Donnerstag, 2. Mai 2013

Welche Politiker kann man als Christ wählen?

Am 26. Mai 2013 werden in Schleswig-Holstein Kreistage, Stadt-  und Gemeindevertretungen gewählt. Am 22. September 2013 wird die Wahl zum 18. Deutschen Bundestag stattfinden, gleichzeitig mit der Wahl des Landtags in Hessen und eine Woche vorher, am 15. September, ist in Bayern Landtagswahl.

Deshalb stellt sich für Katholiken auch wieder die Frage, welche Politiker man guten Gewissens wählen kann. Diese Frage wurde vor einiger Zeit auch auf der Kommunikationsplattform "Direkt zum Kardinal"  an den Erzbischof von Köln, Joachim Kardinal Meisner gestellt. Hier seine Antwort:

Sehr geehrter Herr NN

auf Ihre Frage ist kurz und bündig zu antworten:

Nur diejenigen Politiker und Politikerinnen sind für uns Christen wählbar, die sich in ihren politischen Auffassungen für die Würde des Menschen einsetzen, und zwar in seiner Unantastbarkeit und Heiligkeit von der Empfängnis im Mutterleib bis zu seinem Tod. Der Mensch darf also nicht im Mutterleib abgetrieben und auch nicht in Krankheit und Alter durch Hilfe zur Selbsttötung in anderer Form am Ende seines Lebens „abgetrieben“ werden.

Außerdem sind nur die Politiker für einen Christen wählbar, die für die Einmaligkeit und Unvergleichbarkeit von Ehe und Familie eintreten und die für eine familienorientierte Erziehung der Kinder Sorge tragen. Ebenfalls halte ich es für selbstverständlich, dass nur solche Politiker wählbar sind, die Ehrfurcht vor Gott haben und die Zehn Gebote Gottes respektieren.

Der Apostel Paulus gibt uns die Mahnung: „Prüft alles, und behaltet das Gute!“ (1 Thess 5,21). Das gilt auch für die nächste Bundestagswahl. Prüfen Sie kritisch die Politiker und geben Sie nur denen Ihre Stimme, die der Wirklichkeit Mensch als Ebenbild Gottes entsprechen.

Mit freundlichen Grüßen

+ Joachim Kardinal Meisner


Danke, Herr Kardinal für diese klaren Worte! 


Weiteres zum Thema:


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17 Kommentare:

  1. Wen wähle ich dann??
    Ich kenne kaum einen Politiker und schon gar keine Partei, auf die diese Kriterien zutreffen. Und wenn es einen solchen Politiker gibt, dann ist er mit einer unwählbaren Partei verbandelt.
    Also was tun????

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  2. Und wo finde ich einen dieser Politiker?

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  3. Ja, die Frage ist mehr als berechtigt. Ich weiß es auch nicht.

    Aussagen in Übereinstimmung mit dem christlichen Menschenbild hört man gelegentlich z. B. von:

    Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, CSU (ev.)
    http://www.kath.net/news/41125

    Norbert Geis (kath.), CSU-Politiker und Bundestagsmitglied
    http://www.kath.net/news/40217

    Volker Kauder (ev.), Vorsitzender der Unionsfraktion im Bundestag
    http://www.volker-kauder.de/zur-person/politische-grundsaetze/index.html

    Katherina Reiche, parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

    Wolfgang Bosbach (kath.), Vorsitzenden des Innenausschusses im Dt.Bundestag
    http://www.wobo.de/

    Eventuell könnte man auch fündig werden bei Politikern, die dem Berliner Kreis der CDU nahestehen:
    http://wobo.de/news/Standortbestimmung%20Berliner%20Kreis.pdf-1.pdf

    Wer noch christliche Politiker empfehlen kann: bitte gerne!





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  4. Die stehen in Bremen alle nicht zur Wahl.

    Außerdem hieße das immer noch CDU wählen und in dieser Partei erkenne ich nicht sehr viel Katholisches wieder.

    Einzelne Politiker, die das eine oder andere vertretbare sagen, aber deren Ansicht nicht soweit relevant ist, daß sie auch Gewicht hat, wählen kann es ja auch nicht sein, das läuft relativ fix auf Feigenblatt-Politik hinaus.

