Samstag, 4. Oktober 2014

Franz von Assisi und die Würde eines Priesters

Die üblichen Anreden der Priester mit 'Hochwürden' oder in England 'Vater' sind Ausdruck der Ehrfurcht vor dem Priester als Träger und Inhaber göttlicher Gewalten. Sie sind unabhängig von der persönlichen Heiligkeit des Priesters. Vorbild mögen hier sein jene Heiligen, die aus Ehrfurcht vor dem geistlichen Stand die Priesterwürde abgelehnt haben, wie einer der größten Heiligen aller Zeiten, Franz von Assisi, der sich nur zum Diakon weihen ließ. Gleichwohl wusste er sehr zu trennen zwischen Amt und Person.

Es ist überliefert, dass er einmal in einen Ort kam, in dem die Sekte der hochmütigen Katharer ihr Unwesen trieb. Unter der Volksmenge befand sich auch der Seelsorger des Ortes; er stand in keinem guten Ruf. Als die Irrlehrer auf diesen Pfarrer hinwiesen und den Heiligen zu einem Verwerfungsurteil über ihn drängen wollten, trat Franz auf den Verblüfften zu, kniete sich vor ihm nieder und küsste ihm die Hände mit den Worten: "Ich weiß nicht, ob diese  Hände unrein sind; aber das weiß ich, sie haben meinen Herrn berührt."

Die Ehrfurcht des Laien vor dem Priester gründet nicht in dessen  subjektiver Heiligkeit, die freilich wünschenswert und strenge Forderung der Kirche ist, sondern wesentlich in seiner objektiven Heiligkeit und Würde als Stellvertreter Christi.


aus Franz Jehle: Reich der Himmel - Idee und Gestalt der Mutter Kirche; Patria-Verlag Bad Ischl; AD 1949, S. 122

Heiliger Franz von Assisi,
bitte für uns!


Bild: Szenen aus dem Leben des hl. Franziskus von Assisi; wikimedia commons

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