Dienstag, 19. Februar 2013

Was ein Papst erwägen muss

"Du musst zum Ausroden hinausgehen. Die Meditation sollte bei Dir schon vorher erfolgt sein, jetzt ist die Zeit zum Handeln. Wenn Du jetzt zu zögern anfingst, so wär es zu spät.

Vorher solltest Du nach dem Rat des Herrn Dich hingesetzt haben, die Aufgabe abgeschätzt, die Kräfte gemessen, Dein Wissen erwogen, das Erworbene verglichen, die Kosten Deiner Tugenden zusammengerechnet haben. Ans Werk denn, die Zeit ist da, die Bäume zu beschneiden, wenn bloß die Überlegung vorausging.

Hat sich Dein Herz geregt, so rege sich jetzt die Zunge, die Hand rege sich. Gürte Dein Schwert um, das Schwert des Geistes: das Wort des Herrn. (...)

Deine Vollmacht ist keine mittelmäßige. Sie ist befugt, die bösen Bestien aus Deinen Feldern zu jagen, wo Deine Herden furchtlos weiden sollen (Lev 26,6). Zähme die Wölfe aber sei für die Schafe zahm. Du hast sie übernommen, um sie zu weiden, nicht um sie zu bedrücken.

Hast Du recht erwogen, wer Du bist, dann verkennst Du auch Deine Pflicht nicht. Weißt Du aber, und handelst nicht, so machst Du Dich schuldig. Du hast sicherlich nicht vergessen, wo zu lesen steht: "Der Knecht, der den Willen seines Herrn kennt und nicht entsprechend handelt, wird viele Schläge erhalten." ( Lk 12,47) Apostel und Propheten setzten das in die Tat um."


Bernhard von Clairvaux in "Was ein Papst erwägen muss"; Johannes Verlag Einsiedeln 1985; S. 51f


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