Montag, 12. Mai 2014

Maiandacht 12. Tag - Gottes Gnadenruf an die Menschen

 
Gott hat uns errettet
und den heiligen Ruf an uns ergehen lassen.
Das tat er aber nicht unserer Werke wegen, 
sondern nach seinem Ratschluss und seiner Gnade,
die uns in Christus Jesus 
schon vor ewigen Zeiten bestimmt war. (2. Tim 1,9)


Im stillen Kämmerlein zu Nazareth hat sich das große Ereignis vollzogen: Durch Gottes Gnadenwirken und durch Mitwirkung des Menschenherzens hat Maria die große Würde erlangt, einzig und allein unter allen Menschenkindern Mutter des Sohnes Gottes zu werden. Nie, solange die Welt besteht, ist dergleichen geschehen, noch wird es  je wieder geschehen.

Dennoch ist ein Vergleich zulässig: In ähnlicher Weise wiederholt es sich in jedem Menschenleben, dass Gott den Menschen ruft durch seine Gnade; und für jeden Menschen kommt der Augenblick, da er auf diesen Ruf seine Antwort geben muss. So lehrt* uns der Glaube: "Gott gibt jedem Menschen hinreichende Gnade, dass er selig werden kann." 

Der Glaube sagt uns auch, dass wir der Gnade folgen müssen. Wir müssen "ja" sagen auf Gottes Ruf. Ja, ich will mitwirken mit meinen natürlichen Kräften, ich will gehorchen, will folgen! Nur im Zusammenwirken von Natur und Gnade, der menschlichen und der göttlichen Kräfte, erfüllt der Mensch seine Bestuimmung und erreicht sein letztes Ziel.

Nur wenige Menschen werden wie Maria im stillen Kämmerlein betend verweilen können. Das brausende Getriebe der Welt nimmt meist unsere Sinne gefangen. Aber Gott findet den Menschen in stiller Kammer, findet ihn im Getriebe der Welt. Es kommt nur darauf an, dass wir feinhörig sind auf seinen Gnadenruf. Wir dürfen keine taube Ohren, keine verstockten Herzen haben.

Den Apostel Paulus hat der Gnadenruf getroffen vor den Toren von Damaskus, da, wo er am wenigsten daran dachte; den heiligen Franz von Assisi rief Gott mitten im Trubel des Jugendlebens; den heiligen Ignatius fand Gott auf dem stillen Krankenlager nach langem Kriegsleben. (...)

Wie hast du bisher auf den Gnadenruf Gottes geantwortet? Sieh, all die Heiligen haben wie Maria gehandelt. Viele flüchteten wie Paulus und Franziskus und Ignatius in die Einsamkeit, um Gottes Ruf noch deutlicher zu hören und zu erkennen.Sie haben den Ruf ernst genommen und sind ihm gefolgt. So musst auch du Antwort geben, wenn Gott dich ruft.

Er legte in dich hinein ein Streben nach dem Guten, gab dir auch die Kräfte, das zu erreichen, wozu er dich von Ewigkeit her erwählt und bestimmt hat. Auch dein Beruf in der Welt ist gottgewollt, so gut wie der Beruf Mariens zur Gottesmutter. Nun kommt es einzig und allein auf dich an, deine natürlichen Kräfte zu gebrauchen. Gott hat alles getan, dass du dein Ziel erreichst. Nun wirke du mit der Gnade mit. "Wirket, solange es Tag ist", spricht der Herr.

Maria hat zur Botschaft des Engels ihre Zustimmung gegeben, sie hat "ja" gesagt, "mir geschehe nach deinem Worte", und die ganze Welt ist dadurch gerettet. Sage auch du "ja" zu Gottes Gnadenaufruf und du wirst deine Seele retten für alle Ewigkeit.

Wir beten ein Ave Maria, dass Maria uns helfe, immer dem Gnadenruf Gottes zu folgen:
Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir!
Du bist gebenedeit unter den Frauen
und gebenedeit ist die Frucht deines Leibes: Jesus!
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder,
jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.

Durch die Gnade Gottes bin ich was ich bin,
und seine Gnade ist in mir nicht unwirksam gewesen. (1 Kor 15,10)
Mein Herz wallt auf zu guter Rede;
ich weih mein Werk dem König. (Psalm 44,2)


Gebet:
Heiliger Gott! Die Jungfrau Maria hat durch Engelsmund deinen Gnadenruf vernommen. Sie ist diesem Ruf gefolgt und Mutter deines Sohnes geworden. Auch uns rufst du durch deine Gnade. Mach uns achtsam auf diesen Ruf, dass wir ihn nicht überhören. Mach uns folgsam diesem Ruf, dass wir in Heiligkeit dir dienen wie Maria.  Und du, Maria, führe uns zu Christus, deinem Sohne, unsern Herrn. Amen.


Maiandachtsbüchlein für Kirche und Haus von Pfarrer Joseph Willmes; A. Laumannsche Verlagsbuchhandlung Dülmen /Westf.;  AD 1935; S. 40-42 (mit kleinen Änderungen); (s. Quellen)
* s. z. B. die kurzgfasste Glaubenslehre (Nr. 58), verfasst 1940 von Clemens August Kardinal von Galen (Download hier)

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