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Freitag, 6. März 2015

Erneuerung 2

(Fortsetzung von hier.)

Wann aber hätten wir, Geliebteste, eine günstigere Gelegenheit, zu den von Gott verliehenen Heilmitteln unsere Zuflucht zu nehmen, als gerade dann, wenn uns die in bestimmter Ordnung wiederkehrenden Zeiten die wunderbaren Vorgänge unserer Erlösung aufs neue vor die Seele führen?

Um diese Ereignisse würdiger zu feiern, wollen wir uns in heilsamster Weise durch ein vierzigtägiges Fasten darauf vorbereiten! Nicht allein für jene, die durch das Geheimnis des Todes und der Auferstehung Christi in der Taufe wiedergeboren und zu einem neuen Leben geführt werden sollen, sondern auch für all die Völker, die bereits wiedergeboren sind, ist es nutzbringend und notwendig, in einem so heiligenden Gnadenmittel Kraft zu suchen: für jene, um zu empfangen, was sie noch nicht besitzen, und für diese, um das Empfangene zu bewahren.

Sagt doch der Apostel: "Wer steht, der sehe zu, daß er nicht falle!"(1) . Nach diesem Ausspruch ist niemands Stärke so gefestigt, daß er nicht für seine Standhaftigkeit fürchten müßte. Laßt uns daher, Geliebteste, die ehrwürdigen Einrichtungen dieser heilbringenden Zeit befolgen und mit peinlicherer Sorgfalt den Spiegel unserer Seele reinigen! Mag auch einer während seines Wandels hinieden noch so keusch und maßvoll leben, so haftet ihm doch so mancher Staubflecken von seiner Pilgerschaft auf Erden an.

Auch bleibt der Glanz des nach Gottes Bild erschaffenen Menschengeistes nicht so von aller Eitelkeit ungetrübt, daß er nicht durch Schmutz verdunkelt werden könnte und nicht immer wieder erneuert werden müßte. Wenn nun eine solche Reinigung selbst für jene, die sich sehr in acht nehmen, schon vonnöten ist, in welch ausgedehnterem Maße müssen dann erst die darnach streben, die fast während des ganzen Jahres allzu selbstbewußt oder vielleicht gar allzu gleichgültig dahinlebten! Diese ermahnen wir mit der Liebe, die wir ihnen schulden, sich nicht dabei zu beruhigen, weil wir (2) nicht volle Einsicht in das Gewissen der einzelnen gewinnen können.

Für das Auge Gottes, das alles zugleich sieht, bildet weder ein Versteck noch ein Verließ ein Hindernis. Nicht allein, was man früher getan und gedacht hat, ist ihm offenbar, sondern auch das, was man noch tun und denken wird. So weit erstreckt sich also das Wissen des höchsten Richters, so weit sein Blick, vor dem man erzittern muß. Er durchdringt alle Körper und kennt jedes Geheimnis. Das Dunkle liegt offen vor ihm wie der Tag, und was stumm ist, steht ihm Rede und Antwort. Das Schweigen ist für ihn ein Bekenntnis, und das Herz erschließt sich ihm auch ohne Worte.

Niemand soll die Geduld unbeachtet lassen, die ihm der gütige Gott erzeigt, wenn er seine Sünden (3) ungeahndet läßt! (4) . Ebensowenig möge er glauben, ihn nicht beleidigt zu haben, weil er seinen Zorn noch nicht gefühlt hat! Nicht lange währt die Frist unseres Erdenlebens, und nicht beständig genießen wir die Freiheit, an Torheiten unser Herz zu hängen. Die Qual ewiger Strafe wird an ihre Stelle treten, wenn man nicht das Heilmittel der Buße sucht, solange noch die Gerechtigkeit ihren Urteilsspruch hinausgeschoben hat. (weiterlesen)


1: 1 Kor 10,12
2: Priester
3: noch
4: vgl.Röm 2,4: Wh 11,24; 12,2.ff;2 Petr 3,9



Leo der Grosse († 461) - Sämtliche Sermonen (Sermones); Sermo XLIII. 5. Predigt auf die vierzigtägige Fastenzeit; Bibliothek der Kirchenväter


Bild: Franziskanerkirche in Salzburg (mit der Pacher-Madonna im Hochaltar); eigenes Bild

Erneuerung!

Leo der Große: Predigt zur Fastenzeit 

Geliebteste! Die apostolische Lehre ermahnt uns, "den alten Menschen mit seinen Werken abzulegen"(1) und durch einen heiligen Lebenswandel tagtäglich an unserer (2) Erneuerung zu arbeiten. Wenn wir nämlich nach dem Ausspruche des Apostels: "Ihr seid ein Tempel des lebendigen Gottes" (3) ein solcher Tempel Gottes sind und der Heilige Geist in uns wohnt (4) , dann müssen wir mit unermüdlicher Wachsamkeit darauf achten, daß unseres Herzens Wohnstätte eines so hohen Gastes nicht unwürdig ist.

