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Mittwoch, 25. Mai 2016

Maialtar: Mutter der Barmherzigkeit, bitte für uns!

Wohl zurecht bemerkt Sursum corda vom Nachbarblog "Pro Deo et Patria", in diesem Jahr wenige Maialtäre im Web gesehen zu haben. Nun werde es Zeit, einige zu zeigen, bevor der Marienmonat Mai vorbei ist...

So will ich dieses Anliegen aufgreifen und hier den diesjährigen Maialtar in der altehrwürdigen Klosterkirche von Maria Laach zur Anschauung bringen, aufgenommen am Muttertag, den 08. Mai (und vielleicht gibt es ja bis zum Fest Maria Königin noch ein paar Maialtäre mehr im Internet?!):






Die Gottesmutter Maria ist gleichzeitig die Mutter der Barmherzigkeit, Mutter desjenigen, der Seinen Aposteln befiehlt, hinauszugehen zu allen Völkern, sie zu Seinen Jüngern zu machen und auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes zu taufen. Sie sollen alle Menschen lehren, das zu befolgen, was er ihnen geboten hat, damit das Reich Gottes schon jetzt auf Erden wachse (vgl. Mt 28,20).

Die Jünger dachten zunächst, die Berufung zum Bekenntnis an Jesus Christus und die Taufe auf Ihn (also mit Ihm zu sterben und in Ihm wiedergeboren zu werden) sei ausschließlich an die Juden, das von Gott zuerst erwählte Volk gerichtet - bis dass sie durch den Beistand des Heiligen Geistes deutlich erkannten, dass Jesu Worte und Seine Offenbarung als Heiland und Erlöser allen Menschen guten Willens galt. Allen Menschen, die Jesus Christus - und an Ihn als den Messias - glauben, gab er Macht, Kinder Gottes zu sein - ganz gleich ob Jude oder Heide. 


Und hier blogoezesane Bilder von Maialtären aus besseren Tagen:

Los Wochos Maialtäre 2012



Zum Thema Juden-Mission siehe auch:

Sonntag, 24. August 2014

Gotteskindschaft und Gottebenbildlichkeit - der kleine Unterschied

Seht, wie groß die Liebe ist, die der Vater uns geschenkt hat: Wir heißen Kinder Gottes und wir sind es. Die Welt erkennt uns nicht, weil sie ihn nicht erkannt hat. (...) Daran kann man die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels erkennen: Jeder, der die Gerechtigkeit nicht tut und seinen Bruder nicht liebt, ist nicht aus Gott. (1. Joh 3,1.2.10)

Das wahre Licht, das jeden Menschen erleuchtet, kam in die Welt. Er war in der Welt und die Welt ist durch ihn geworden, aber die Welt erkannte ihn nicht. Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf. Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden, allen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus dem Blut, nicht aus dem Willen des Fleisches, nicht aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind. Und das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt und wir haben seine Herrlichkeit gesehen, die Herrlichkeit des einzigen Sohnes vom Vater, voll Gnade und Wahrheit. (Joh 1,9-14)

Die Heilige Schrift macht einen Unterschied zwischen der "Welt" und den Kindern Gottes. Ganz eindeutig umfasst die Gemeinschaft der Kinder Gottes nicht alle Menschen, die auf Erden leben. Die Schrift nennt die Kriterien, die den Kindern Gottes eigen sind: Kind Gottes ist allein derjenige, der Jesus Christus aufgenommen hat, an Seinen Namen glaubt, aus Gott geboren, sprich: getauft ist, der Gerechtigkeit übt und seinen Bruder liebt.

Der Katechismus der Katholischen Kirche (KKK) bestätigt, dass die Gotteskindschaft Frucht der göttlichen Gnade, verliehen durch die Sakramente der heiligen Kirche, ist:
KKK 1129 Die Kirche sagt, daß die Sakramente des Neuen Bundes für die Gläubigen heilsnotwendig sind [Vgl. K. v. Trient: DS 1604]. Die „sakramentale Gnade" ist die jedem Sakrament eigene, durch Christus gespendete Gnade des Heiligen Geistes. Dieser heilt und verwandelt alle, die ihn empfangen, indem er sie dem Sohn Gottes gleichgestaltet. Die Frucht des sakramentalen Lebens besteht darin, daß der Geist der Gotteskindschaft den Gläubigen Anteil an der göttlichen Natur schenkt [Vgl. 2 Petr 1,4.], indem er sie mit der Lebenskraft des einzigen Sohnes, des Erlösers, vereint.

Die Umgestaltung in Christus, die Anteilnahme des Menschen am göttlichen Leben als Sohn oder Tochter Gottes beginnt mit der heiligen Taufe. Damit ist der Same gelegt für das Heranwachsen im Glauben und wie es Lebensaufgabe des Getauften ist, sich ganz und immer mehr in Christus, den einzigen Sohn Gottes, umzuwandeln und so wie er den Willen des himmlischen Vaters zu erfüllen, ist es die Aufgabe der Kirche, den Menschen, nachdem sie als Mutter diese durch die Taufe Gott dem Vater als neue Kinder geboren hat, nun für das Wachstum im Glauben und die Nachfolge Christi auszustatten, zu beschützen und durch Erneuerung oder Vermehrung des göttlichen Lebens zu nähren.
KKK 1213 Die heilige Taufe ist die Grundlage des ganzen christlichen Lebens, das Eingangstor zum Leben im Geiste [vitæ spiritualis ianua] und zu den anderen Sakramenten. Durch die Taufe werden wir von der Sünde befreit und als Söhne Gottes wiedergeboren; wir werden Glieder Christi, in die Kirche eingefügt und an ihrer Sendung beteiligt [Vgl. K. v. Florenz: DS 1314; CIC, cann.  [link] 204, § 1;  [link] 849; CCEO, can. 675, § 1]: „Die Taufe ist das Sakrament der Wiedergeburt durch das Wasser im Wort" (Catech. R. 2,2,5).

So hat Gott sich aus Heiden und Juden ein Volk geschaffen und die "einst ein Nicht-Volk waren, sind jetzt Gottes Volk" (1 Petr 2,9-10). Auch hier wird deutlich, dass es einen Unterschied gibt zwischen denen, die Gottes Volk angehören, weil sie durch Teilhabe am göttlichen Leben seine Kinder sind, und den übrigen Menschen, nämlich denen, die noch in Finsternis und ohne (christliche) Hoffnung leben.

Die Dogmatische Konstitution Lumen gentium des 2. Vatikanischen Konzils schreibt im Kapitel 9 über das Volk Gottes sehr deutlich:
Diesen neuen Bund hat Christus gestiftet, das Neue Testament nämlich in seinem Blute (vgl. 1 Kor 11,25). So hat er sich aus Juden und Heiden ein Volk berufen, das nicht dem Fleische nach, sondern im Geiste zur Einheit zusammenwachsen und das neue Gottesvolk bilden sollte. Die an Christus glauben, werden nämlich, durch das Wort des lebendigen Gottes (vgl. 1 Petr 1,23) wiedergeboren nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nicht aus dem Fleische, sondern aus dem Wasser und dem Heiligen Geist (vgl. Joh 3,5-6), schließlich gemacht zu "einem auserwählten Geschlecht, einem königlichen Priestertum ..., einem heiligen Stamm, einem Volk der Erwerbung ... Die einst ein Nicht-Volk waren, sind jetzt Gottes Volk" (1 Petr 2,9-10).

Dieses messianische Volk hat zum Haupte Christus, "der hingegeben worden ist wegen unserer Sünden und auferstanden ist um unserer Rechtfertigung willen" (Röm 4,25) und jetzt voll Herrlichkeit im Himmel herrscht, da er den Namen über allen Namen erlangt hat. Seinem Stande eignet die Würde und die Freiheit der Kinder Gottes, in deren Herzen der Heilige Geist wie in einem Tempel wohnt. Sein Gesetz ist das neue Gebot (vgl. Joh 13,34), zu lieben, wie Christus uns geliebt hat. Seine Bestimmung endlich ist das Reich Gottes, das von Gott selbst auf Erden grundgelegt wurde, das sich weiter entfalten muß, bis es am Ende der Zeiten von ihm auch vollendet werde, wenn Christus, unser Leben (vgl. Kol 3,4), erscheinen wird und "die Schöpfung selbst von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zur Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes befreit wird" (Röm 8,21).

