Donnerstag, 21. März 2013

Endlich: Eine arme Kirche für die Armen!

Reichtum bedeutet, seine Zeit und sein Herz in weltlichen Dingen zu verlieren. Die Sorge um weltliche Güter lässt keinen oder zu wenig Raum für Gedanken an Gott und sein Evangelium. Und wenn doch noch Gott im Leben des Reichen eine Rolle spielt, so hängt der Reiche oftmals an den weltlichen Gütern, die er nicht hergeben will - statt wenigstens im Geiste arm zu sein. Deswegen, sagt die Hl. Schrift, ist es schwer für einen Reichen, ins Himmelreich einzugehen (Mt 19,16,ff).

Arme Menschen gibt es überall, auch bei uns. Oft ist es nicht nur die materielle Armut, die die Menschen von Gott trennt, welches das größte Elend ist, in das ein Mensch fallen kann. Oft ist es eine geistige Leere, eine Armut "im religiösen Bereich", die blind und taub macht für den Ruf Gottes und zu einem erbarmungswürdigen Zustand des Menschen führen kann. In diesem Sinne können auch reiche, wohlhabende Menschen sehr arm sein. Ihnen fehlt die erste Bedingung um nach dem ersten Tod in den Himmel einzugehen: "Wenn du aber das Leben erlangen willst, halte die Gebote!" (Mt 19,17). Arm sein allein also ist noch keine Option, um gerettet zu werden. Erst in der Kombination von "Armut" und "Gehorsam gegen Gott" wird Christusnachfolge authentisch.

Für die Kirche bedeutet "arm sein" auch "frei sein". Erst durch ihre Unabhängigkeit und ihre Armut, durch ihre "Entweltlichung", wird sie weltoffen und wird auch "ihr missionarisches Handeln wieder glaubwürdig" (BXVI. s.u.). Das bedeutet nicht, dass die Liturgie, in der Himmel und Erde sich begegnen und welche bereits den Blick auf die Schönheit und die Kostbarkeit des Himmels eröffnet, armselig sein soll - im Gegenteil. Hier gilt, was Christus dem späteren Verräter Judas zur Antwort gibt, als dieser die (angebliche) Verschwendung missbilligt, die Maria in Bethanien durch das Salben der Füße Jesu mit kostbarem duftenden Öl verursachte: "Lass sie..."(Joh 12,3ff).

Die Kirche aber muss sich freihalten von allen weltlichen Geschäften, undenkbar, dass Jesus gewollt hat, dass die Kirche ganze Konzerne verwaltet (wie es in der reichen Kirche in Deutschland realiter ist). Man muss nicht erst an den Skandal um den bischöflichen Weltbild-Verlag (2011) erinnern, der wohl nur die Spitze des Eisbergs darstellt und durch den noch immer unverändert glaubenszersetzende Medien unter's Volk gebracht werden. Für die Glaubwürdigkeit der Kirche gibt es kaum Schlimmeres.


Papst Franziskus sagte am 16.03.2013 bei der Audienz für die Medienvertreter:

"Ach, wie möchte ich eine arme Kirche und eine Kirche für die Armen!" 
("Ah, come vorrei una Chiesa povera e per i poveri!")


Benedikt XVI. sagte:

"Stellen wir uns vor, ein solches exposure-Programm fände hier in Deutschland statt. Experten aus einem fernen Land würden sich aufmachen, um eine Woche bei einer deutschen Durchschnittsfamilie zu leben. Sie würden hier vieles bewundern, den Wohlstand, die Ordnung und die Effizienz. Aber sie würden mit unvoreingenommenen Blick auch viel Armut feststellen: Armut, was die menschlichen Beziehungen betrifft, und Armut im religiösen Bereich. (...)
Wir sehen, daß in unserer reichen westlichen Welt Mangel herrscht. Vielen Menschen mangelt es an der Erfahrung der Güte Gottes."



und einen Tag später, ebenfalls in Freiburg sagte derselbe:

"Um ihrem eigentlichen Auftrag zu genügen, muß die Kirche immer wieder die Anstrengung unternehmen, sich von dieser ihrer Verweltlichung zu lösen und wieder offen auf Gott hin zu werden. Sie folgt damit den Worten Jesu: „Sie sind nicht von der Welt, wie auch ich nicht von der Welt bin“ (Joh 17,16), und gerade so gibt er sich der Welt. Die Geschichte kommt der Kirche in gewisser Weise durch die verschiedenen Epochen der Säkularisierung zur Hilfe, die zu ihrer Läuterung und inneren Reform wesentlich beigetragen haben.

Die Säkularisierungen – sei es die Enteignung von Kirchengütern, sei es die Streichung von Privilegien oder ähnliches – bedeuteten nämlich jedesmal eine tiefgreifende Entweltlichung der Kirche, die sich dabei gleichsam ihres weltlichen Reichtums entblößt und wieder ganz ihre weltliche Armut annimmt. Damit teilt sie das Schicksal des Stammes Levi, der nach dem Bericht des Alten Testamentes als einziger Stamm in Israel kein eigenes Erbland besaß, sondern allein Gott selbst, sein Wort und seine Zeichen als seinen Losanteil gezogen hatte. Mit ihm teilte sie in jenen geschichtlichen Momenten den Anspruch einer Armut, die sich zur Welt geöffnet hat, um sich von ihren materiellen Bindungen zu lösen, und so wurde auch ihr missionarisches Handeln wieder glaubhaft.

Die geschichtlichen Beispiele zeigen: Das missionarische Zeugnis der entweltlichten Kirche tritt klarer zutage. Die von materiellen und politischen Lasten und Privilegien befreite Kirche kann sich besser und auf wahrhaft christliche Weise der ganzen Welt zuwenden, wirklich weltoffen sein. Sie kann ihre Berufung zum Dienst der Anbetung Gottes und zum Dienst des Nächsten wieder unbefangener leben. Die missionarische Pflicht, die über der christlichen Anbetung liegt und die ihre Struktur bestimmen sollte, wird deutlicher sichtbar. Sie öffnet sich der Welt, nicht um die Menschen für eine Institution mit eigenen Machtansprüchen zu gewinnen, sondern um sie zu sich selbst zu führen, indem sie zu dem führt, von dem jeder Mensch mit Augustinus sagen kann: Er ist mir innerlicher als ich mir selbst (vgl. Conf. 3, 6, 11)."


aus der Freiburger Konzerthaus-Rede von Papst Benedikt XVI. bei seinem Deutschlandbesuch am 25.09.2013


UPDATE (Ergänzung):

Papst Franziskus am 22.03.2013 vor dem Diplomatischen Korps:

"Doch es gibt auch noch eine andere Armut! Es ist die geistliche Armut unserer Tage, die ganz ernstlich auch die Länder betrifft, die als die reichsten gelten. Es ist das, was mein Vorgänger, der liebe und verehrte Benedikt XVI., „Diktatur des Relativismus“ nennt und was jeden sein eigener Maßstab sein lässt und so das Zusammenleben unter den Menschen gefährdet."


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