Wie man bei den von Menschenhand erbauten Häusern mit anerkennenswertem Eifer darangeht, jeden durch Eindringen des Regens, durch Sturmwind oder das Alter selbst entstandenen Schaden rasch und sorgfältig auszubessern, so gehört es sich auch, ununterbrochen und ängstlich dafür zu sorgen, daß man in unseren Herzen keinerlei Unordnung und keinerlei Unrat finde.

Freilich kann unser Gebäude nicht bestehen, wenn es nicht an seinem Erbauer eine Stütze hat, kann unser Haus nicht unbeschädigt bleiben, wenn es nicht der schirmt, der es ausführte, aber weil wir "vernunftbegabte Steine" und ein "lebendiges Bauholz" sind (5) , so war es die Absicht unseres Schöpfers, daß jeder mit dem Meister an seiner Erneuerung mitarbeite.

Darum darf sich der Mensch auch nicht bei der Befolgung der göttlichen Vorschriften der Gnade Gottes entziehen oder sich jenes Gutes entsagen, ohne welches sein Gehorsam kein guter sein kann. Und wenn er die Wahrnehmung macht, daß ihm die Erfüllung der Gebote in manchen Stücken unmöglich ist oder große Schwierigkeiten bereitet, so beschränke er sich nicht auf sich selbst, sondern nehme zu seinem Gebieter seine Zuflucht, der ihm deshalb seinen Willen vorschreibt, um in ihm das Verlangen nach Hilfe wach werden zu lassen und diese auch zu gewähren! Sagt doch der Prophet: "Wirf deine Sorge auf den Herrn und er wird dich erhalten!" (6) .

Oder sollte vielleicht einer so keck und anmaßend sein, sich für so unversehrt und unbefleckt halten, daß an ihm nichts mehr erneuert werden müßte? Wer eine solche Überzeugung von sich hegt, der täuscht sich gründlich. Maßlose Eitelkeit beraubt den der Denkkraft, der inmitten der Versuchungen dieses Erdenlebens von jeder Verwundung frei zu bleiben glaubt.

Alles ist voller Gefahren und voller Fallstricke; Ein Stachel sind unsere Begierden und auf der Lauer liegt die Verführung. Alles, was Gewinn bringt, zieht uns in seine Netze, und jeder Verlust erfüllt uns mit Schrecken. Eine bittere Sprache führen unsere Tadler, und auch jene, die uns loben, meinen es nicht immer ehrlich. Auf der einen Seite tobt der Haß, auf der anderen umgarnt uns heuchlerische Ergebenheit, so daß es leichter ist, einen Feind zu meiden, als einem falschen Freunde aus dem Weg zu gehen. (weiterlesen)


1: Eph 4,22; Kol 3,8; vgl.Röm 6,4; Hebr 12,1: 1 Petr 2,1
2: inneren
3: vgl. 1 Kor 3,17
4: ebd 6,19
5: vgl.1 Petr 2,5

6: Ps 54,23; vgl. 1 Petr 5,7


Leo der Grosse († 461); Bibliothek der Kirchenväter, Sämtliche Sermonen (Sermones); Sermo XLIII. 5. Predigt auf die vierzigtägige Fastenzeit (1. Teil)


Bild. Erneuerung; eigenes Foto

Freitag, 6. September 2013

Fasten - warum? Und dann noch am Samstag bzw. am Sonntag?

Die drei urchristlichen Akte der Gottesverehrung und Mittel der Buße sind Gebet, Fasten und Almosen geben.

Seit altersher - und auch in neutestamentlichen und christlichen Zeiten - ist das Fasten eine Übung, um Gott die eigene Abhängigkeit einzugestehen, seine Hochmütigkeit und Arroganz abzulegen  und ihn so in aller Demut und Kleinheit um seinen Segen oder um einen Gunsterweis zu bitten. Tatsächlich sollen wir Gott (neben danken und lobpreisen) auch bitten, um das, was wir wünschen, jedoch mit der Einstellung, dass wir uns in diesem Bitten und Flehen ganz in seine Hand geben und dass immer Sein Wille geschehe.