So ist denn dieses messianische Volk, obwohl es tatsächlich nicht alle Menschen umfaßt und gar oft als kleine Herde erscheint, für das ganze Menschengeschlecht die unzerstörbare Keimzelle der Einheit, der Hoffnung und des Heils. Von Christus als Gemeinschaft des Lebens, der Liebe und der Wahrheit gestiftet, wird es von ihm auch als Werkzeug der Erlösung angenommen und als Licht der Welt und Salz der Erde (vgl. Mt 5,13-16) in alle Welt gesandt. (Hervorhebungen in Fettdruck von mir)

Nach christlichem Verständnis ist also keineswegs das Volk Gottes gleichbedeutend mit der gesamten Menschheit und nicht jeder Mensch ist schon Kind Gottes. Vielmehr fordert Gott unser Erkennen und unsere Entscheidung, diesem seinem Volk, dem mystischen Leib, angehören und Kind Gottes werden zu wollen. Diese Entscheidung kann nur im Herzen und in aller Freiheit aus Liebe zu Gott getroffen werden. 

Was aber uns alle, die gesamte Menschheit, im Innersten verbindet, ist die Gott-Ebenbildlichkeit, in der Gott uns erschaffen hat (vgl. Gen 1,26). Daher eignet jedem Menschen von Beginn an die ihm eigene Würde und Unantastbarkeit seines Lebens. Jeder Mensch, alle Menschen, sind dazu berufen, Gott zu suchen, ihn zu erkennen und nach seinem Willen und seinen Geboten zu leben. In diesem natürlichen Sinne sind wir alle blutsverwandt und stammen von gemeinsamen natürlichen Eltern ab. In diesem Sinne betrachten wir uns als (natürliche) Brüder und Schwestern. 

Davon unterschieden ist die übernatürliche Verwandtschaft durch dieselbe gemeinsame Gesinnung, denselben Glauben an den einzigen Erlöser Jesus Christus. In Gott sind wir wahrhaft eine Familie, Brüder und Schwestern; wir haben Gott durch Teilhabe der Sohnschaft Jesu Christi zum Vater und die Kirche, die uns durch die Taufe zu neuem, ewigen Leben gebiert, zur Mutter. (Vgl. Johannes Chrysostomos, Kommentar zum Römerbrief 20. Homilie,Kap. 8: "Bei Christen gilt Blutsverwandtschaft nichts (für ihr ewiges Heil), sondern da gibt es nur eine geistige Verwandtschaft....")

Diese verschiedenen Ebenen des Miteinander-Verwandtseins, die natürliche einerseits und die übernatürliche andererseits, sollte man niemals verwechseln oder durcheinanderbringen...



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Samstag, 19. Juli 2014

Die Kirche ist für das Heil notwendig

Es ist - selbst für Gläubige - heute oft schwierig, Glaubenswahrheiten, die eigentlich ganz klar und eindeutig sind, zu erkennen und auszusagen. Das liegt vor allen Dingen daran, dass in unseren satten und reichen Breitengraden seit Jahrzehnten die Katechese, d. h. die Weitergabe des Glaubensgutes, weitestgehend zum Erliegen gekommen ist. Katechismusunterricht in der Pfarrei, in dem systematisch Kinder und Jugendliche über ihren katholischen Glauben unterrichtet und zu einem Leben aus dem Glauben heraus angeleitet und motiviert werden, gibt es schon lange nicht mehr und der schulische Religionsunterricht besteht zum großen Teil aus vergleichender Religionenkunde und einer Art Ethikunterricht, in dem die Lehre der Kirche zumeist nur unter anderem und am Rande vorkommt.

Ein Beispiel für die Ratlosigkeit in Glaubensaussagen ist die Frage, ob es für den Menschen zur Erlangung des ewigen Heils notwendig ist, der (sichtbaren) katholischen Kirche anzugehören. Ebenso ratlos sind viele Gläubige, wenn es darum geht, zu beschreiben, was es heißt, der katholischen Kirche anzugehören; wer gehört zur katholischen Kirche und in welcher Weise oder in welcher aussagbaren "Intensität" ist jemand (Mit-)Glied der einzigen Kirche Jesu Christi, die allein vom Papst und den mit ihm verbundnen Bischöfen geleitete (römisch-)katholische Kirche ist?

Um so dankbarer sind wir Gläubigen, wenn auch heute von berufener Seite diese Glaubenswahrheiten deutlich und unmissverständlich ausgesprochen, dargelegt und bekräftigt werden, denn die Lehren aus dem Katechismus und aus älteren - wenn auch deswegen keineswegs ungültigen - Aussagen bedürfen immer wieder einer wiederholenden Aktualisierung.

Dr. Gero P. Weishaupt hat nun anhand des 14. Artikels der dogmatischen Konstitution "Lumen gentium" des II. Vatikanums die Lehre der Kirche zusammengefasst und unmissverständlich dargelegt:

Lumen gentium, Artikel 14

Die Kirche ist für das Heil notwendig.
In Artikel 14 von Lumen gentium sprechen die Konzilsväter zum einen von der Heilsnotwendigkeit der Kirche, wobei deutlich ist, dass das Zweite Vatikanische Konzil den ekklesiologischen Grundsatz „Außerhalb der Kirche kein Heil“ (Extra Ecclesiam nulla salus) nicht preisgegeben hat; er gilt nach wie vor, ohne Abstriche. Zum anderen thematisieren die Konzilsväter die Bedingungen für die volle Zugehörigkeit zur einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche, wie wir sie im Credo bekennen.

Hohe Lehrautorität des Konzils

Zur Erlangung des Heils ist die Zugehörigkeit zur sichtbaren (!!!) Kirche notwendig. Diese Aussage der Konzilsväter ist zwar kein Dogma, aber dennoch von hoher lehrmäßiger Autorität, wenn sie formulieren: „Gestützt auf die Heilige Schrift und die Tradition, lehrt (docet) sie (die Heilige Synode = das Zweite Vatikanische Konzil), dass diese pilgernde Kirche zum Heil notwendig ist“. Mit dem Verb „docet” (= sie lehrt) deuten die Konzilsväter unmissverständlich an, dass sie eine Lehre verkünden, die die Gläubigen fest annehmen und bewahren müssen (vgl. firmiter amplectenda ac retinenda), da die Lehre von der Heilsnotwendigkeit der Kirche aufs engste mit der Offenbarung zusammenhängt. Die Heilsnotwendigkeit ergibt sich aus der Gegenwart Christi in der Kirche, der der einzige „Mittler und Weg zum Heil“ ist. Die Kirche ist der mystische Leib Christi, seine Gegenwartsweise in der jeweiligen Zeit, in die die Kirche hineingestellt ist. Über die Kirche, durch die Kirche und in der Kirche begegnet der Mensch Christus selber. Durch die Taufe wird der Mensch in die Kirche und durch sie in Christus einverleibt. Darum gibt es für den, der wirklich erkannt hat, dass ihm durch die Kirche die Gnade Gottes geschenkt ist, keinen anderen Weg zum Heil. Wer allerdings ohne Schuld außerhalb der Kirche steht, kann bei einem nötigen Bemühen, ein rechtes Leben zu führen, im Hinblick auf den allgemeinen Heilswillen Gottes das Heil erlangen. Denn wenngleich die Kirche heilsnotwendig und der ordentliche Heilsweg ist, ist Gott in seiner Allmacht nicht an sie gebunden. Darum gibt es – unter dem genannten Umstand – auch außerhalb der sichtbaren Struktur Heil.

Gestufte Zugehörigkeit zur einen wahren Kirche Christi

Die volle Zugehörigkeit zur sichtbaren Kirche formulieren die Konzilsväter im Sinne des heiligen Rorbert Bellarmin (1542-1621) anhand der drei Bande des Glaubensbekenntnisses (vinculum professionis fidei), der Sakramente (vinculum sacramentorum) und der kirchlichen Leitung und Gemeinschaft (vinculum ecclesiastici regiminis et communionis). Wer den  katholischen Glauben bekennt, die sieben Sakramente der Kirche anerkennt, sich unter die hoheitliche Leitung der Kirche stellt und mit der Gemeinschaft der Kirche verbunden ist, gehört ganz zur sichtbaren Katholischen Kirche. Im Blick auf die anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften und im Blick auf die Möglichkeit von Rechtsverlusten in der Kirche wird damit im Umkehrschluss auch eine unvollkommene bzw. unvollständige Zugehörigkeit zur einen Kirche Christi, die einzig und allein in der Römisch Katholischen Kirche, in ihren sichtbaren Strukturen, in ihrer Fülle, so sie wir sie im Credo der Kirche bekennen, „subsistiert“ (vgl. Lumen gentium, Art. 8) ausgesagt. Eine besondere Gruppe stellen die Katechumenen dar. Sie sind, auch wenn noch nicht sakramental durch die Taufe mit Christus und der Kirche vereint, durch ihren Willen in die Kirche aufgenommen zu werden, mit ihr verbunden. Der kirchliche Gesetzgeber hat dies gewürdigt: Katechumenen haben ein Recht auf ein katholisches Begräbnis. Weil die Katechumenen bereits durch ihr Verlangen, die Taufe zu empfangen und so Glieder der Kirche zu werden, mit der Kirche bereits verbunden sind, werden sie hinsichtlich des Begräbnisses den Gläubigen gleichgestellt (vgl. can. 1183 § 1 CIC/1983).

