 Prof. Dr. Georg May
Prof. Dr. Georg MayDie andere Hierarchie
Teil 29
Fortsetzung von hier
V. Der ökumenische Betrieb
Ein
 wahres Verhängnis für das katholische Priestertum war die Eröffnung des
 ökumenischen Betriebs durch das Zweite Vatikanische Konzil. Hier wurde 
eine Lawine losgetreten, die das Priestertum zu vernichten droht.
Man
 versteht, weshalb die Modernisten und Progressisten allesamt fanatische
 Ökumeniker sind. Denn ihre geistige Heimat ist der Protestantismus. Je 
mehr Gemeinsamkeit mit dieser Religion hergestellt wird, um so geringer 
muss das katholische Wesen der Kirche werden. Je protestantischer die 
Kirche wird, um so leichter lassen sich ihre Aufstellungen vertreten und
 um so selbstverständlicher werden die chaotischen Verhältnisse, in 
welche die sogenannten Reformen sie hineingestoßen haben.
Wenn
 Bischof Lehmann erklärt, die Chancen für die Wiedervereinigung der 
Kirche seien heute so groß "wie noch nie in der Geschichte" (37), dann 
hat er recht.
Noch
 nie war der Klerus für den Protestantismus so anfällig wie heute. Noch 
nie war der Widerstand gegen die Protestantisierung so gering wie heute.
 Die allermeisten Katholiken wissen nicht mehr, was katholisch ist und 
weshalb sie katholisch bleiben sollen. Die Masse der katholischen 
Christen mag sich erst recht nicht mehr als katholisch bekennen und will
 sich nicht mehr als katholisch behaupten. Sie will sein wie die 
anderen, untertauchen in der Menge entkirchlichter und entchristlichter 
Zeitgenossen.
Der
 ökumenische Betrieb trifft das katholische Priestertum in der Wurzel. 
Im Namen des Ökumenismus zwingen die deutschen Bischöfe ihre Priester, 
mit nichtkatholischen Religionsdienern in gemeinsamen Gottesdiensten 
zusammenzuwirken. Auf diese Weise verwirren sie die Gewissen, verdunkeln
 den Glauben und fördern den Übergang zum Protestantismus.
Die
 Entwicklung ist auch hier, wie vorauszusehen war, über die 
bischöflichen Vorgaben hinausgegangen. Kanzeltausch und Interzelebration
 sind in deutschen Landen keine Seltenheit mehr. Ich kenne einen 
katholischen Pfarrer, der den Vorabendgottesdienst am Samstag von einer 
protestantischen Pastorin halten ließ. Niemals ist etwas Ernsthaftes 
geschehen, um die Missbräuche zu unterbinden. Man bedenke, was hier 
geschieht: Der katholische Priester, der mit dem nichtkatholischen 
Religionsdiener bei religiösem Tun gemeinsam auftritt, begibt sich damit
 eines Stückes seiner Identität.
Der
 protestantische Pfarrer ist unserer Achtung gewiss. Aber eines dürfen 
Sie nicht tun, meine Herren Bischöfe! Stellen Sie ihn nicht auf dieselbe
 Ebene wie den katholischen Priester, denn dahin gehört er nicht. Er ist
 ein mit gewissen religiösen Funktionen betrauter Laie, aber kein 
seinsmäßig Christus, dem Priester, verähnlichter Vollzieher unsagbarer 
Geheimnisse. Hören Sie auf mit dem Ökumenismus, der den 
Priesternachwuchs erdrosselt, dem geweihten Priester das 
Würdebewusstsein raubt und das gläubige Volk in die totale Verwirrung 
führt! Der Teil des katholischen Volkes, der sich den Glauben bewahrt 
hat will den geweihten Priester haben, nicht den protestantischen 
Religionsdiener!
Viele
 Priester haben keine Einwände, wenn die Kirche immer mehr nach dem 
protestantischen Vorbild umgestaltet wird. Sie spüren, wie die Kirche 
immer mehr in protestantisches Fahrwasser abdriftet, und sie helfen 
dabei kräftig mit, denn das Leben wird bequemer.
Die
 Moral ist schon auf weite Strecken protestantisiert. Von der 
Glaubenslehre bröckelt ein Gegenstand nach dem anderen ab. Der Empfang 
des Bußsakramentes hat weithin aufgehört. Viele Priester haben in  Lehre 
und Lebenswandel das protestantische Vorbild weitgehend übernommen.
Die
 katholische Wahrheit bleibt häufig ungesagt oder wird verkehrt, die 
protestantischen Irrtümer werden nicht aufgezeigt. Die Kirche wird 
geschmäht, über den Protestantismus darf nur Gutes geäußert werden.
Ein
 beträchtlicher Teil des Klerus ist damit beschäftigt, die Gläubigen in 
die protestantischen Hürden zu treiben. Die Haltung gegenüber dem 
Protestantismus ist bei der Mehrheit die konstante Bereitschaft zur Kapitulation. Das Ringen um den katholischen Abschluss von Mischehen, um
 die katholische Taufe und Erziehung der Kinder und um die Beheimatung 
der Mischehen in der katholischen Kirche hat fast überall aufgehört.
(37)  Materialdienst 47, 1996, 43; L'Osservatore Romano Nr. 8 vom 23. Februar 1996 S. 4
Fortsetzung folgt
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Weiteres zum Thema "Protestantisierung":
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