Deutlich wird das z. B. in den Gebeten der Liturgie, die man nur einmal nachlesen möge. Im Johannes-Evangelium spricht Christus selbst zu uns:  "Was ihr vom Vater erbitten werdet, das wird er euch in meinem Namen geben. Bis jetzt habt ihr noch nichts in meinem Namen erbeten. Bittet und ihr werdet empfangen, damit eure Freude vollkommen ist." (Joh 16,23f)

Das Fasten - im richtigen Sinne verstanden - ist ein Zeichen des guten Willens. Der Mensch will damit zeigen, dass er bereit ist, auf etwas zu verzichten um im Gegenzug von Gott etwas zu erlangen. Dieses Von-Gott-erlangen-Wollen oder Von-Gott-erhört-werden-Wollen ist nicht unanständig und auch nicht unchristlich. Heute aber gilt es vielen als verpönt, jemanden - und erst recht Gott - um etwas zu bitten. Der Hochmut und eine falsche Bescheidenheit empfinden es als unwürdig, Gott anzuflehen, den guten Willen durch Fasten zu bekräftigen und sich auf das Kommen Gottes vorzubereiten. Gott sieht in das Herz des Menschen und wartet auf dessen  Bereitschaft, sich in seinen Willen zu ergeben. 

Manche stellen die Frage, ob man am Samstag bzw. am Sonntag fasten dürfe, die Kirche habe das doch untersagt. Wie kann ein Papst sich erdreisten... Nun, dem ist entgegenzusetzen:

1. "Der Bischof der Kirche von Rom, in dem das vom Herrn einzig dem Petrus, dem Ersten der Apostel, übertragene und seinen Nachfolgern zu vermittelnde Amt fortdauert, ist Haupt des Bischofskollegiums, Stellvertreter Christi und Hirte der Gesamtkirche hier auf Erden; deshalb verfügt er kraft seines Amtes in der Kirche über höchste, volle, unmittelbare und universale ordentliche Gewalt, die er immer frei ausüben kann." (Codex Iuris Canonici CIC Can.331).

Wenn also der Bischof von Rom und Hirte der Gesamtkirche hier auf Erden für die gesamte Kirche für einen bestimmten Samstag einen Fast- und Bettag für den Frieden in der Welt verkündet , so wird in allen Teilkirchen dieses Anliegen gerne und mit Freuden im Bewusstsein der Verantwortung für die ganze Welt aufgegriffen werden. Bestimmt der Papst den Fasttag an einem Samstag (z. B. den Vigiltag des Festes der Geburt der alleerseligsten Jungfrau Maria) oder Sonntag, so ist in der Dringlichkeit der Sache auch dem in kindlichem Gehorsam Folge zu leisten.

2. Seit jeher ist es in der Kirche üblich, sich durch Fasten auf den Empfang der heiligen Kommunion vorzubereiten. Dieses eucharistische Fasten (lat. ieiunium eucharisticum) galt in früheren Zeiten vor dem Kommunionempfang von Mitternacht an. Seit dem Jahre 1964  besteht das eucharistische Fasten darin, sich eine Stunde vor der Kommunion jeder Speise und jedes Getränkes zu enthalten. 
Diese Maßnahmen zeigen, dass es keineswegs nicht erlaubt sein kann, am Sonntag (oder Samstag) zu fasten.

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aus dem Katechismus der katholischen Kirche:
Die hauptsächlichen Bußwerke des Christen:
KKK 1434 Die innere Buße des Christen kann in sehr verschiedener Weise Ausdruck finden. Die Schrift und die Väter sprechen hauptsächlich von drei Formen: Fasten, Beten und Almosengeben [Vgl. Tob 12,8; Mt 6,1-18.] als Äußerungen der Buße gegenüber sich selbst, gegenüber Gott und gegenüber den Mitmenschen.
Der Sonntag - Tag der Gnade und der Arbeitsruhe:

KKK 2185 Am Sonntag und an den anderen gebotenen Feiertagen sollen die Gläubigen keine Arbeiten oder Tätigkeiten ausüben, die schuldige Gottesverehrung, die Freude am Tag des Herrn, das Verrichten von Werken der Barmherzigkeit und die angemessene Erholung von Geist und Körper verhindern. 

KKK 2186 Christen, die über freie Zeit verfügen, sollen an ihre Brüder und Schwestern denken, die die gleichen Bedürfnisse und Rechte haben, sich jedoch aus Gründen der Armut und der Not nicht ausruhen können. Der Sonntag wird in der christlichen Frömmigkeit stradition für gewöhnlich guten Werken und demütigem Dienst an Kranken, Behinderten und alten Menschen gewidmet. Die Christen sollen den Sonntag auch dadurch heiligen, daß sie ihren Angehörigen und Freunden die Zeit und Aufmerksamkeit schenken, die sie ihnen an den übrigen Tagen der Woche zu wenig widmen können. Der Sonntag ist ein Tag der Besinnung, der Stille, der Bildung und des Betrachtens, die das Wachstum des christlichen inneren Lebens fördern.