Lumen gentium, Artikel 14

Den katholischen Gläubigen wendet die Heilige Synode besonders ihre Aufmerksamkeit zu. Gestützt auf die Heilige Schrift und die Tradition, lehrt sie, daß diese pilgernde Kirche zum Heile notwendig sei. Christus allein ist Mittler und Weg zum Heil, der in seinem Leib, der Kirche, uns gegenwärtig wird; indem er aber selbst mit ausdrücklichen Worten die Notwendigkeit des Glaubens und der Taufe betont hat (vgl. Mk 16,16; Joh 3,5), hat er zugleich die Notwendigkeit der Kirche, in die die Menschen durch die Taufe wie durch eine Türe eintreten, bekräftigt. Darum könnten jene Menschen nicht gerettet werden, die um die katholische Kirche und ihre von Gott durch Christus gestiftete Heilsnotwendigkeit wissen, in sie aber nicht eintreten oder in ihr nicht ausharren wollten. Jene werden der Gemeinschaft der Kirche voll eingegliedert, die, im Besitze des Geistes Christi, ihre ganze Ordnung und alle in ihr eingerichteten Heilsmittel annehmen und in ihrem sichtbaren Verband mit Christus, der sie durch den Papst und die Bischöfe leitet, verbunden sind, und dies durch die Bande des Glaubensbekenntnisses, der Sakramente und der kirchlichen Leitung und Gemeinschaft. Nicht gerettet wird aber, wer, obwohl der Kirche eingegliedert, in der Liebe nicht verharrt und im Schoße der Kirche zwar „dem Leibe”, aber nicht „dem Herzen” nach verbleibt. Alle Söhne der Kirche sollen aber dessen eingedenk sein, daß ihre ausgezeichnete Stellung nicht den eigenen Verdiensten, sondern der besonderen Gnade Christi zuzuschreiben ist; wenn sie ihr im Denken, Reden und Handeln nicht entsprechen, wird ihnen statt Heil strengeres Gericht zuteil.“


Zur Diskussion in der Blogoezese, ob die Zugehörigkeit zur (römisch-katholischen) Kirche heilsnotwedig ist:

Siehe auch: 


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Donnerstag, 8. Mai 2014

Maiandacht 8. Tag - Seelenadel durch die heiligmachende Gnade

 

Weiß ist dein Kleid wie Schnee,
dein Antlitz wie die Sonne.
Mit des Heils Gewändern hat der Herr mich bekleidet,
wie eine Braut, geschmückt im Brautgeschmeide.
(Brevier zu Maria Empfängnis)



Die Bewahrung vor der Erbsünde und aller Sündenmakel ist ein ganz einzigartiger Vorzug der lieben Gottesmutter. Hoch erhaben steht sie dadurch über uns sündigen Menschen. Doch nicht nur von Sündenlosigkeit erzählt uns das Bild der Unbefleckten Empfängnis, es kündet uns auch von dem Reichtum, dem Adel ihrer Seele.

Im Paradiese erfreuten sich die Menschen des vertrauten Umgangs und der Freundschaft mit Gott. Das bewirkte in ihnen die heiligmachende Gnade. Die Sünde zerriss diese Freundschaft; sie schuf einen tiefen Abgrund zwischen Gott und der gefallenen Menschheit. Christi Kreuz und Blut sollten diese Kluft überbrücken, diesen Abgrund schließen.

Für Maria hat diese Kluft nie bstanden. Durch ihre unbefleckte Empfängnis ist sie vom ersten Augenblicke ihres Daseins an im Stande der heiligmachenden Gnade, in der innigsten Liebe und Freundschaft mit Gott verbunden. Sie steht Gott ganz nahe als der ewigen Reinheit geliebteste Braut. Eine Blume ist um so schöner, je mehr Sonnenlicht sie in sich hineintrinken kann. Auch Menschenseelen sind wie Blumen, und Gott ist die Sonne der Seelen. Maria steht dieser Sonne am nächsten.

Was eine Menschenseele vom Leben und Reichtum Gottes nur zu fassen vermag durch die Gnade, das hat die Seele Mariens in sich aufgenommen. Sie ist voll der Gnade. Weil sie Gott so nahesteht, so innig mit ihm verbunden ist, darum ist sie auch das herrlichste Abbild seiner Vollkommenheit. Deshalb sagt ein heiliger Gottesgelehrter, Gott hätte wohl einen schöneren Himmel und eine bessere Erde schaffen können, nimmer aber seinem Sohne eine herrlichere Mutter als die gnadenvolle Jungfrau Maria.

Vielleicht ahnen wir jetzt, was die heiligmachende Gnade wert ist. Als Brautschmuck für sein liebstes Geschöpf findet der allmächtige Gott im Himmel und auf Erden nichts Schöneres als die heiligmachende Gnade und die schenkt er Maria in überreichem Maße.

Am Bild der Unbefleckten Empfängnis sehen wir, wie wahr der Katechismus lehrt: "Die heiligmachende Gnade ist das Kostbarste, was wir auf Erden besitzen können. Daher muss es unsere größte Sorge sein, sie nicht zu verlieren, sie vielmehr ständig zu vermehren und sie möglichst bald wieder zu erlangen, wenn sie verloren gegangen ist."

In der heiligen Taufe haben wir dieses Gnadengeschenk erhalten. Als das Taufwasser über unsere Stirn floss, da schwand die Kluft zwischen uns und Gott. Er zog uns voll Erbarmen an sich, in seine heilige Nähe. Mehr noch: er nahm uns auf in die innigste Verwandtschaft als seine Kinder, machte uns "teilhaftig seiner göttlichen Natur".

Durch die heiligmachende Gnade lässt Gott uns teilnehmen an dem Reichtum seines übernatürlichen, göttlichen Lebens. "Seht, welche Liebe uns der Vater erwiesen hat", ruft darum der Liebesjünger Johannes, "dass wir Kinder Gottes heißen und es auch sind."

Der heilige Petrus schrieb deshalb den Getauften: "Ihr seid ein auserwähltes Geschlecht, ein königliches Priestertum, ein heiliges Volk, ein zu eigen erworbenes Volk." Durch dieses göttliche Leben, das wir heiligmachende Gnade nennen, ist auch unsere Seele ein herrliches Abbild der ewigen Schönheit Gottes, ja, ein lebendiger Tempel Gottes, in dem der dreifaltige Gott wohnt, heiliger und kostbarer in den Augen Gottes als der wertvollste Tabernakel in den steinernen Gotteshäusern.

Nun wollen wir, wie es uns am Taufbrunnen gesagt ist, untadelig unsere Taufe hüten. Wir waren einst Finsternis, nun aber sind wir Licht im Herrn und wollen als Kinder des Lichtes wandeln. Im Sonnenlicht der Gottesnähe wird das göttliche Leben in uns wachsen zur vollkommenen Gottähnlichkeit. Durch das Gebet und die heiligen Sakramente, am meisten durch die Gottesnähe Christi im heiligen Messopfer und in der heiligen Kommunion werden wir zunehmen an Gnade und heranreifen zum "Vollalter Christi".

