganzes Mitleid zuwenden - für die Entfaltung der Barmherzigkeit fehlt die Unterlage. Dieses Moment hängt mit der Tatsache zusammen, dass der Barmherzige stets der "Überlegene" sein muss. Sie setzt die Fähigkeit, irgendwie zu helfen, das Beherrschen der Situation "von oben her", voraus. Barmherzigkeit kann der üben, der Schulden erlassen kann, der als Gesunder dem Kranken beistehen kann, der auf irgendwelche Rechte und Forderungen zugunsten anderer verzichten kann. So hebt sich die Barmherzigkeit deutlich vom Mitleid ab.



Barmherzigkeit und Gerechtigkeit


Die Barmherzigkeit bildet eine spezifische Antithese zur strengen Gerechtigkeit. Nicht die Liebe schlechtweg ist die Antithese zur Gerechtigkeit, wie man oft meint, sondern die barmherzige Liebe. Sie misst nie mit dem Maßstab: "Was hat der andere verdient?", sondern geht darüber hinaus, in einem Überschwang der gütigen Liebe. 

Wir wissen wohl, was unser Schicksal wäre, wenn Gott nur den Maßstab der Gerechtigkeit anlegte. Beten wir doch: "Si iniquitates observaveris, Domine: Domine, quis sustinebit?", "wenn Du wolltest der Sünden gedenken, Herr, o Herr, wer könnte vor Dir bestehen?" (Ps 129,3). Jedoch hat selbstverständlich dieses "Hinausgehen über die Gerechtigkeit" nichts mit Ungerechtigkeit zu tun. Die Barmherzigkeit bildet nicht eine Antithese zur Gerechtigkeit in dem Sinne, dass der Wert der Gerechtigkeit dabei verlorenginge. Sie enthält den Wert der Gerechtigkeit "per eminentiam", "durch Überholung".

Alles, was den Wert der Gerechtigkeit ausmacht, ist in der Barmherzigkeit in noch größerem Maße enthalten. Gott hört nicht auf, der Allgerechte zu sein, indem er der Allerbarmende ist. "Rex tremendae maiestatis, qui salvandos salvas gratis, salva me, fons pietatis", "König, vor dessen Majestät wir erschauern, der Du frei erlösest, die Du erlösen willst, erlöse mich. Quell der milden Güte!" (Sequenz: Dies irae.) Dass dies in Gott so ist, dem absolut Einfachen, der alle Fülle des Seins umfasst und in dem die "coincidentia oppositorum" (das Zusammenfallen der Gegensätze), statthat, ist nicht schwer zu sehen. Aber wie steht unsere Barmherzigkeit zur Gerechtigkeit? Wie sehen die Situationen aus, in denen wir die Barmherzigkeit walten lassen sollen?


(Zwischenüberschriften eingefügt von FW)
Fortsetzung HIER

Teil 1, 3, 4, 5

aus: Dietrich von Hildebrand, Gesammelte Werke X - Die Umgestaltung in Christus; Verlag Josef Habbel Regensburg/ W. Kohlhammer Stuttgart; AD 1971; S.290f;  (s. Quellen)


Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr gebt den Zehnten von Minze, Dill und Kümmel und lasst das Wichtigste im Gesetz außer Acht: Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Treue. Man muss das eine tun, ohne das andere zu lassen. (Mt 23,23)


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Mittwoch, 19. März 2014

DvH 1: Was ist "Barmherzigkeit"?

Dietrich von Hildebrand


Die Barmherzigkeit

Die Barmherzigkeit Gottes - Urwort des Evangeliums

Die Barmherzigkeit ist in besonderem Sinne eine göttliche Tugend. Wie die Demut eine spezifisch geschöpfliche Tugend ist und von ihr nur in analogem Sinn bei dem Gottmenschen gesprochen werden kann, so ist die Barmherzigkeit eine spezifisch göttliche Tugend, die nur analog bei dem Menschen auftreten kann.

Die Barmherzigkeit ist die herablassende, verzeihende Liebe des absoluten Herrn, des Inbegriffes aller Werte, die sich zu uns, ohne dass wir es irgendwie verdienen, herabneigt. Ja sie tritt am deutlichsten in der Stellung zum sündigen Menschen hervor. 

Kein Gleichnis im Evangelium bringt uns die Barmherzigkeit so deutlich zum Bewusstsein wie das vom verlorenen Sohn. Aus dem Gestus des Vaters, der dem verlornen Sohn entgegeneilt, den Reuigen mit Liebe aufnimmt und sogar das gemästete Kalb für ihn schlachtet, spricht jene spezifisch barmherzige Liebe.