aus dem Ersten Brief des Klemens an die Korinther über die Wirkung des Fastens; 55. Kap:
Auch die glaubensstarke Esther setzte sich keiner geringeren Gefahr aus, um die zwölf Stämme Israels zu retten, als ihnen der Untergang drohte; denn durch ihr Fasten und ihre Demut bestürmte sie den allsehenden Herrn, den Gott der Ewigkeiten; er sah an die Verdemütigung ihrer Seele und errettete das Volk, um dessetwillen sie die Gefahr auf sich genommen hatte (Esth. 4,16; 7.8).
(Bibliothek der Kirchenväter - Apostolische Väter)


Montag, 2. September 2013

Papst Franziskus ruft zu Gebet und Fasten für den Frieden auf

Am 7. September soll nach dem Wunsch des Hl. Vaters Franziskus weltweit ein Fast- und Gebetstag für den Frieden in der Welt, insbesondere für den Frieden in Syrien, begangen werden.

Der Papst sagte beim Angelus am 01.09.2013:
"Heute, liebe Brüder und Schwestern, möchte ich mir den Schrei zu eigen machen, der von jedem Winkel der Erde, von jedem Volk, aus dem Herzen eines jeden und von der einen großen Menschheitsfamilie mit immer größerer Ängstlichkeit aufsteigt. Es ist der Schrei nach Frieden. Es ist der Schrei, der laut ruft: Wir wollen eine friedliche Welt; wir wollen Männer und Frauen des Friedens sein; wir wollen, dass in dieser unserer Weltgemeinschaft, die durch Spaltungen und Konflikte zerrissen ist, der Friede aufbreche und nie wieder Krieg sei! Nie wieder Krieg! Der Friede ist ein zu kostbares Gut, als dass er nicht gefördert und geschützt werden müsste. (...)

Der Schrei nach Frieden erhebe sich laut, auf dass er die Herzen aller erreiche; auf dass alle die Waffen niederlegen und sich leiten lassen von der Sehnsucht nach Frieden.

Deshalb, liebe Brüder und Schwestern, habe ich beschlossen, für die gesamte Kirche am kommenden 7. September, Vigil des Festes der Geburt Marias, der Königin des Friedens, einen Tag des Fastens und Betens für den Frieden in Syrien, im Nahen Osten und in der ganzen Welt anzusetzen. Ich lade ebenso die Brüder und Schwestern aller christlicher Konfessionen, die Mitglieder der anderen Religionen und die Menschen guten Willens dazu ein, sich dieser Initiative in einer Weise, die ihnen geeignet erscheint, anzuschließen.

Am 7. September werden wir uns hier auf dem Petersplatz von 19.00 Uhr bis 24.00 Uhr im Gebet und im Geist der Buße versammeln, um von Gott diese große Gabe für die geliebte syrische Nation und für alle Situationen von Konflikten und Gewalt in der Welt zu erbitten. Die Menschheit hat es nötig, Gesten des Friedens zu sehen und Worte der Hoffnung und des Friedens zu hören! Ich rufe alle Teilkirchen auf, dass sie nicht nur diesen Tag des Fastens begehen, sondern auch eine liturgische Feier in dieser Intention organisieren."


Papst Franziskus am 1. September 2013 beim sonntäglichen Angelusgebet auf dem Petersplatz in Rom



Papst Benedikt XVI.: Botschaft zum Weltfriedenstag am 1. Januar 2013: Selig, die Frieden stiften


Maria, Königin des Friedens, bitte für uns!


Freitag, 14. Juni 2013

Die Wiederentdeckung der Fülle des eucharistischen Mysteriums

Ein Gastbeitrag von Pfr. i. R. Werner Wolff, Bad Waldsee

Vom 5. Bis zum 9. Juni fand in Köln ein Eucharistischer Kongress statt. Er wollte dazu hinführen, dass wir dankbar die Fülle des eucharistischen Mysteriums wieder entdecken. Der Kölner Erzbischof, Joachim Kardinal Meisner, hat kürzlich in ähnlichem Zusammenhang gesagt
„Wir müssen Abschied nehmen von einer gewissen Selbstsäkularisation. Wir können der Entsakralisierung ein Ende machen. Das heißt: Wir müssen aus unseren Kirchen wieder Gotteshäuser machen, wo zu allererst die Liturgie das Mysterium des Glaubens feiert.
Zum Beispiel: Wir haben das eucharistische Fasten abgeschafft, wir haben (in vielen Kirchen) die Kommunionbänke abgeschafft, wir knien nicht mehr nieder – und haben nichts dagegen getan, dass damit auch Ehrfurchtslosigkeit und Banalisierung um sich griffen. Das konnte nicht gut gehen!“

Und der Kardinal hat Recht! Müssen wir nicht einen Niedergang eucharistischen Glaubens und eucharistischer Frömmigkeit wahrnehmen? Viele Katholiken wissen nicht mehr, was das Allerheiligste Altarssakrament ist.