Wir beten ein Ave Maria, dass Maria uns helfe, die heiligmachende Gnade zu bewahren und ständig in ihr zu wachsen:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Wisset ihr nicht, dass ihr Tempel Gottes seid?
Der Tempel Gottes ist heilig, und der seid ihr! (1 Kor 3,16.17)
Wer gerecht ist, übe weiter Gerechtigkeit;
und wer heilig ist, heilige sich weiter. (Offb 2,11)


Gebet:
O Gott, du hast die unvergleichliche Jungfrau Maria mit allem Reichtum deiner Gnade geschmückt, sie zur Zierde der Erde gemacht und über alle Chöre der Engel begnadet. Gib auch uns deine Gnade und lass uns durch die Bitten dieser heiligsten Jungfrau den Reichtum deines göttlichen Lebens erlangen und in Ewigkeit bewahren. Amen
 

Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 29-31; (s. Quellen)



Bild: Krönung Mariens; Fra Angelico

Mittwoch, 7. Mai 2014

Maiandacht 7. Tag - Immakulata


Ganz schön bist du, Maria;
in dir ist nicht der Erbsünde Makel.
In deiner Empfängnis hast du Gnade vom Herrn empfangen, Erbarmen von Gott, deinem Heile.
(Brevier von Mariä Empfängnis)


Von Ewigkeit her hat der dreifaltige Gott sich mit Maria beschäftigt. Der Herr besaß sie im Anfang seiner Wege.  An der Schwelle des verlorenen Paradieses und in den folgenden Zeiten hat er ihre Ankunft den Menschen kundgetan. Nun tritt sie hinaus aus den Plänen Gottes, hinein in die Welt: "Meine Freude ist es, bei den Menschenkindern zu sein." (Spr 8,32)

Da steht sie unter uns sündigen Menschenkindern als die Sündenlose, als die Lilie unter den Dornen, als das wiedergefundene Paradies. Immakulata nennen wir sie. Die Sünde unsere Stammeltern ist allen Menschen zum Verhängnis geworden, zu unserer aller Erbschuld. Wir alle treten mit der Erbsünde behaftet ins Dasein. "Sieh, in Ungerechtigkeit bin ich empfangen und in Sünden hat meine Mutter mich geboren." (Psalm 50,7)

Nur vor Maria macht die Flut der Sünde halt. Emporgehoben von Gott in lichte, reine Höhen, kann Maria nicht berührt werden von den unreinen Wogen des Sündenstromes. Die heilige katholische Kirche lehrt: "Die allerseligste Jungfrau Maria ist im ersten Augenblick ihrer Empfängnis durch ein ganz einzigartiges Gnadengeschenk des allmächtigen Gottes in Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erlösers des Menschengeschlechtes, von jeder Makel der Erbsünde rein bewahrt geblieben."

Das war für Maria ein schönes Geschenk: Das Blut ihres Sohnes am Kreuze hat diese Gnade ihr schon im Voraus verdient. Es war also eine reine Immakulata-Gabe. Großes hat an ihr getan, der da mächtig und dessen Name heilig. Maria aber hat zu dieser Gabe noch etwas hinzugefügt: ihre Gesinnung, den Willen, dieser Gabe entsprechend zu leben. Das ist jene feine, edle Haltung der Seele, die sich ganz rein, ganz unschuldig bewahren will, vor dem kleinsten Flecken und Fehler. Das ist Immakulata-Gesinnung. Mit der Gnade Gottes hat Maria durch ihr ganzes Leben  ihre Seele rein bewahrt; nie hat auch nur der geringste Hauch von Sünde und Begierlichkeit den hellen Glanz ihrer Seele getrübt. So ist sie denn die ganz Unversehrte, Schöne, Makellose.

Vor diesem Bild der Allerreinsten fühlen wir so recht, was wir durch die Sünde der Stammeltern verloren haben; spüren wir doppelt den Riss, der seitdem durch jedes Menschenleben geht, den Kampf zwischen Geist und Fleisch. Ein tiefes Heimweh wird in uns wach nach der Ruhe, nach dem Frieden der Sündenlosigkeit, wie er aus dem Bilde der Immakulata uns entgegenstrahlt.

Dieser Friede war einst auch unser Reichtum. Zwar sind wir in der Erbsünde auf die Welt gekommen; das Blut Christi hat uns nicht davor bewahrt wie Maria, aber es hat auch an uns Großes getan: es hat uns abgewaschen und gereinigt von aller Schuld im heiligen Sakrament der Taufe. Da leuchtete auch unsere Seele in Paradiesesunschuld!

Und wenn unsere Seele auf dem Wege durch die Welt nicht frei blieb vom Staub und Schmutz der Sünde, dann wird das Blut Christi durch Priesterhand auch heute uns wieder reinigen, wenn wir in Demut und Reue zum heiligen Sakramente der Buße kommen. Unsere Seele ist nicht sündenlos erschaffen, soll aber sündenlos werden, eine Immakulata-Seele. So ist es Gottes Wille und tiefste Sehnsucht des eigenen Herzens.

Der Weg dazu ist auch für uns die Gesinnung der Immakulata. Am Taufbrunnen haben wir es im Taufgelöbnis versprochen: "Ich widersage dem Satan und allen seinen Werken und all seiner Pracht." Diesen Immakulatageist wollen wir treu im Herzen pflegen durch die zarte Scheu, Gott auch nur in den kleinsten Dingen zu beleidigen, und durch Wachsamkeit in den Versuchungen, damit unsere Seele unter dem Schutze der reinsten und unbefleckten Jungfrau und Gottesmutter Maria das weiße Kleid rein und unbefleckt zu Gott trage.

Wir beten ein Ave Maria, damit Maria uns die Reinheit des Herzens erflehe und bewahre:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiligt und gerechtfertigt 
im Namen unseres Herrn Jesus Christus. (1 Kor 6,11)
Wasche meinen Frevel gänzlich ab
von meiner Sünde mach mich rein.
Ein reines Herz erschaff in mir, o Gott;
den rechten Geist erneuere in meinem Innern. (Ps 50)


Gebet:
O Gott, du hast durch die Unbefleckte Empfängnis der Jungfrau Maria deinem Sohne eine würdige Wohnstätte bereitet: du hast sie im Hinblick auf den Tod deines Sohnes vor aller Makel bewahrt. Deshalb bitten wir dich, lass uns durch ihre Fürsprache rein werden und so zu dir gelangen. Durch denselben Jesus Christus, unsern Herrn, der mit dir lebt und herrscht in der Einheit des heiligen Geistes, Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.
(Kirchengebet vom Fest Mariä Empfängnis)


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 26-29 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)



Freitag, 25. April 2014

Halleluja! Tauft und lehret!


Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, beteten sie ihn an. Einige aber hatten Zweifel. Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde. Darum geht zu allen Völkern und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe. Seid gewiss: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.

Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat:
da lasst uns frohlocken und fröhlich sein!
Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn.
Gott ist der Herr, er leuchtet vor uns auf.
Alleluja, alleluja! Kündet den Heiden:
vom Holze herab herrscht der Herr als König!

Lesung und Graduale des Messformulars vom Freitag in der Osterwoche (s. Schott-Volksmessbuch)


Weiteres zum Thema "Missionsauftrag":


Montag, 21. April 2014

Wahrhaftig: Auferstanden von den Toten!

Christi Tod betraf nicht nur ihn selbst: so auch die Auferstehung. Er ist für uns gestorben; wir waren durch die Sünde Adams dem Tod verfallen; nun aber, da er, der neue Adam, sich unserm Schicksal unterwarf, überwand er den Tod. Und er überwindet ihn für uns mit.

Sind wir (durch die Taufe) mit ihm gestorben und durch seinen sieghaften Tod erlöst, so sind wir auch in ihm auferstanden! Christus ist der Erste (1 Kor 15,20). Alle, die zu ihm halten, werden nach ihm ebenfalls auferstehen. Das ist unser fester Glaube, und dieser Glaube ist unsere größte Kraft.

Dumpf lastet auf den Jüngern und Frauen der Tod des Herrn. Was sie an menschlichen Hoffnungen noch hatten, das ist vernichtet. Aber es ist immer so! Auch heute bei uns! Wir legen uns die Dinge so und so zurecht. Dann wirft ein Ereignis alles über den Haufen - und nun erst sind wir frei für Gottes Pläne, die so ganz anders sind. Jetzt da die Jünger und Frauen, natürlich gesprochen, nichts mehr zu hoffen haben, da kommt das ungeheuerlich Befremdende, das unfasslich Beglückende: "Er ist auferstanden; er ist nicht hier: seht, wo er lag!" (Mk 16,6) und: "Der Herr ist wahrhaft auferstanden und dem (Simon) Petrus erschienen!" (Jo 21,7).

"Der Herr" bedeutet hier immer Gott. Das Erlebnis der Gottheit Christi ist bei seinen Treuen durch die Tatsache seiner wirklichen Auferstehung durchgebrochen wie nie zuvor. Jetzt, jetzt wussten sie bis in des Herzens Grund: "Er ist Gott! denn: Er ist auferstanden!" und "Wir sind in Gottes Hand!" 

Man muss sich einmal vorstellen, einmal nachzuerleben suchen, welches ganz neue Lebensgefühl, welches himmlische Glück sie damit erfüllen musste! Ihr Jubel lebt noch heute weiter in unserer Liturgie. Aber er strömt als lebendiges Erbe auch weiter in unseren Herzen! Welcher Christ fühlte das nicht!

Ja, Christus ist Gott! Er ist wahrhaft auferstanden! Was kann uns also geschehen?... Er ist als Erster auferstanden. Komme, was kommen mag, auch wir werden mit ihm einst verwandelt werden; denn so schreibt der Apostel: "Es wird gesät in Vergänglichkeit, auferweckt in Unvergänglichkeit; es wird gesät in Armseligkeit, auferweckt in Herrlichkeit, gesät wird in Schwachheit, auferweckt in Kraft; gesät ein natürlicher Leib, auferweckt ein geistiger Leib..."