Das ganze Evangelium atmet Barmherzigkeit. Die Barmherzigkeit Gottes ist ein Urbestandteil der christlichen Offenbarung. Sie hebt das Weltbild der Antike, für das ein sich in Liebe herabneigender Gott ein Widerspruch ist, aus den Angeln, sie ist den alles von der Gerechtigkeit des Gesetzes erhoffenden Pharisäern ein Ärgernis.

Die Barmherzigkleit Gottes ist das Urwort des Evangeliums: sie spricht ergreifend aus dem Gleichnis vom Samariter, sie steht mahnend vor uns im Gleichnis des Herrn, der dem Knecht seine Schulden erließ, sie überwältigt uns im Kreuzestod des Herrn, der sterbend für seine Mörder betet.

Aber das Evangelium ist nicht nur die Offenbarung von Gottes Barmherzigkeit, es stellt auch an uns die Forderung, barmherzig zu sein. Die Umgestaltung in Christus fordert, dass wir auch an dieser spezifisch göttlichen Tugend teilhaben.

Jesus sagt beim Gastmahl im Hause des Levi: "Misericordiam volo et non sacrificium", "Ich will Barmherzigkeit und nicht Opfer" (Matth 9,13), die Barmherzigen sind Gott besonders wohlgefällig, ja unsere Barmherzigkeit ist die Voraussetzung dafür, dass wir in Gottes Augen Barmherzigkeit finden. "Beati misericordes: quoniam ipsi misericordiam consequentur", "selig die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen."

Barmherzigkeit - eine besondere Art der Liebe

Die erste Frage, die sich bei der Betrachtung der Barmherzigkeit aufdrängt, ist die nach dem Unterschied von Barmherzigkeit und Liebe. Offenbar ist die Barmherzigkeit auch Liebe, aber sie ist nicht Liebe schlechtweg, sondern eine besondere Art der Liebe. Das Spezifische an der barmherzigen Liebe tritt am deutlichsten hervor, wenn wir uns klarmachen, dass sie stets auf Seiten dessen, dem die Barmherzigkeit gilt, eine "miseria", ein "Elend", voraussetzt. Das ist bei der Liebe im Allgemeinen keineswegs der Fall. Die innertrinitarische Liebe hat nichts von Barrmherzigkeit an sich. Ebenso hat die Liebe der Ehegatten oder zweier Freunde nichts mit Barmherzigkeit zu tun.

Die Barmherzigkeit setzt eine "miseria" bei dem voraus, den man in Liebe aufnimmt; sie hat ferner den Charakter einer Zuwendung auf die der andere keinen Rechtstitel hat, sie hat den Gestus einer spezifischen Herablassung. 

Mitleid in Abgrenzung zur Barmherzigkeit

Man könnte nun meinen, die Barmherzigkeit sei dasselbe wie Mitleid. Aber das wäre ein großer Irrtum. Das Mitleid gilt erstens stets einem besonderen konkreten Leid einer Person. Wir haben Mitleid mit einem Kranken, mit einem Armen, mit einem Schwergeprüften. Das Erbarmen, die Barmherzigkeit, hingegen gilt stets der "miseria" der ganzen menschlichen Kreatur, welche hier konkret hervortritt.

Das eigentliche Objekt der Barmherzigkeit ist die allgemeine Hilflosigkeit und Gebrechlichkeit des erbsündigen Menschen, das besondere Leid wird bei ihr nur als Ausdruck der in der metaphysischen Situation des erbsündigen Menschen gelegenen allgemeinen "miseria" gefasst. Dem Barmherzigen öffnen sich die Abgründe dieser Situation des Menschen im "Tal der Tränen", und der Adel des Menschen als gottebenbildlicher geistiger Person leuchtet ihm auf diesem Hintergrund in besonderer Weise auf.

Der Blick des Barmherzigen dringt viel tiefer als der des Mitleidigen, er sieht das Geschöpf stets im Lichte seiner metaphysischen Situation, er betrachtet die jeweilige Situation "in conspectu Dei". Das verleiht der Barmherzigkeit einen feierlichen und heroischen Zug, der dem Mitleid fehlt.