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  5. Ja, da hast Du wohl recht, liebe Cassandra.
    Tatsache ist, wir können nur Parteien und Politiker wählen, die zur Wahl stehen. Oder wir müssen eine Partei unterstützen, die es vielleicht zwar schon gibt, die aber nicht zur Wahl steht. Oder wir müssen eine neue Partei gründen, deren Anliegen wirklich Politik auf christlichem Hintergrund ist. Das hat man gelegentlich schon versucht, ist aber meistens nicht viel geworden...

    Es ist eben so, dass uns nichts anderes übrig bleibt, als das zu wählen, was wir als das kleinste Übel erkennen.
    Keine Option ist, meiner Meinung nach, gar nicht zur Wahl zu gehen.

    Aber wie gesagt, ich bin auch ratlos.

    Allerdings möchte ich die klare Stellungnahme Kardinal Meisners nicht dahingehend deuten, dass er - weil es solche Politiker in Deutschland zur Zeit nicht gibt - Christen damit zum Nicht-wählen-Gehen aufruft. Das ist sicher nicht seine Intention...




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  6. Nichtwählen ist auch keine Lösung. Gretchenfragen der Gattung "er sagt nein zur Abtreibung. Das ist die Hauptsache. Er will außerdem das Asylrecht abschaffen, jeden Ausländer ausweisen und die Mauer wieder aufbauen, aber egal" bringen auch nichts.

    Ich weiß es nicht. Aber: man darf ein Problem ansprechen auch wenn man keine Lösung hat.

    Neuparteigründungen wären wahrscheinlich die Lösung, aber das ist, wie Du ganz richtig sagst, bisher eher eine Geschichte voller Fehlstarts.

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  7. Bei der oben aufgeführten Liste fehlt noch Martin Lohmann, den ich sehr schätze. Aber diese einzelnen Schwalben machen noch keinen Sommer und sie werden den weiteren Linksruck nicht verhindern können,

    Ich habe für mich entschieden, dieses Mal nicht zu wählen, denn ein kleines Übel ist auch ein Übel. Vielleicht wird eine verlorene Wahl manche Politiker zur Besinnung bringen.

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  8. Ich habe ja erst gedacht, dass Kassandra Cassandra ist, aber dem scheint doch nicht so zu sein... :-)
    Lustig, gleich zwei C/Kassandras!

    @Kassandra
    Bei der Liste oben habe ich mich auf Mitglieder des Bundestages beschränkt, da ja im September für alle Bundestagswahl ist (ansonsten sind ja nur in Bayern und Hessen Landtagswahlen).

    Martin Lohmann, den ich auch sehr schätze, ist zwar Mitglied der CDU, kandidiert meines Wissens aber nicht für ein politisches Amt.

    Natürlich ist ein "kleineres Übel" auch ein Übel. Die Frage ist, ob durch Nicht-Wählen im Endeffekt nicht ein "größeres Übel" ebntsteht als es entstanden wäre, wenn man "ein kleineres Übel" gewählt hätte...


    Ganz allgemein vielleicht noch:
    Johannes Paul II. sagt, dass "die Kenntnis und Umsetzung der Soziallehre der Kirche in die Praxis zur Berufung des gläubigen Laien gehören und damit auch die Teilhabe am politischen Leben des Landes entsprechend den Methoden und Mitteln des demokratischen Systems." (2004)


    Nicht "die Kirche" muss also politisch aktiv werden, wie das fälschlicherweise wieder irgendwelche Schlaumeier zuletzt auf der Diözesanversammlung des Bistums Freiburg meinten, von "der Kirche" fordern zu müssen, sondern es ist eine wesentliche Aufgabe des Laienapostolates sich auch in der Politik zu engagieren.

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  9. Ich denke das wichtigste ist, dass wir als Christ überhaupt zur Wahl gehen und unsere Verantwortung übernehmen. Wir haben dazu kürzlich ein Video gemacht, schaut mal vorbei:
    http://www.youtube.com/watch?v=e-fTeY6-NzE

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    1. Danke, Dave.

      Ja, das ist auch meine Meinung. Nicht zu wählen würde das Bild des "Volkswillens" nur noch mehr verfälschen und damit unsere vielgelobte Demokratie ad absurdum führen.