Dann wird sich auch erfüllen das Wort: "Verschlungen ist der Tod im Sieg! Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?" (1 Kor 15,42-44; 54-55).


Heinrich Jansen Cron SJ in: "Weisheit für den Alltag - Aus den Messen eines Jahres"; Verlag Ludwig Auer/Cassianeum Donauwörth; Imprimatur 1954; S. 28-29) (s. Quellen)


Sonntag, 13. April 2014

Karwoche - Durchbohrt um unserer Sünden willen

Liturgie und seelisches Miterleben der Fastenzeit erreichen ihren Höhepunkt in der Karwoche (vom Palmsonntag bis zum Samstag vor Ostern). In dieser Woche wird das ungeheure Leiden an Seele und Leib, das Christus durchmachen musste, um die Schuld der Menschheit zu sühnen, anschaulich.

Es ist die Woche, die unsere Erlösung durch den Kreuzestod des Herrn vergegenwärtigt und die darin gipfelt, dass die Katechumenen die heilige Taufe empfangen (in der Täuflingsmesse am Osterfest) bzw. wie es heute ist: dass wir die Taufgnade in uns erneuern. Denn "wir sind durch die Taufe in seinen Tod eingetaucht", sagt Paulus (Röm 6,3), "in seinen Tod hinein begraben" (6,4), "durch die Gemeinschaft mit seinem Tod mit ihm verwachsen und werden es ebenso durch die Auferstehung sein" (6,5). "Alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen... ihr seid alle eins in Christus" (Gal 3,27).

Ohne den Leidenstod des Herrn ist unsere Taufe nicht zu denken. Ein ungeheurer Ernst fällt daher für den reifen Christen über dieses Sakrament. Und das soll es auch sein; das ist der Sinn, wenn in dieser Woche viermal die Leidensgeschichte verkündet wird: am Sonntag nach Matthäus, am Dienstag nach Markus, am Mittwoch nach Lukas, endlich am Karfreitag nach Johannes.

Wir sind "um einen teuren Preis erkauft" (1 Kor 6,20; 7,23). Trauer war immer das vorherrschende Gefühl dieser Woche. Sie bewegte uns Deutschen schon vor mehr als tausend Jahren das Gemüt. Aus jener alten Zeit stammt die Bezeichnung Kar-Woche, die wir heute noch beibehalten haben, obgleich wir das althochdeutsche Wort Kara, d. h. Trauer, sonst nicht mehr gebrauchen.

In der Dichtung Parzifal des Wolfram von Eschenbach (geb. 1165) ist es das Karfreitagserlebnis, das den Helden endlich zu Gott führt. Und wahrlich: Niemand, der sich diesem großartigen und grauenvollen Geschehen aufschließt, geht ohne Erschütterung von dannen.

Aber es soll eine Vernichtung zur Auferstehung sein, ein Tod zur Erlösung,ein Karfreitag vor Ostern. Niemals wird ja auch Ostern ohne Karfreitag, Leben ohne Tod, Ernte ohne Aussaat, Erlösung ohne Taufe sein.

Es hat Begnadete gegeben, die in außerordentlicher Deutlichkeit das Leiden Christi nicht nur nachbetrachtet, sondern geschaut haben, wie z. B. die Dülmener Augustinerin Anna Katharina Emmerick aus Coesfeld i. W. (gest. 1824), deren Visionen der Dichter Klemens Brentano nachgeschrieben und herausgegeben hat. Aber was ist etwas Derartiges gegenüber der Tatsache, dass siebenhundert Jahre vor Christus der Prophet Isaias das Leiden des Gottesknechtes bis in die Einzelheiten hinein schaute und niederschrieb!

In einem der besten theologischen Bücher: Gustav E. Closen, "Wege in die Heilige Schrift" (Regensburg, Pustet) heißt es: "Das berühmteste Dokument der Passionsmystik des Alten Bundes ist neben Psalm 22 (21) das Lied vom leidenden Gottesknecht im 52. und 53. Kapitel des Propheten Isaias. Es ist der Text, von dem Augustinus gefragt: Ist das schon Evangelium oder ist es noch Prophetie?"

Es ist das Lied, von dem der große Bibelkenner Franz Delitzsch meinte: Wie viele sind an diesem goldenen Passional des alttestamentlichen Evangeliums schon die Augen aufgegangen! - Es ist unter dem Kreuz von Golgotha geschrieben (118). Von dieser einfach überwältigenden Vorschau des Leidens Christi bei Isaias stehen in der zweiten Lesung der Karmittwoch-Messe die Verse 53,1-12. Wir wollen sie uns nicht entgehen lassen und womöglich auch die vorhergehenden Vers (ab 52, 13) in der Bibel nachlesen. 

Closen sagt weiter:
"Das klassische Argument des frühen Christentums für die Wahrheit von Jesu Leben, Jesu Sendung und Jesu Werk lautet: Alles dies ist geschehen, damit erfüllt würde, was die Schrift gesagt hat durch den Propheten, wenn er sprach: ... 

Die Brote, die der Herr am See wunderbar vermehrt, und die Fische, die Petrus auf wunderbare Weise fing, existieren nicht mehr. Aber die Textworte, die die Propheten, in der Kraft ihrer wunderbaren prophetischen Inspiration gesprochen und beschrieben, die können wir heute noch gleichsam in die Hand nehmen, betrachten und deuten.

So ist die Prophetie ein Wunder, das in besonderer Weise noch der fernsten Zukunft zur nächsten Gegenwart wird. Wir selber dürfen die Worte des Propheten mit der Wirklichkeit vergleichen und ihre übernatürliche Kraft und Weite feststellen und bewundern" (125).

Hier mögen wenigstens einige Zeilen aus der berühmten uralten Prophetie herausgegriffen sein (Isaias 53, 4-6 und 9-11):
Wir meinten freilich, er sei gestraft,
von Gott gedemütigt und geschlagen.
Dabei war er durchbohrt um unserer Sünden willen,
zermalmt wegen unserer Freveltaten.
Eine Züchtigung, die uns den Frieden brachte, hat ihn getroffen;
durch seine Wunden wurden wir geheilt.
Wie Schäflein hatten wir uns verirrt.
Jeder von uns war seinen eigenen Weg gegangen.
Da legte der Herr die Scvhuld von uns allen auf ihn...
Er hat kein Verbrechen begangen,
keine Lüge ward in seiner Rede gefunden;
doch dem Herrn gefiel es, ihn mit Siechtum zu schlagen.
Wenn er sein Leben als Sühnopfer einsetzt,
soll er zahlreiche Nachkommen sehen und sich langen Lebens erfreuen*,
und durch sein Werk kommt das Vorhaben des Herrn zum Ziel.
Seiner Mühen Früchte wird er schauen,
ganz glückerfüllt durch solche Erkenntnis.
* Da es im ungekürzten Text vorher heißt, er sei gestorben, ist hier gemeint, er solle sich als Auferstandener des ewigen Lebens freuen, glückerfüllt  durch die Erkenntnis, welch wunderbare Früchte sein Leiden gebracht.

Heinrich Jansen Cron SJ in: "Weisheit für den Alltag - Aus den Messen eines Jahres"; Verlag Ludwig Auer/Cassianeum Donauwörth; Imprimatur 1954; S. 25-27 (s. Quellen)


Bild: Jesus als Schmerzensmann und Spottkönig, Ecce Homo; FW

Sonntag, 9. März 2014

Zum 1. Fastensonntag: Wozu kam Christus in die Welt?

Es ist sehr wichtig, die rechte Grundauffassung von der Aufgabe und Sendung Jesu Christi zu haben. Der Engel Gabriel hatte ihn angekündigt als den Messias, der "sein Volk erlösen wird von seinen Sünden" (Mt 1,21), und Johannes der Vorläufer rief ihn aus als "das Lamm  Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt" (Jo 1,27). Und nicht anders.

Die Kirche beginnt die eigentliche Fastenzeit damit, uns das tiefste Wesen des Erlösers wieder ins Gedächtnis zu rufen im heutigen Evangelium. Gerade dieses scheint für die Katechumenen wichtig, die in alter Zeit zu Ostern das heilige Sakrament der Taufe im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes empfingen; auf sie war (und ist) ja deshalb die Liturgie eigens ausgerichtet. Sie ist gewissermaßen ein Lehrgang des Glaubens, der auch für Jung und Alt von heute noch sehr zeitgemäß geblieben ist. So viel Verkehrtes und Verwaschenes über die Aufgabe und Sendung Christi und seiner heiligen Kirche dringt ja überall ein.