Zweitens ist das echte Mitleid stets leidensvoll - der Mitleidige ist stets ein Mitleidender. Er wird in die Situation des Leidenden mit einbezogen. Die Barmherzigkeit aber ist nicht selbst leidensvoll, sonst könnte Gott in seiner unentlichen Seligkeit, in der kein Schatten von Leiden wohnt, nicht barmherzig sein. Der Barmherzige wird nicht in die Situation des Leidenden mit einbezogen, sondern beherrscht sie in eigentümlicher Weise "von oben her".

Das führt uns von selbst zu dem dritten unterscheidenden Merkmal von Barmherzigkeit und Mitleid. Das Mitleid setzt stets eine gemeinsame Grundsituation voraus, es erfolgt "inter pares", unter Gleichgestellten. Die Barmherzigkeit setzt stets eine Überlegenheit des Barmherzigen voraus. Er umfasst zwar intentional das Leid des anderen, aber sein eigener Standort ist außerhalb dieses Leides - ja oberhalb. Darum liegt in jeder Barmherzigkeit der Gestus der Herablassung: der Barmherzige neigt sich liebend zu dem Elend herab. 

Bei dem Mitleid fehlt ein solches Herabneigen; sobald es sich einschleicht, bedeutet es eine Verfälschung des Mitleids, aus dem echten Mitleid wird dann jenes hochmütige Verhalten, das von dem Bemeitleideten als beleidigend empfunden wird. Denn das Mitleid ist ein spezifischer Ausfluß der Solidarität aller Menschen im Leid, ein spezifisches Sich-Gleichstellen mit dem Bemitleideten. Es bezieht sich, wie wir sahen, stets formell auf ein besonderes Leid eines Menschen, aber ausgehend von der gemeinsamen menschlichen Grundsituation.

Das Erbarmen ist hingegen wesenhaft nur aus Gott möglich, es ist ein eigentümliches Teilhaben an der primär nur Gott möglichen Haltung eines liebenden Sich-Herabneigens. Es ist darum eine spezifisch übernatürliche Tugend, nur aus dem christlichen Ethos heraus vollziehbar; jeder Versuch, es auf rein natürlicher Ebene zu vollziehen - im Sinne eines herablassenden Mitleids - , würde sogar etwas Negatives, Unwertiges hervorrufen.


(Zwischenüberschriften eingefügt und Hervorhebung durch Fettdruck von FW)
Fortsetzung HIER

Teil 2, 3, 4, 5


Dietrich von Hildebrand in "Die Umgestaltung in Christus"; Verlag Josef Habbel Regensburg; AD 1971; S. 288-290 (s. Quellen)



Weiteres zum Thema "Barmherzigkeit":

Dienstag, 9. Juli 2013

Mitleid

"Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid;
ich will euch erquicken."

Gestern hat Papst Franziskus die von Flüchtlingen überschwemmte Mittelmeerinsel Lampedusa besucht, um auf das Elend der Flüchtlinge, die bei der Überfahrt vom afrikanischen Kontinent nach Europa oftmals das rettende Ufer nicht lebend erreichen, aufmerksam zu machen:
„Adam, wo bist du?“, „Wo ist dein Bruder?“ sind die zwei Fragen, die Gott am Anfang der Geschichte der Menschheit stellt und die er ebenso an alle Menschen unserer Zeit, auch an uns richtet.

Ich möchte aber, dass wir eine dritte Frage anfügen: „Wer von uns hat darüber und über Geschehen wie diese geweint?“ Wer hat geweint über den Tod dieser Brüder und Schwestern? Wer hat geweint um diese Menschen, die im Boot waren? Um die jungen Mütter, die ihre Kinder mit sich trugen? Um diese Männer, die sich nach etwas sehnten, um ihre Familien unterhalten zu können?

Wir sind eine Gesellschaft, die die Erfahrung des Weinens, des „Mit-Leidens“ vergessen hat: Die Globalisierung der Gleichgültigkeit hat uns die Fähigkeit zu weinen genommen! Im Evangelium haben wir das Geschrei, das Weinen, das laute Klagen gehört: „Rahel weinte um ihre Kinder … denn sie waren dahin“ (Mt 2,18). Herodes säte Tod, um sein eigenes Wohl zu verteidigen, seine Seifenblase. Und dies wiederholt sich weiter …

Bitten wir den Herrn, dass er austilge, was von Herodes auch in unserem Herzen geblieben ist; bitten wir den Herrn um die Gnade, über unsere Gleichgültigkeit zu weinen, zu weinen über die Grausamkeit in der Welt, in uns, auch in denen, die in der Anonymität sozioökonomische Entscheidungen treffen, die den Weg bereiten zu Dramen wie diesem. „Wer hat geweint?“ Wer hat heute in der Welt geweint?
Papst Franziskus in seiner Predigt am 08.07.2013 in Lampedusa
 


Dazu möchte ich anmerken: Es darf hier kein Entweder-Oder sondern nur ein Sowohl-als-auch geben...

