Samstag, 3. Mai 2014

Maiandacht 3. Tag - Des himmlischen Vaters Kind

 
Der Geist Gottes hat mich geschaffen
und der Odem des Allerhöchsten mir das Leben gegeben.  
(Job 33,4)
Ich bin der allmächtige Gott, spricht der Herr,
wandle vor mir und sei vollkommen. (1 Mose 17,1)


In heiliger Ehrfurcht stehen wir vor dem unendlichen Gott: von Ewigkeit her hat er es gewollt, dass in Maria uns eine neue Eva geschenkt würde, eine Mutter der Lebendigen dem Geiste nach. Wir wissen zwar, wie unergründlich Gottes Weisheit und unerforschlich seine Wege sind. Doch bitten wir: "Lass uns einen Blick hineinwerfen in deine ewige Weisheit, lass uns tiefer eindringen in deine Ratschlüsse: zeige uns das Bild Mariens ein wenig näher."

So komm denn, gläubige Menschenseele, und schaue, wie der dreifaltige Gott in seiner Weisheit und Liebe Maria einst schmücken will.

Gott Vater, die erste göttliche Person, will Maria sein Kind, seine Tochter nennen. Darum will er in väterlicher Liebe und Sorge alles tun, um diese Menschenseele auch ganz zu seinem Kinde zu machen. Der Mensch nennt nur den in Wahrheit Vater, von dem er das Leben bekommen hat. Soll Maria ganz die Tochter des himmlischen Vaters sein, dann muss sie sein Leben in sich tragen. Darum wird in Mariens Seele, die einst unmittelbar aus Gottes Hand hervorgehen wird, bei der Vereinigung mit dem menschlichen Leib das göttliche Leben nicht geschwächt; im Gegenteil, das göttliche Leben wird das Joch der Erbsünde abwehren und das natürliche Leben veredeln.

Maria, aus königlichem Geschlecht geboren, wird ganz adelig werden, wahre Tochter des himmlischen Vaters sein. Und wie der irdische Vater seinem Kinde alles Gute wünscht, Schönheit und Reichtum und alle guten Gaben, so will der himmlische Vater Maria zieren mit Gnade und Himmelsherrlichkleit, dass einmal vor diesem Menschenkind die Engel sich neigen, vor ihr, der Gebenedeiten unter den Frauen. Alle Güte und Liebe, alles Erbarmen des Vaterherzens soll auf Erden widerscheinen in diesem Kinde. Mutter der Barmherzigkeit werden die Menschen diese Tochter des barmherzigen Gottes nennen; Mutter der heiligen Liebe, Mutter der Güte, Weisheit und Gnade.

O liebe Gottesmutter, wie schön bist du! Wie lieb und gut; des Himmelsvaters geliebtes Kind! Ewig erwählt!

Nun lenken wir unsere Gedanken auf uns selber. Wir wissen, dass Gott auch an uns gedacht hat in seinem ewigen Weltenplan. Obwohl wir alle unter Evas Schuld leiden, will er uns nicht verwerfen, sondern doch noch seine Kinder nennen. "Gott will", so heißt es in der Heiligen Schrift, "dass alle Menschen selig werden und zur Erkenntnis der Wahrheit gelangen". Es ist der Wille des himmlischen Vaters, dass alle seine Kinder seien, d. h. nicht nur seine Geschöpfe, die seine Allmacht ins Dasein rief, sondern seine Kinder, denen er in seinem Erbarmen alle Schuld verzeihen und statt der Schuld Gnade, statt des Todes das Leben, ja göttliches Leben geben will.

Wie ist es möglich, dass wir so wenig an diese Gotteskindschaft gedacht haben in unserem Leben? Gott hat uns berufen, dass wir seine Kinder werden und bleiben sollen. Wir nennen ein Kind undankbar, wenn es seine irdischen Eltern vergisst! Soll der himmlische Vater auch uns undankbar nennen, weil wir so wenig um seine Vatergüte und Vatersorge uns kümmerten?

Wir wollen Gott um Verzeihung bitten für unsere Undankbarkeit. Wie der heilige Franz von Assisi alles Erdengut von sich wies, um rückhaltlos beten zu können: "Vater unser, der du bist im Himmel", so dürfen auch wir uns nicht von Erdensorgen fesseln lassen. Über allem Irdischen steht die beglückende Wahrheit: Der himmlische Vater ist unser Vater und wir sind seine Kinder!


Wir beten ein Ave Maria, dass Maria uns helfe, stets Kinder Gottes zu sein:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Sagt Dank dem Herrn, denn er ist gut,
denn ewig währet sein Erbarmen! (Psalm 117,1)
Lasset uns also Gott lieben,
weil er uns zuvor geliebt hat. (1 Joh 4,19)


Gebet:
Gott, himmlischer Vater! Mit Maria hast du uns zu deinen Kindern bestimmt von Ewigkeit her. Wir wollen es nie vergessen, dass du unser Vater bist. Voll Dankbarkeit schauen wir zu dir empor; voll Freude grüßen wir dich und rufen: Vater unser, der du bist im Himmel. Amen.

Maria, du des himmlischen Vaters vielgeliebtes Kind, bitte für uns! Amen.


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 16-19 



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