Das beginnt damit, dass Viele beim Betreten einer Kirche keine Kniebeuge machen. Dass sich Gläubige zunächst einmal gegenseitig begrüßen und neueste Nachrichten austauschen Warum sollte man auch nicht, wenn man nicht weiß, dass Gott im Tabernakel gegenwärtig ist?

Der eucharistische Analphabetismus setzt sich fort in Predigt und Katechese. Man spricht nur von „Eucharistie“ und erklärt, das heiße „Danksagung“. Stimmt – aber das ist zu kurz gegriffen. Jesus Christus ist im Allerheiligsten Altarssakrament mit Gottheit und Menschheit, Leib und Seele, Fleisch und Blut gegenwärtig unter den äußeren Gestalten von Brot und Wein. Vor einem „Brot der Danksagung“ muss ich mich nicht niederknien – vor Gott wohl.

Es ist in den letzten 50 Jahren eine Generation herangewachsen, die nur noch vom „heiligen Brot“ hörte und vom „Mahl mit Jesus“. Auch das ist nicht falsch, spricht doch schon der römische Messkanon vom „heiligen Brot des ewigen Lebens“ (vgl. Joh 6, 51) und ist die Teilhabe an der Eucharistie doch schon Vorwegnahme des himmlischen Hochzeits“mahles“. Aber „heiliges Brot“ sagt nicht das Ganze. Es ist nur ein Aspekt. „Mahl“ ist nur die äußere Form, nicht das Wesen.

Der Inhalt der heiligen Messe müsste jeden Christgläubigen zutiefst erschaudern lassen: Sie ist nichts anderes als die unblutige Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers Christi auf Golgotha. Messe und Kreuzesopfer sind identisch: nur die Art der Darbringung ist unterschiedlich. Der Gottmensch stirbt am Kreuz und erlöst mit seinem im Gehorsam gegenüber dem himmlischen Vater dargebrachten Opfer die Gläubigen von Sünde, Tod und Teufel.

Und was geschieht bei uns in Deutschland an Fasching bzw. Fasnet, wenn dieses Opfer Christi unter uns gegenwärtig wird? Wir stellen uns in Kostümen als Clown mit roter Nase, Prinzessin oder Narr um den Altar herum, auf dem das Sterben des göttlichen Erlösers gegenwärtig wird, und wir singen Karnevalslieder. Wo dieser Gräuel an heiliger Stätte geschieht, ist Deutschland geistig umnachtet.

Der Eucharistische Kongress in Köln ist der Aufruf zur Wiederentdeckung des Eucharistischen Mysteriums und bietet das Heilmittel gegen die eucharistische Ignoranz, die das katholische Leben im innersten Bereich infiziert und gelähmt hat. Wenn die Eucharistie tatsächlich „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“ (LG 11) ist, wie das Zweite Vatikanische Konzil sagt, dann bedeutet die geistliche Verwirrung, die nach dem Konzil um sich gegriffen hat, nichts anderes, als dass das christliche Leben der Gläubigen im Begriff ist, ins Koma zu verfallen. Es zeigt sich heute sehr oft, dass "fortschrittlich Glaubende" das Konzil sehr oft im Munde führen, seine Aussagen aber kaum einmal wirklich studiert haben.

Eine Verkürzung der Eucharistielehre besteht darin, dass man nur noch vom „Sakrament“ der Eucharistie spricht. Doch die Messe ist nicht nur eine Sakramentenspendung, bei der der göttliche Erlöser von den Gläubigen empfangen wird. Dies würde einem lutherischen Abendmahlsverständnis nahe kommen. Die Feier der Eucharistie ist die Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers Christi. Die Wandlungsworte, die der Priester über Brot und Wein spricht, setzen nicht nur Jesus Christus gegenwärtig, durch die Trennung von Leib und Blut Christi erfolgt vielmehr das Gedächtnis des Todes Christi auf sakramentale Weise; denn im Tod flossen aus der Seitenwunde des göttlichen Erlösers Blut und Wasser – Leib und Blut wurden getrennt.

Vielerorts verbreitete Mißstände bei der Feier der hl. Messe verbieten sich damit von selber. Nicht wir machen die Messe, vielmehr ist die Messe ein objektives Geschehen, dem wir uns nur in ehrfürchtigem Staunen nahen dürfen. Nicht wir geben der Messe ein Thema, vielmehr werden wir bei der Messe hineingenommen in das Opfer Jesu Christi am Kreuz und damit berufen, unser eigenes Tun und Leiden mit dem Opfer Christi zu vereinigen und so mitzuwirken an der Erlösung. 