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Aus der Didache (Apostellehre) Kap. 4 und 5:

4. Kap.

1. Mein Kind, Tag und Nacht sollst du dessen gedenken, der dir Gottes Wort verkündet, ehren sollst du ihn wie den Herrn; denn woher seine Herrlichkeit verkündet wird, da ist der Herr. 2. Täglich sollst du das Antlitz der Heiligen suchen, damit du Ruhe findest durch ihre Worte. 3. Du sollst keinen Zwiespalt verursachen, versöhnen sollst du Streitende. "Urteile ge- [S. 9] recht"1, schau nicht auf die Person, wenn du Fehltritte zurechtweisest. 4. Zweifle nicht, ob es geschehen soll oder nicht.

5. Sei nicht wie einer, der seine Hände ausstreckt zum Nehmen, zum Geben aber sie zuhält 2. 6. Wenn du etwas in deinen Händen hast, so gib es als Sühne für deine Sünden. 7. Zweifle nicht, ob du geben sollst, und wenn du gibst, murre nicht; denn du wirst erkennen, wer der herrliche Erstatter deines Lohnes ist. 8. Wende dich nicht ab von dem Bedürftigen, teile vielmehr alles mit deinem Bruder und nenne nichts dein eigen; denn wenn ihr in die unvergänglichen Güter euch teilet, um wieviel mehr in die vergänglichen? 9. Ziehe deine Hand nicht zurück von deinem Sohn oder von deiner Tochter, unterweise sie vielmehr von Jugend auf in der Furcht des Herrn. 10. Gib deinem Knecht oder deiner Magd, die auf denselben Gott hoffen, deine Befehle nicht in Bitterkeit, damit sie nicht einmal ablegen ihre Furcht vor Gott, der über euch beiden herrscht; denn er kommt nicht, um zu (be)rufen nach Ansehen der Person, sondern zu denen, welche der Geist vorbereitet hat. 11. Ihr Knechte aber seid untertan euren Herren als dem Abbild Gottes in Achtung und Furcht.

12. Hasse jegliche Heuchelei und alles, was dem Herrn nicht gefällt. 13. Übertritt nicht "die Gebote des Herrn, bewahre, was du überkommen, tue nichts dazu und nimm nichts weg"3. 14. In der Versammlung sollst du deine Fehltritte bekennen, und du sollst nicht hintreten zum Gebete mit einem schlechten Gewissen. Dies ist der Weg des Lebens.

1: Deut. 1,16.17; Sprichw. 31,9; Joh. 7,24.
2: Vgl. 1 Klem 2,1.
3: Deut. 4,2; 12,32.


5. Kap.

1. Der Weg des Todes aber ist dieser: vor allem ist er schlecht und voll von Fluch: "Mord, Ehebruch, Leidenschaft, Unzucht, Diebstahl, Götzendienst, Zauberei, Giftmischerei, Raub, falsches Zeugnis, Heuchelei, Falschheit, Hinterlist, Stolz, Bosheit, Anmaßung, Hab- [S. 10] sucht, üble Nachrede, Mißgunst, Frechheit, Hoffart, Prahlerei, Vermessenheit"1. 2. Leute, die das Gute verfolgen, die Wahrheit hassen, die Lüge lieben, den Lohn der Gerechtigkeit nicht kennen, "dem Guten nicht nachstreben"2 und nicht dem gerechten Urteil, die ein wachsames Auge haben nicht für das Gute, sondern für das Schlechte; Leute, die weit entfernt sind von Sanftmut und Geduld, "die Eitles lieben, nach Lohn trachten"3, die kein Mitleid haben mit den Armen, sich nicht annehmen um den Bedrückten, die ihren Schöpfer nicht kennen, "ihre Kinder töten"4 das Gebilde Gottes (im Mutterleibe) umbringen, vom Bedürftigen sich abkehren, den Elenden unterdrücken, den Reichen beistehen, die Armen gegen das Gesetz richten, in allem sündigen; reißet euch los, Kinder, von allen diesen. 

1: Vgl. Matth. 15,19; Röm. 1,29-30; Gal. 5,19-21; Kol. 3,5-8.
2: Röm. 12,9.
3: Ps. 4,3; Is. 1,23.
4: Weish. 12,6.
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