Das Bild Christi als Erlösers von den Sünden, vorab von der Erbsünde, und als Wiederbringers der Gnade Gottes zum ewigen Leben wird uns heute dargestellt in den bekannten Versuchungen Jesu (Mt 4, 1-11). Es sind nämlich drei falsche Messiasvorstellungen, die Satan gern in Christus verwirklicht sähe und die alle drei nicht nur den Menschen jener Zeit tief in der Vorstellung saßen. 

Der Apostel Matthäus weiß sehr wohl, warum er diese Versuchungen Jesu so ausführlich an den Anfang seines Evangeliums stellt, und auch die Kirche hat ihre Absicht, wenn sie die Fastenzeit damit beginnt. Man kann nicht aufbauen, wenn das Fundament nicht fest ist! Die Versuchungen zeigen uns deutlich Christus als den, der er war. Das allein ist ihr Zweck; denn an sich und innerlich konnte der Gott-Mensch mit Versuchungen nichts zu tun haben. Aber eben diese Versuchungen würden einmal auch die unsern sein.

So ließ er sie an sich herankommen; darum erfahren wir von ihnen; wir sollen seinem Vorbild in solcher Lage folgen. "Darum musste er in allem seinen Brüdern gleich werden, damit er barmherzig wurde und ein treuer Hoherpriester vor Gott, um die Sünden des Volkes zu versöhnen; denn darin, worin er selbst gelitten hat und versucht worden ist, kann er auch denen, die versucht werden, helfen" (Hebr 2,17-18).

Wir wollen aber auch lernen, welche Messiasideen falsch sind und wozu Christus in Wirklichkeit allein gekommen ist.

Nach den vierzig Fasttagen hungerte ihn in der Wüste. Da kam der Versucher zum ersten Male: "Wenn du der Sohn Gottes bist, befiehl, dass diese Steine da Brot werden" (Mt 4,3).

Es ist eine falsche Auffassung, dass der Messias gekommen wäre, Armut und Hunger aus dieser Welt fortzunehmen! Einst, nach der Salbung in Bethanien, wird er den Jüngern sagen: "Arme werdet ihr allzeit unter euch haben!" (Mt 26,11). Nein, darum geht es dem Erlöser nicht. Er hat ganz andere Sorgen. Erst müssen einmal die Menschen für das Wort Gottes geöffnet werden. Vergessen wir das nicht!

Der Erlöser ist nicht als sozialer Reformator gekommen. Er kam auch nicht, um die Sensationslust der Menschen zu befriedigen. Die wundersüchtigen und "adventistischen" Hoffnungen wird er enttäuschen. Satan, fromm, wie er sich gelegentlich geben kann, nimmt eine Schriftstelle in den Mund: "Gott hat doch deinetwegen seinen Engeln befohlen, dich auf ihren Händen zu tragen, damit du deinen Fuß nicht an einen Stein stößest" (Ps 91,11-12). Aber das Leben des Reiches Gottes spielt sich nicht in Sensationen ab, sondern in der Stille und Kraft der Herzen, auch nicht in der Leidlosigkeit weder des geschichtlichen noch des geheimnisvoll fortlebenden Christus, d. h. der Kirche. Wir, die Glieder dieser heiligen Kirche, müssen das immer wieder lernen.

Und dann als Versuchung die Macht über die Reiche dieser Welt. "Dies alles will ich dir geben, wenn du niederfällst und mich anbetest" (Mt 4,10). Aber Christus ist auch nicht als politischer Herrscher gekommen. Alle politischen Messiashoffnungen seiner und späterer Zeiten hat er zunichte gemacht mit der Antwort, die das Anerbieten Satans überhört: "Weg mit dir Satan!" (Mt 4,10). Vor Pilatus wird er noch einmal betonen: "Mein Reich ist nicht von dieser Welt" (Joh 18,51). Auch diese Wahrheit dürfen wir niemals vergessen, um so weniger, als wir mit beiden Füßen auf dem wirklichen Boden dieser Welt zu stehen haben, wenn wir Christen sein wollen: in der Welt, aber nicht von der Welt.

Das sind drei wichtige Linien im Bilde Christi, die uns durch durch diese Versuchungen verdeutlicht werden, gerade jetzt am Beginn der Fastenzeit. Sie soll ja an Hand seiner Gestalt und Gnade eine Zeit der Besinnung und Erneuerung sein, damit wir für Ostern bereitet sind. So sagt die Epistel: "Wir mahnen euch, ihr möchtet nicht vergeblich die Gnade Gottes empfangen... Seht, jetzt ist die Gnadenzeit, jetzt ist der Tag des Heils" (2 Kor 6,1-2). (...)

Wir sollten in Ansehung der rechten Wertordnung uns ganz öffnen dem Herrn, der gekommen ist, uns zu erlösen von unsern Sünden und uns selig zu machen. Darum wollen wir im Gebet und Sakrament die Verbindung mit ihm suchen und finden, die uns ein reines Gewissen, ein starkes Herz und ein hoffnungsvolles Wesen erwirkt. "Mit seinen Fittichen wird dich der Herr umschatten, und unter seinen Flügeln wirst du Hoffnung haben; mit einem Schild umgeben wird dich seine Treue" (Ps 90,4-5; Communio).

Dann können wir im Schlussgebet zuversichtlich bitten: Deines Sakramentes heilige Opferspeise erneuere uns, Herr. Sie reinige uns von der alten Schuld, damit wir zur Teilnahme am Geheimnis unseres Heils, d. h. zur österlichen Auferstehung gelangen.


Heinrich Jansen Cron SJ in: "Weisheit für den Alltag - Aus den Messen eines Jahres"; Verlag Ludwig Auer/Cassianeum Donauwörth; Imprimatur 1954; S. 11-14 (s. Quellen)



Weitere Betrachtungen zur Fastenzeit von H. Jansen Cron SJ:



Donnerstag, 30. Januar 2014

Die drei Säulen des 'sensus Ecclesiae': Demut, Treue und Gehorsam, Gebet für die Kirche

 Sentire cum Ecclesia

„Der Christ ist nicht ein Getaufter, der die Taufe empfangen hat und dann auf seinem Weg weitergeht. Die erste Frucht der Taufe ist, dass du zur Kirche gehörst, zum Volk Gottes. Einen Christen ohne Kirche versteht man nicht. Und deshalb sagte der große Paul VI., dass es ein absurdes Auseinanderreißen ist, Christus ohne die Kirche zu lieben (vgl. Evangelii nuntiandi, 16). Auf Christus zu hören, nicht aber auf die Kirche; mit Christus zu sein, aber außerhalb der Kirche — das geht nicht. Das ist ein absurdes Auseinanderreißen. Die Botschaft des Evangeliums empfangen wir in der Kirche, und in der Kirche gestalten wir unsere Heiligkeit, unseren Weg in der Kirche. Das Andere ist eine Phantasie oder, wie er es sagte: ein absurdes Auseinanderreißen“.

Der „sensus Ecclesiae“ — die kirchliche Gesinnung bestehe gerade darin, „in der Kirche zu spüren, zu denken, zu wollen“. Der Papst erläuterte drei Säulen dieser Zugehörigkeit, dieses „sentire cum Ecclesia“. Die erste Säule sei die Demut, im Bewusstsein der großen Gnade, in eine Gemeinschaft eingegliedert worden zu sein:

„Eine Person, die nicht demütig ist, kann nicht ‚mit der Kirche fühlen und denken‘. Sie wird das fühlen und denken, was ihr gefällt, was ihm gefällt. Diese Demut sieht man in David: ‚Wer bin ich, mein Herr und Gott, und was ist mein Haus, dass du mich bis hierher geführt hast?‘ (V. 18). In diesem Bewusstsein, dass die Heilsgeschichte nicht mit mir begonnen hat und nicht mit meinem Tod enden wird. Nein, alles ist eine Heilsgeschichte: ich komme, der Herr nimmt dich, er lässt dich vorangehen, und dann ruft er dich und die Geschichte geht weiter. Die Geschichte der Kirche begann vor uns und wird nach uns weitergehen. Demut: wir sind ein kleiner Teil eines großen Volkes, das auf den Straßen des Herrn einhergeht“.

Als zweite Säule nannte Franziskus die Treue, die mit dem Gehorsam verbunden werden müsse:

„Treue zur Kirche. Treue zu ihren Lehren. Treue zum Credo. Treue zur Lehre, diese Lehre bewahren. Demut und Treue. Auch Paul VI. rief uns in Erinnerung, dass wir die Botschaft des Evangeliums als Geschenk empfangen und sie als Geschenk weitergeben müssen, nicht aber, als handle es sich um etwas, das uns gehört: sie ist ein empfangenes Geschenk, das wir geben (vgl. Evangelii nuntiandi 15;78). Und in dieser Weitergabe treu sein. Denn wir haben empfangen und müssen ein Evangelium weitergeben, das nicht uns gehört, das Jesus gehört, und — so sagte er — wir dürfen nicht zum Herrn des Evangeliums werden, zum Herrn der empfangenen Lehre, um nach unserem Gutdünken darüber zu verfügen“.