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  10. Die Kriterien Kardinal Meisners sind aber sehr sexualmoralzentriert. Die Würde des Menschen ist sicherlich der zentrale Punkt, aber dies auf Streitfragen um Abtreibung und Euthanasie zu beschränken, ist schon sehr einseitig. Wenn dann als weiteres Kriterium auch noch ein konservatives Ehe- und Familienbild in den Vordergrund gerückt wird, kommen ja praktisch nur rechte Politiker in Frage und man bekommt den Eindruck, Christen müssten automatisch rechts wählen und ihre Wahlentscheidung vor allem von Fragen der Sexualmoral abhängig machen. Das ist sicher Unfug.

    Das wichtige Thema des Einsatzes für die Armen und Benachteiligten bleibt dabei zu sehr außen vor. Natürlich kann man auch das Engagement gegen Abtreibung und Euthanasie als eine Form des Einsatzes für die Schwachen und Bedürftigen begreifen. Aber da fehlt eben der große Bereich der wirtschaftlich und sozial Benachteiligten und der ganzen Dritte-Welt-Problematik. Wenn man diese Bereiche betrachtet, sind linke Position im Allgemeinen viel christlicher als rechte.

    Ein für Christen wählbarer Politiker sollte gegen Egoismus und Hedonismus Position beziehen und sich für Benachteiligte stark machen. Er soll gegen Machtmissbrauch und Abschottung kämpfen und tendenziell kapitalismuskritische Ansätze vertreten. Überzeugte Marktliberale und Befürworter einer Ellenbogengesellschaft fallen da heraus. Besonders die Offenheit der Gesellschaft für Flüchtlinge und der Einsatz für Ausländer und Migranten ist ein wichtiger Punkt, wo sich christliche Positionen, die immer gegen Ausgrenzung und für die Aufnahme des Fremden in den eigenen Horizont eintreten sollten, zu profilieren haben. Unterschiedliche Ansichten zur Sexualethik und Ehemoral sind sicher weniger zentrale Punkte des Christseins als das.

    Ein gutes Leitbild für die Wahlentscheidung aus christlicher Sicht wäre meines Erachtens der Herrenbruder Jakobus der Gerechte. Den Jakobusbrief sollte man lesen und dann seine Wahl treffen.

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    1. Sehr seltsam, dass Sie Politiker, die für den Lebensschutz eintreten und ein konservatives, besser: christliches, Ehe- und Familienbild vertreten, als politisch „rechts“ bezeichnen… Aber gut, die Zuordnung zu „rechts“ oder „links“ ist wohl relativ.

      In den meisten Punkten stimme ich Ihnen zu, dass die Themen, die Sie nennen, ebenso Kriterien für die Wählbarkeit eines Politikers sind. Allerdings bin ich nicht der Ansicht, dass „Ansichten zur Sexualethik und Ehemoral weniger zentrale Punkte des Christseins“ sind. Im Gegenteil sind doch genau das die Punkte, die jeden von uns betreffen und wo wir zuallererst Zeugnis unseres christlichen Glaubens geben müssen. Alles andere wäre Heuchelei.

      Wenn schon auf diesem Gebiet das christliche Menschenbild verraten wird, indem man einer Person das Lebensrecht abspricht (Abtreibung, PID, Euthanasie...) und Gottes Gebote (z.B.) zur Ehe missachtet, was, bitteschön, soll man von Leuten, die solche Positionen vertreten, in anderen Fragen erwarten? Sie werden auch mit anderen räumlich entfernteren Armen und Benachteiligten keine Barmherzigkeit haben… Aus christlicher Sicht gibt es hierzu auch keine „unterschiedlichen Ansichten“.

      Somit reichen die Kriterien aus, die Kardinal Meisner nennt, um wählbare von nicht-wählbaren Politikern zu unterscheiden.

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  11. Na ja, ich finde es seltsamer, dass im rechtskatholischen Bereich immer gern ein konservatives Familienbild unhinterfragt als "christlich" verkauft wird. Dabei ist die Hl. Familie doch die Patchworkfamilie schlechthin. Nach orthodoxer Lesart gibt da mit dem Herrenbruder Jakobus ja sogar "Kinder aus einer früheren Partnerschaft".