Versteht man die hl. Messe nur als wöchentliche Gemeindeversammlung, bei der man ein Stück Brot empfängt, das Mahlgemeinschaft symbolisiert und Solidarität zum Ausdruck bringt, dann ist es unserem Belieben anheimgestellt, ob wir teilnehmen oder nicht. Dann bedürfte es auch nicht des Kirchengebots: An Sonn- und Feiertagen nimm regelmäßig an der Eucharistiefeier teil! (GL 67,2)
 
Erst wenn wir verstanden haben, dass die Heilige Messe die Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers Christi ist, haben wir auch den richtigen Zugang zum Empfang dieses Sakraments; denn die heilige Speise, die wir in der Kommunion empfangen ist nicht irgendein Mahl, sondern Gott selbst, der sich uns zur Speise gibt.

Hieraus ergibt sich die Frage nach der Inneren Vorbereitung auf den Empfang der Kommunion. Machen wir uns noch darüber Gedanken, was das ist, was wir empfangen haben? Paulus sagt im ersten Korintherbrief 11, 27 – 29: „Wer unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn. Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu bedenken, dass es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und trinkt.“ Es ist wichtig, dass diese Worte des Apostels Paulus uns Gläubigen beim Empfang präsent sind, denn sie erinnern uns daran, dass das Sakrament der Eucharistie nur dann zum Segen wird, wenn die Seele frei ist von schwerer Schuld. Sonst wird die Eucharistie nicht zum Segen, sondern zum Gericht.

Ob es nicht symptomatisch für unser heutiges Verständnis und unser Verhalten gegenüber der Eucharistie ist, dass die zitierten Verse aus dem Korintherbrief des Paulus heute bei der Lesung z.B. am Fronleichnamsfest, ausgelassen werden? Ein Prediger, der darauf hinweist, wird gern in die Fundamentalistenecke gestellt, da er ja angeblich eine Drohbotschaft verkündet.

Der Empfang der heiligen Kommunion vereinigt uns auf sakramentale Weise mit Gott – diese Vereinigung ist von solcher spiritueller Fülle, dass sie nur noch durch die ewige Gemeinschaft mit Gott im Himmel übertroffen werden kann und hier auf Erden einer Vertiefung durch Verinnerlichung und eucharistische Anbetung bedarf. Frühere Generationen wussten und schätzten dies, sie gingen nicht nur untertags zum kurzen Gebet in eine Kirche, an der sie vorbei kamen, sondern sie besuchten den unter der Gestalt des Brotes gegenwärtigen Herrn auch für eine längere Zeit, um ihn anzubeten
 
Nicht zuletzt die Weltjugendtage und in deren Folge das von Jugendlichen getragene „Nightfever“ haben vielerorts zu einer spürbaren Wiederbelebung der eucharistischen Anbetung geführt. Erst der, der die Eucharistie anbetet, wird wirklich eucharistiefähig.

Es wird Zeit, dass das katholische Deutschland wieder anfängt, wahrhaft eucharistisch zu werden. Der Eucharistische Kongress in Köln sollte der Startschuss für eine Wiederentdeckung der Fülle des eucharistischen Mysteriums werden. Amen.



Zum Thema:



Sonntag, 17. Februar 2013

Nachfolge Christi im Kampf gegen die Sünde

Ein (...) Aspekt der Spiritualität der Fastenzeit ist der – wir könnten sagen – "kämpferische". Er tritt im Tagesgebet, der "Kollekte", hervor, wo von "Waffen" der Buße und vom "Kampf" mit dem Bösen die Rede ist.

Jeden Tag, besonders aber in der Fastenzeit, muß der Christ einen Kampf bestehen, der dem gleicht, den Christus in der Wüste von Judäa durchgestanden hat, wo er vierzig Tage lang vom Teufel versucht wurde, und in Getsemani, als er die schwerste Versuchung zurückwies und den Willen des Vaters bis zum letzten annahm.