Die dritte Säule bestehe in einem besonderen Dienst: im Dienst des Gebets für die Kirche. „Wie schaut es mit unserem Gebet für die Kirche aus?“ fragte sich der Papst abschließend: „Beten wir für die Kirche? In der Messe alle Tage, aber zuhause? Wann verrichten wir unsere Gebete?“. Franziskus betonte die Wichtigkeit des Gebets für die ganze Kirche überall auf der Welt: „Der Herr helfe uns, auf diesem Weg zu gehen, um unsere Zugehörigkeit zur Kirche und unser ‚sentire cum Ecclesia‘ zu vertiefen“.


Armin Schwibach via kath.net: Zusammenfassung der Predigt von Papst Franziskus am 30. Januar 2014


Video-Dokumentation der Predigt in Ausschnitten: 

 




Bild: eigenes Foto

Dienstag, 14. Januar 2014

Vaterfreuden


"Ich liebe es, Kinder zu taufen. Ich liebe es sehr! Jedes Kind, das geboren wird, ist ein Geschenk der Freude und der Hoffnung, und jedes Kind, das getauft wird, ist ein Wunder des Glaubens und ein Fest für die Familie Gottes."

Papst Franziskus am 12.01.2014 vor dem Angelusgebet auf dem Petersplatz







Weiteres zum Thema "Taufe":


Foto: Taufe Jesu; Gegenstück zur Kanzel in der Basilika der Benediktinerstiftes Ottobeuren; "Taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!" - An der gegenüberliegenden Kanzel heißt es: "Gehet und lehret alle Völker!" (vgl. Mt 28,19)

Samstag, 11. Januar 2014

Ein „nicht jugendfreies Sakrament“?

Zur Frage des Firmalters 

Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

Ein Pfarrer erzählte mir, wie es ihm gelang, einem jungen Erwachsenen die längst vergessene Firmung ins Gedächtnis zurückzurufen. Er stellte ihm die Frage: „Können Sie sich nicht erinnern, einmal in der Kirche einem Mann begegnet zu sein, der so ähnlich aussah wie Sankt Nikolaus und Ihnen die Hand auf den Kopf gelegt hat?“ Im Geist des Befragten dämmerte es. Ja, da war tatsächlich so etwas gewesen! Die entsprechende Situation erstand, wenn auch reichlich verblasst, vor seinem inneren Auge. Eine spätere Überprüfung brachte die Bestätigung: Die Firmung hatte vor etwa fünfzehn Jahren stattgefunden. 

Man wird solche Vergesslichkeit nicht als ideales Ergebnis der Katechese rühmen können. Die Firmung sollte doch gründlich vorbereitet und festlich vollzogen werden, damit sie dem Gedächtnis zeitlebens tief eingeschrieben bleibt. So tief wie der Seele das unauslöschliche Prägemal! Das ist aber bei vielen Katholiken nicht der Fall. 

Deshalb wurde in jüngster Zeit eine Praxis ersonnen und mancherorts eingeführt, die einen bewussteren Empfang der Firmung fördern will. Unter den Neuerungen brachte besonders ein Punkt lebhafte, teilweise heftige Auseinandersetzungen mit sich: die Festlegung des Firmalters auf 18 Jahre in einigen Diözesen. Unvermeidlich, dass unter den Gegnern alsbald ironische Redensarten wie die vom „nicht jugendfreien Sakrament“ aufkamen. Die Befürworter hingegen wiesen auf Beispiele wie das eingangs erwähnte hin: Wenn die Firmung keine markanteren Spuren als eine diffuse Erinnerung an den nikolausähnlichen Mann hinterlasse, dann sei die Anhebung des Firmalters dringend geboten, zumal dem Christen in unserer Zeit mehr denn je das selbständige Zeugnis abverlangt werde. 

Es fällt nicht schwer, derartige Gedanken nachzuvollziehen. Manches scheint ernsthaft für eine spätere Firmung zu sprechen. Und dennoch widerspricht sie sowohl dem Recht als auch dem Sakramentsverständnis und der pastoralen Weisheit der Kirche. 

Das kirchliche Gesetzbuch nennt als Voraussetzungen, um gefirmt werden zu können, den „Vernunftgebrauch“ und verlangt, dass der Kandidat „gehörig unterrichtet und recht disponiert ist und die Taufversprechen zu erneuern vermag“ (can. 889 § 2) – ein Anforderungsprofil, das zunächst eher ein höheres Alter nahezulegen scheint. Ist das Glaubensverständnis eines jungen Erwachsenen nicht gereifter als das eines Kindes an der Schwelle zum Jugendalter? Kann man die brav aufgesagte Taufgelübdeerneuerung eines Zwölfjährigen überhaupt ernstnehmen? 

Doch das Kirchenrecht wird deutlicher. „Die Gläubigen sind verpflichtet, dieses Sakrament rechtzeitig zu empfangen“, schärft can. 890 ein, und um gar keine Zweifel darüber, was mit „rechtzeitig“ gemeint sei, aufkommen zu lassen, heißt es im darauffolgenden can. 891: „Das Sakrament der Firmung ist den Gläubigen um das Unterscheidungsalter zu spenden, wenn nicht die Bischofskonferenz ein anderes Alter festgesetzt hat oder Todesgefahr besteht oder nach dem Urteil des Spenders ein schwerwiegender Grund etwas anderes anrät.“ Das „Unterscheidungsalter“ (das insbesondere zur Unterscheidung der Eucharistie von gewöhnlichem Brot befähigt) beginnt nach kirchlichem Sprachgebrauch nicht mit 18, sondern eher mit sieben Jahren. Hierzulande haben sich die Bischöfe für ein Firmalter um zwölf Jahre ausgesprochen. Eine bedeutend spätere Spendung zur Vorschrift zu machen, ist also gegen das Kirchenrecht. 

Auch das katholische Sakramentsverständnis hat etwas dagegen einzuwenden. Zunächst müssen wir uns darüber klar sein, dass diese Mündigkeits-Problematik bis ins Zeitalter der Aufklärung hinein weitgehend unbekannt war. Die Ostkirchen halten ohnehin an der ursprünglichen Praxis der christlichen Initiation (Einweihung) fest und spenden die grundlegenden Sakramente Taufe, Firmung und Kommunion auch beim Säugling in direkter Abfolge. Er wird sich später an die Firmung nicht einmal als an eine Begegnung mit einem nikolausähnlichen Mann erinnern können... 

Die westliche Christenheit hat das Sakrament auf ein späteres Datum verschoben und schließlich hinter die Erstkommunion gerückt, um seine Beziehung zu dem entsprechenden Lebensabschnitt zu betonen: Wie die Taufe als übernatürliche Wiedergeburt der natürlichen Geburt folgt, so die Firmung als Begabung und Stärkung mit dem Heiligen Geist dem Erwachen der Vernunft.

Weil in diesem Alter auch die Auseinandersetzungen mit dem glaubensfeindlichen Geist beginnen, hebt die Kirche mit Recht die Pflicht zur rechtzeitigen Firmung hervor. Der junge Mensch braucht den Heiligen Geist heute eher früher als später! Und er braucht dazu eine verbindliche, eingehende, geisterfüllte Katechese. Darin bestünde eine wahrhaft zeitnahe Sakramentenpastoral. 




Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS) 


Weiteres zum Thema "Firmung":


Buchempfehlung:

Das "Kleine Rituale" 1962 enthält die Texte in deutsch und lateinisch von u. a. Taufe, Firmung, Krankenkommunion, Krankensalbung, Sterbegebete, Beerdigung, kirchlicher Trauung nach den liturgischen Büchern von 1962 - und vieles mehr... Das Büchlein kann - auch in höherer Stückzahl - kostenlos bestellt werden. Spenden zur Deckung der Druckkosten werden gerne entgegengenommen. (weitere Infos: bitte hier klicken!)





Bild: Himmel der Kanzel in der Klosterbasilika von Ottobeuren; privat

Freitag, 10. Januar 2014

Göttliches Gnadenleben durch die Taufe



Die Sakramente gehören zur Mitte des christlichen Glaubens und verweisen auf ein Geschehen der Gnade, durch das Gott in unserem Leben gegenwärtig wird und handelt. Als allumfassendes Heilssakrament setzt die Kirche das heilbringende und lebensspendende Handeln Christi in der Geschichte fort.