    Spaß beiseite. Politiker, die sich gegen den Abtreibungswahn aussprechen, sind in der Tat rar gesät. Die meisten, die es tun (einige wurden ja oben schon genannt) sind aus anderen Gründen nur schlecht wählbar (zu ausländerfeindlich, zu fanatisch, in der falschen Partei, ökonomisch gewissenlos etc.). Wer (wie etwa K. Reiche) gegen Abtreibung und Homoehe eintritt, weil "die demografische Entwicklung die größte Bedrohung unseres Wohlstands" sei, hat wohl irgendetwas nicht richtig verstanden, jedenfalls ist das kein christliches Argument.

    In dem Zusammenhang hätte ich es begrüßt, wenn in dem Kommentar zu der Stellungnahme der SPD-Geschäftsführung, der kürzlich hier über dieses Blog lief, zumindest erwähnt worden wäre, dass der Parteisprecher in seiner Antwort auch darauf hingewiesen hatte, Andrea Nahles habe kürzlich *gegen* die Ausweitung von Spätabtreibungen votiert. Es wäre aus Fairnessgründen sicher nötig gewesen, das wenigstens zu erwähnen (auch wenn es natürlich nicht voll befriedigen kann, aber das tun die Positionen anderer Parteien ja auch nicht).

    Wenn man bspw. die Werbung der im rechtskatholischen Internet unterschwellig beworbenen Eurokritikerpartei AfD hört ("Haben Sie sich schonmal gefragt ..." usw.), wird eigtl. schon bei den ersten zwei, drei Statements klar, dass da aus christlicher Sicht nichts zu holen ist. Kollektiver Egoismus ist auch Egoismus. Warum soll unser Geld nicht nach Griechenland fließen? Geld ist ja ohnehin Teufelsdreck.

    "Lebensschutz" ist ein Kampfbegriff, den ich lieber vermeiden würde. Ich denke, die Lebensschutzbewegung ist Teil des Problems. Wer sich gegen Abtreibungen ausspricht, wird in der eigenen und fremden Wahrnehmung mit fanatischen und fundamentalistischen Sektierern in Verbindung gebracht. Das ist unangenehm und führt dazu, dass viele nur insgeheim dagegen sind, weil sie nicht für einen dieser verrückten "Lebensschützer" gehalten werden wollen. Das ist schade, denn es gibt genug vernünftige Leute, die eigentlich spüren, dass da etwas im Argen liegt, und die vielleicht durchaus zu gewinnen wären, wenn das Thema nicht durch Fanatiker besetzt würde.

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    1. Es ist genau umgekehrt: Als die Zivilverwaltung begonnen hat, den Personenstand ihrer Untertanen zu dokumentieren, hat sie die Institution der christlichen Ehe übernommen. Deswegen ist das, was Sie als „konservatives Ehe- und Familienbild“ bezeichnen, genuin christlich. Das freilich, möchten nun antichristliche Kräfte der Gesellschaft ändern.

      Christen – und hier wohl zuerst die Katholiken – werden jedoch aus Gründen des Friedens und der Gerechtigkeit darauf bestehen und das katholische Ehe- und Familienbild verteidigen – ob das nun in einer säkularen Gesellschaft als konservativ oder modern bezeichnet wird, ist völlig egal. Sehen Sie sich doch das Durcheinander (und Elend, vor allem der Kinder) an, das durch Ehescheidung, Wiederheirat, außereheliche Verhältnisse aller Art… entstehen. Es hat schon seinen Sinn, dass Gott die Ehe und Familie so geschaffen hat, wie sie bis vor kurzem noch für unsere Gesellschaft selbstverständlich war.

      Das mit Andrea Nahles sollte wohl ein Scherz sein? Frau Nahles sieht es nach wie vor als gerechtfertigt an, ungewollte Kinder zu töten. Deshalb bezeichnet sie den §218 als „verantwortbaren Weg“. Klartext: Gewollte Kinder sind lebenswert, ungewollte Kinder sind lebensunwert. Mit Verlaub, das ist kein katholischer Standpunkt.

      Sie verwechseln offensichtlich „rechtskatholisch“ mit rechtgläubig. Es gibt kein „links- oder rechtskatholisch“ – nur (recht)gläubig oder ungläubig. Leugnet man eine Glaubenswahrheit (z. B. die immerwährende Jungfräulichkeit Mariens) so lehnt man den ganzen Glauben ab. Also: gläubig oder ungläubig.