Es geht um einen geistlichen Kampf, der gegen die Sünde und letztlich gegen den Satan gerichtet ist. Es ist ein Kampf, der die ganze Person einbezieht und ständig aufmerksame Wachsamkeit erfordert. Der hl. Augustinus bemerkt, daß derjenige, der in der Liebe Gottes und in seiner Barmherzigkeit wandeln will, sich nicht mit der Befreiung von schweren Sünden und Todsünden begnügen darf, sondern "die Wahrheit tut, indem er auch die Sünden erkennt, die als weniger schwer betrachtet werden … und er kommt ans Licht, indem er gute Werke vollbringt. Auch die weniger schweren Sünden verbreiten sich und führen zum Tod, wenn sie vernachlässigt werden" (vgl. In Io. evang. 12.13,35)

Die Fastenzeit erinnert uns also daran, daß das Leben des Christen ein ununterbrochener Kampf ist, in dem die "Waffen" des Gebets, des Fastens und der Buße eingesetzt werden. Das Böse, jede Form von Egoismus und Haß bekämpfen und sich selbst entsagen, um in Gott zu leben, das ist der aszetische Weg, den jeder Jünger Jesu zu gehen berufen ist – mit Demut und Geduld, mit Großmut und Beharrlichkeit.

Die gehorsame Nachfolge des göttlichen Meisters macht die Christen zu Zeugen und Aposteln des Friedens. Wir könnten sagen, daß diese innere Haltung uns hilft, auch besser deutlich zu machen, was die christliche Antwort auf die Gewalt sein muß, die den Frieden in der Welt bedroht. Sicher nicht Rache, Haß, ebensowenig Flucht in einen falschen Spiritualismus. Die Antwort dessen, der Christus nachfolgt, ist vielmehr, den Weg zu gehen, den er gewählt hat, als er angesichts der Übel seiner Zeit und aller Zeiten entschlossen das Kreuz auf sich nahm und den längsten, aber wirksamsten Weg der Liebe ging. Auf seinen Spuren und mit ihm vereint müssen wir alle uns bemühen, dem Bösen mit dem Guten, der Lüge mit der Wahrheit, dem Haß mit der Liebe zu begegnen.


Papst Benedikt XVI., aus der Predigt am Aschermittwoch 2006


Samstag, 16. Februar 2013

Teuer erkaufte Versöhnung: Geschenk und Angebot an uns

Der Satz des heiligen Paulus ist sehr stark: Gott hat ihn » für uns zur Sünde gemacht «. Jesus, der Unschuldige, der Heilige, "der keine Sünde kannte" (2 Kor 5,21), lädt sich die Last der Sünde auf und teilt mit der Menschheit ihre Folge, den Tod – den Tod am Kreuz.

Die Versöhnung, die uns angeboten wird, wurde um einen sehr hohen Preis erkauft: das auf Golgotha aufgerichtete Kreuz, an das der menschgewordene Sohn Gottes geheftet wurde. In diesem Eintauchen Gottes in das menschliche Leiden und in den Abgrund des Bösen liegt die Wurzel unserer Rechtfertigung.

Unser "Umkehren zu Gott von ganzem Herzen" auf unserem Weg in der Fastenzeit geht über das Kreuz, über die Nachfolge Christi auf dem Weg, die zum Kalvarienberg führt, zur vollkommenen Selbsthingabe.


Papst Benedikt XVI. in der Predigt am Aschermittwoch, den  13.02.2013 im Petersdom




Mittwoch, 13. Februar 2013

Aschermittwoch - Fastenzeit

Datei:Fladenbrot-2.jpg

Es ist in Wahrheit würdig und recht, billig und heilsam, Dir immer und überall dankzusagen, 
heiliger Herr,
allmächtiger Vater,
ewiger Gott.
Durch das Fasten des Leibes unterdrückst Du die Sünde, erhebst Du den Geist, spendest Tugendkraft und Lohn...


aus der Präfation für die Fastenzeit, s. Schott-Volksmessbuch


Weiteres zum Thema:


Samstag, 26. Januar 2013

Kirche und Karneval


Im Laufe der christlichen Jahrtausende ist der Schatz an liturgischen Festen stetig gewachsen. Dabei hat die Kirche ihre wahrhaft katholische Überlegenheit oft gerade darin erwiesen, dass sie Bräuche, die dem Heidentum entstammten, ihrem eigenen Kult einverleibte.

Gewiss mussten diese Traditionen zuerst von allen irrigen, abergläubischen und krausen Elementen gereinigt werden, um eine geeignete Ausdrucksform für christliche Glaubensgeheimnisse sein zu können. War das aber geschehen, so bestand kein Grund mehr, sich über den heidnischen Ursprung solcher Feste und Bräuche zu beunruhigen. 

Es bereitet uns z.B. keine Schwierigkeiten, dass Weihnachten seinen Platz bei der winterlichen Sonnenwende gefunden hat, da es ja wirklich den Aufgang des wahren Lichtes bedeutet. Ebenso wenig stören wir uns daran, dass Ostern bei uns mit dem Frühlingsanfang zusammenfällt, hat doch der Gekreuzigte und Auferstandene mit Sünde, Tod und Teufel die eigentliche, tiefste Kälte und Finsternis besiegt und der Kreatur Keime zu neuem Leben, neuem Erblühen verliehen.