Die Taufe ist das Sakrament, auf dem unser Glaube gründet und das uns in Christus und in die Kirche eingliedert. Die Taufe ist ein Geschenk. Niemand kann sich selber taufen. Wie eine Mutter bringt die Kirche in der Fruchtbarkeit des Heiligen Geistes neue Kinder in Christus hervor.

Zusammen mit der Firmung und der Eucharistie bildet die Taufe die christliche Initiation, d. h. das sakramentale Geschehen, das uns dem Herrn gleich­gestaltet und uns zu einem lebendigen Zeichen seiner Gegenwart und Liebe macht. Die Taufe ist keine Formsache! Sie berührt unser Sein im Innersten, wenn wir eingetaucht werden in die unerschöpfliche Quelle des Lebens, in den Tod Jesu und die Auferstehung Christi. In der Taufe, die uns von der Erbsünde befreit hat, sind wir neue Schöpfung geworden und haben Christus angezogen.


Papst Franziskus in der Generalaudienz am 08.01.2014


Weiteres zum Thema "Taufe":


Bild: Detail der Kanzel in der Kerzenkapelle zu Kevelaer; privat

Donnerstag, 14. November 2013

Taufe ist notwendig um Vergebung der Sünden zu erlangen; Beichte erneuert und stärkt die Taufgnade

Zusammenfassung der Ansprache des Hl. Vaters bei der Generalaudienz am 13.11.2013




Liebe Brüder und Schwestern,
im Großen Glaubensbekenntnis heißt es: „Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der Sünden.“ Als einziges Sakrament wird im Credo die Taufe genannt; sie ist die „Pforte“ des Glaubens und des christlichen Lebens. Durch die Taufe wird der Christ zum neuen Leben geboren.

Taufen bedeutet eintauchen, es ist ein geistliches Eintauchen in den Tod Christi, um mit ihm als neue Schöpfung aufzuerstehen. Die Taufe ist das Bad der Wiedergeburt aus dem Heiligen Geist und die Erleuchtung durch das Wort Christi. Von der Gnade Christi erleuchtet, soll der Getaufte selber Licht für die anderen werden.

Ferner werden in der Taufe alle Sünden vergeben: die Erbsünde, alle persönlichen Sünden wie auch die Sündenstrafen. Hier ist Gottes mächtiges Erbarmen am Werk. Sein Heilswirken nimmt aber nicht die Schwachheit der menschlichen Natur von uns und auch nicht die Verantwortung, immer wieder neu um Vergebung zu bitten. So ist die Taufe der Ausgang eines Bekehrungs­weges, der das ganze Leben andauert.

Das Sakrament der Beichte bildet dann gleichsam eine zweite Taufe, die stets auf die eigentliche Taufe verweist, sie festigt und erneuert, damit wir aus der Taufgnade wirklich als Kinder Gottes leben können. 
(Quelle: vatican.va)



Weiteres zum Thema "Taufe":



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Montag, 28. Oktober 2013

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 2:. Der Unterschied zwischen Klerus und Laien

Prof. Dr. Georg May

Die andere Hierarchie

Teil 2


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997

 

II.  Der Unterschied zwischen Klerus und Laien


1. Gleichheit der Würde als Christen

Die Kirchenglieder werden unterschieden in Kleriker und Laien. Wer eine Weihe empfangen hat, gehört zum Klerus. Die Nichtgeweihten werden als Laien bezeichnet. Kleriker und Laien bilden zusammen das Volk Gottes.

Die Unterscheidung von Klerikern und Laien enthält keinerlei Beurteilung der einen wie der anderen. Kleriker und Laien unterscheiden sich nicht in bezug auf ihren Wert oder ihre Würde als Christen. Zwischen ihnen waltet vielmehr "eine wahre Gleichheit in der allen Gläubigen gemeinsamen Würde und Tätigkeit zum Aufbau des Leibes Christi" (LG Nr 32; c 208). Alle Getauften sind in ihrer Weise des Amtes Christi als Priester, Prophet und König teilhaftig. Alle sind gerufen, je nach ihrer eigenen Lage die Sendung der Kirche auszuführen (c. 204 §1). Alle Gläubigen arbeiten je nach ihrer Lage zum Aufbau des Leibes Christi mit.

Das Amt beinhaltet lediglich einen besonderen göttlichen Auftrag und eine gesteigerte Verpflichtung, nicht einen menschlichen Vorzug seines Trägers. Auch der Kleriker bedarf zur Erlangung seines eigenen Heils der Dienste eines anderen Geweihten.


2.  Das Amt

Die Kirche ist von Jesus Christus gestiftet. Eine Stiftung unterliegt dem Willen des Stifters, nicht dem Willen ihrer Mitglieder oder Destinatäre. Der Herr, der die Kirche gestiftet hat, hat sie danach nicht verlassen. Er leitet und belebt sie in unsichtbarer Weise, wozu er sich der Mitglieder der Hierarchie bedient.

In der Kirche geht nicht alle Macht vom Volke, sondern von Jesus Christus aus. In ihr gibt es keine Volkssouveränität sondern in ihr gibt es Gottes Souveränität. In der Kirche wird die Autorität nicht von unten nach oben übertragen, sondern mit Hilfe des Wirkens Gottes von oben nach unten verliehen. Wahrheit und Gnade stehen nicht zur Disposition des Volkes oder einer Mehrheit. Auch die Amtsträger sind lediglich Diener Christi und Mitarbeiter Gottes. Dieser Sachverhalt wird am Apostolat deutlich.

Der Apostel repräsentiert Christus, steht und handelt an Christi Stelle. Paulus schreibt in 2 Kor 5,20: "An Christi Statt sind wir also gesandt, indem Gott durch uns ermahnt. Wir bitten an Christi Statt: Lasst euch versöhnen mit Gott." Wenn der Apostel Christus, den Stifter der Kirche, in seinem Sein und in seinem Handeln repräsentiert, dann ist ihm auch - freilich in abgeleiteter Weise - Autorität zu eigen. Als Inhaber der Autorität darf er Gehorsam von der Gemeinde fordern (2 Kor 10,5). Was von den Aposteln gilt, das findet auch auf ihre Nachfolger Anwendung. Wer in der apostolischen Sukzession steht, gewinnt am Amte Christi Anteil.



Fortsetzung folgt in unregelmäßigen Abständen

Predigten von Prof. Georg May: bitte hier klicken!

Freitag, 23. August 2013

Mit großer Freude empfängt dich die Kirche Gottes

Im neuen Taufritus aus dem Jahre 1969/1973 hieß es bei der Bezeichnung der Stirne des Täuflings mit geweihtem Öl undifferenziert: „Mit großer Freude empfängt dich Gemeinschaft der Glaubenden.“ [Magno gaudio communitas christiana te (vos) excipit]. Diese Formulierung war offensichtlich unkonkret und mehrdeutig und hätte zu Missverständnissen oder Falschauslegungen führen können.

Benedikt XVI. ordnete noch im Februar 2013 per Dekret folgende Änderung an: „Mit großer Freude empfängt dich die Kirche Gottes“ [Magno gaudio Ecclesia Dei te (vos) excipit]. Das lateinische Dekret erläutert: „Die Taufe ist ein Sakrament des Glaubens, durch welches Menschen in die eine Kirche Christi eingegliedert werden, welche in der katholischen Kirche, die vom Nachfolger Petri und den Bischöfen in Gemeinschaft mit ihm geleitet wird, subsistiert.“ (mehr dazu: katholisches.info)



Weiteres zum Thema:


Dienstag, 13. August 2013

Das Grundprinzip jedes Glaubensboten


[Es ist] wichtig, nie das Grundprinzip jedes Glaubensboten zu vergessen: Man kann Christus nicht ohne die Kirche verkünden. Evangelisieren ist nie ein isoliertes, individuelles, privates Handeln, sondern immer ein kirchliches Handeln.

Paul VI. schrieb: "Auch der einfachste Prediger, Katechist oder Seelsorger, der im entferntesten Winkel der Erde das Evangelium verkündet, seine kleine Gemeinde um sich sammelt oder ein Sakrament spendet, vollzieht, selbst wenn er ganz allein ist, einen Akt der Kirche." Er ist "nicht auf Grund einer Sendung, die er sich selber zuschreibt, oder auf Grund einer persönlichen Anregung tätig … , sondern in Verbindung mit der Sendung der Kirche und in ihrem Namen" (Evangelii nuntiandi 60). Dies gibt der Mission Kraft und lässt jeden Missionar und Glaubensboten spüren, dass er nie allein ist, sondern Teil eines einzigen vom Heiligen Geist beseelten Leibes.

 



Foto: Taufe; Glasfenster der Kirche St. Johannes Baptist, München-Haidhausen; © FW
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