      Es mag einzelne Lebensschützer geben, die fanatisch sind und nicht zu duldende, auch rechtswidrige, Mittel anwenden . Das ist bedauerlich und absolut nicht gutzuheißen. Sie haben recht, das schadet der ganzen Bewegung. Was die Lebensrechtsbewegung angeht, bin ich aber ganz anderer Ansicht als Sie: Es ist gut und wichtig, dass jemand für die ungeborenen Kinder und andere bedrohte schwache Mitmenschen seine Stimme erhebt und der Todeskultur, in der wir inzwischen leben, ein deutlich lautes „Nein“ entgegnet. Wenn all die, von denen Sie sagen, dass sie ebenfalls gegen Abtreibung sind, die Lebensrechtsbewegung unterstützen würden, so würde vielleicht in der Politik ein schnelleres Umdenken stattfinden.

      Sie wissen, dass dies hier ein katholisches Blog ist. Mit Ihrer Rede vom „Herrenbruder Jakobus“ und der Unterstellung, Maria habe „Kinder aus einer früheren Partnerschaft", verneinen sie – sehr bewusst, wie ich annehme – die Jungfräulichkeit Mariens, welche ein katholisches Dogma ist (sämtliche angebliche „Gegenbeweise“ sind längst widerlegt ,; vgl. KKK 499 ff). In diesem Threat geht es nicht um Glaubenswahrheiten, sondern um die Not von Christen, wählbare Politiker zu finden. Sie schreiben das also nur – denn Sie wissen genau, dass ich die Lehre der Kirche bejahe – um zu provozieren. Finden Sie das gut? Ich nicht. Ich denke, damit ist diese Diskussion beendet.

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  12. Bitte erstmal lesen. Der „Herrenbruder“ (der nicht von mir so genannt wird, sondern von Paulus) ist nach *orthodoxer* (also nicht katholischer, wie ich ausgedrücklich vermerkt hatte) Auffassung ein Stiefbruder Jesu aus einer früheren Ehe Josefs. Das ficht die Jungfräulichkeit Mariens in keiner Weise an.
    Es gibt ja verschiedene Theorien, wie sich die Nennung der Geschwister Jesu im NT mit der Jungfräulichkeit seiner Mutter vereinbaren lässt, eine davon ist diese, die in der Orthodoxie weithin verbreitet ist (auch ikonographisch, wo Jakobus seit ältester Zeit häufig als jugendlicher Begleiter auf der Flucht Josefs, Marias und des Jesuskindes nach Ägypten dargestellt wird).
    Katholischerseits wird hingegen meist angenommen, Maria sei nach dem frühen Tod Josefs zu Verwandten gezogen und Jesus sei zusammen mit den Kindern dieser Verwandten aufgewachsen, sodass diese von der Außenwelt als seine Geschwister wahrgenommen wurden.
    Wie dem auch sei, diese Theorien gehören nicht zum Glaubensgut und sind auch kein Trennungsgrund, sondern man darf da rumspekulieren, wie man möchte. Die Jungfernschaft ist ja überhaupt nicht betroffen, ganz im Ggt. dienen diese Konstruktionen ja gerade dazu, den Jungfrauenglauben gegen die Einwände zu bewahren, die sich aus der Lektüre der Schrift ergeben.

    Man darf also durchaus an die Jungfräulichkeit der Mutter Jesu glauben und sich die Hl. Familie trotzdem als Patchworkfamilie vorstellen.

    Was die Nahles-Geschichte angeht, war das kein Witz (ich hatte ja auch gesagt: "Spaß beiseite"), sondern ein Appell an Deine Fairness. In der verlinkten Stellungnahme war nun einmal erwähnt, dass Nahles *gegen* die Ausweitung von Spätabtreibungen votiert hatte. Dass das nicht genügt, ist mir schon klar, das hatte ich übrigens auch ausdrücklich gesagt, und ich plädiere auch nicht dafür, Frau Nahles als Abtreibungsgegnerin darzustellen oder gar zu wählen. Aber immerhin wurde dieser Punkt von der SPD angeführt, und selbst, wenn das nur ein unzureichendes Alibi-Argument ist, geht es ja in die richtige Richtung.