Die heidnischen Kulte, die diese Etappen des Jahreszyklus einst markierten, sind also nun im christlichen Mysterium überwunden und überhöht worden. Bei anderen unserer Feste und Bräuche stößt man ebenfalls, gräbt man nur tief genug, auf vorchristliche Ursprünge ähnlich den Resten römischer Tempel, auf denen die Christenheit dem wahren Gott Kirchen erbaute. 

Auch in unseren Tagen gibt es das Bemühen, den liturgischen Reichtum zu vermehren, und wieder greift man auf heidnisches Erbe zurück: Fastnacht zieht in unsere Gotteshäuser ein! Karnevalistische Aufzüge machen längst nicht mehr vor dem Kirchenportal halt, sondern marschieren oft in grell-bunter Aufmachung und mit Trara, lärmend und lachend hinein in den geweihten Raum. Die Gestaltung des Gottesdienstes hat sich dem natürlich anzupassen; denn in einem fastnachtlich geschmückten Rahmen und vor maskierter Gemeinde wirken der streng liturgisch gewandete Geistliche und die messbuchgetreu gehaltene Liturgie nun einmal reichlich deplaziert. Versteht sich von selbst, dass von der Predigt bei derartigen Feiern anderes erwartet wird als Lehre, Ermahnung und Erbauung. 

Aber vielleicht sollte man die Fastnachts-Unruhe an heiliger Stätte einfach durchhalten? Es bedarf nun einmal einiger Zeit, bis die Assimilation heidnischen Erbes – in diesem Fall der alten Wintervertreibung und Begrüßung des wiederkehrenden Frühlings, durchsetzt mit Spuren des germanischen Julfestes und der römischen Saturnalien – in das kirchliche Leben geglückt ist. Dann aber wird das „Fest des heiligen Karneval“ seinen Platz innerhalb des liturgischen Jahres mit friedlicher Selbstverständlichkeit behaupten… 

Allerdings hatte die Fastnacht schon in die christliche Kultur Einzug gehalten, bevor man an Narrenmessen und dergleichen überhaupt nur zu denken wagte. Darauf weist auch die Deutung von „Fas(t)nacht“ als „Nacht vor dem Fasten“ hin (eine andere ist die von mittelhochdeutsch „vasen“ = „umherschwärmen, ausgelassen sein“). Dem entspräche auch die Herleitung des „Karneval“ von „carne vale“ = „Fleisch, lebe wohl!“, die sich neben derjenigen von „carrus navalis“ = „Schiffswagen“ gut behaupten kann und ausserdem zu dem Fastnachtsschlager passt: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei…“ 

Karneval als betont weltliche Feierlichkeit unter Christen, bei der man sich vor der vierzigtägigen Fastenzeit noch einmal, gleichsam „zum Abgewöhnen“, den Genüssen des Lebens überließ, sich verkleidete und der Ausgelassenheit frönte, hat es also auch früher schon gegeben, und es ist bemerkenswert, dass sich hier gerade katholische Gegenden – in Deutschland Köln und Mainz – besonders hervortaten.

Die Kirche betrachtete das Treiben mit einem wohlwollenden und einem gestrengen Auge. So wäre es mancherorts undenkbar gewesen, dass nicht auch der Herr Pfarrer in Form einer geist- und humorvollen Büttenrede (freilich: außerhalb des Gotteshauses!) seiner karnevalistischen Pflicht entsprochen hätte. Zugleich aber sühnte man an den drei wildesten Tagen anbetend vor dem Allerheiligsten, die Priester erhielten für die Beichte weitreichende Absolutionsvollmachten und die Gläubigen besondere Ablässe für den Kirchenbesuch. 

In dieser Haltung erkennen wir die Weisheit der Kirche. Der Versuch hingegen, die Fastnacht zu „liturgiesieren“, ist in jeder Hinsicht verfehlt. Im Heiligtum hat das karnevalistische Treiben nichts zu suchen. Die unblutige Vergegenwärtigung des Kreuzesopfers Jesu Christi zur spaßigen Veranstaltung zu machen, bedeutet nicht, Heidnisches christlich zu überhöhen, sondern das Christentum neuheidnisch zu erniedrigen!


P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad 


Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)




Foto: Narrensprung in Weingarten; Andreas Praefcke; wikimedia commons


Sonntag, 12. Februar 2012

Botschaft des Hl.Vaters zur Fastenzeit 2012


„Laßt uns aufeinander achten
und uns zur Liebe
und zu guten Taten anspornen.“
(Hebr 10,24)


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