    Wie immer man das beurteilt, ich hätte es richtig gefunden, wenn dieser Punkt im Blog zumindest erwähnt gewesen wäre (man kann ja dazu sagen, dass einem das nicht reicht oder dass man es lächerlich findet oder was auch immer). Stattdessen hast Du nur gesagt, die SPD sei unterirdisch, weil sie Abtreibungsgegnern keinen Platz biete. Das fand ich angesichts des Befunds in dem Brief des Parteivorstands nicht ganz fair, das ist alles.

    Jemanden zu kritisieren, weil er die Lehre der Kirche bejaht, liegt mir übrigens vollkommen fern. Nicht gleich verfolgt fühlen, bitte, schon gar nicht von 150-prozentigen Katholiken wie mir.

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    1. Okay, in dem Punkt der orthodoxen Spekulationen zum "Herrenbruder" kann ich Dir folgen und bitte um Entschuldigung. Ich hatte davon noch nicht gehört.

      Deinen Vorwurf der mangelnden Fairness, lieber 150-prozentiger Katholik, weil ich nicht darauf hingewiesen hätte, dass Andrea Nahles (nicht gegen die Ausweitungen von Spätabtreibungen, sondern) für eine umfassendere Beratung der Schwangeren und eine 3-tägige Wartefrist bis zum Abtreibungszeitpunkt ausgesprochen hat, kann ich nicht nachvollziehen. Schließlich habe ich auf den Scan des Antwortbriefes des SPD-Vorstands an Herrn von Gersdorff verlinkt, sodass jeder diesen Brief selbst lesen und sich ein Bild machen kann (s. Link oben). Dabei ging es um die grundsätzliche Haltung der SPD zum Lebensschutz. Interessant oder besser erschreckend, war dabei vor allem die Aussage von Herrn Schreier, dass es für die SPD ein Markenzeichen, eben „elementar“, sei („Diese Position war und ist und wird immer elementar für die SPD…“), für ein Abtreibungsrecht der Frau einzutreten. Also ein aus christlicher Sicht wenigstens in diesem Punkt eindeutiger Hinweis auf die Unvereinbarkeit von SPD-Mentalität und Christsein.

      Wenn Du aufhörst, mich als „rechtskatholisch“ und „fanatisch“ bzw. „fundamentalistisch“, weil katholisch und Lebensschützer, zu betiteln, dann werde ich auch aufhören, mich verfolgt – oder besser angegriffen - zu fühlen. Da appeliere ich jetzt an Deine Fairness…

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    2. Super, dieser Appell fällt bei mir auf fruchtbaren Boden (leider erst heute gesehen, entschuldige die späte Antwort).

      Um genau zu sein hatte ich *Dich* allerdings auch nie als "fanatisch" oder "fundamentalistisch" bezeichnet, den Schuh hast Du Dir ganz allein angezogen. Zu Deiner Beruhigung: Wenn ich alle "Lebensschützer" oder Abtreibungsgegner so beurteilen würde, müsste ich das auch für mich selbst gelten lassen - immerhin habe ich "Einer von uns" auch unterschrieben.

      Auf das Wort "rechtskatholisch" kann ich natürlich gern verzichten. Ich halte Deinen Blog und viele andere freikatholische Internetseiten oder gar Gruppen wie die Petrusbruderschaft zwar immer noch für theologisch und kirchen- sowie gesellschafts- und oft auch wirtschaftspolitisch eindeutig rechtsstehend - was ja an sich auch nichts Schlimmes heißen muss. (Und ich meine auch, es wäre Selbstbetrug, das verleugnen zu wollen, wie es unlängst Petra Lorleberg von kath.net versucht hat, die darlegen wollte, die kath.net-Klientel sei quasi der Inbegriff der "polit. Mitte" - lachhaft).
      Aber, wie Du richtig sagst, sind solche Einordnungen total ungenau und schwammig und geben nichts als eine grobe Windrichtung an. Innerhalb des einen oder anderen Spektrums gibt es ja himmelweite Unterschiede und Nuancen, Überschneidungen und Enklaven etc.

      Also bitte nichts für ungut und ich sage künftig nicht mehr "rechtskatholisch" zu Dir oder zu Herrn Kardinal Meisner oder zu den Petrusbrüdern (deren Messen ich übrigens immer mal wieder aus Jux besuche, weil ich nur wenige km von zwei ihrer "Messorte" wohne).

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