Die andere Hierarchie
Teil 8
Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997
II. Versagen
Es erhebt sich die 
Frage, wie die Bischöfe den oben erwähnten Aufgaben ihres Amtes 
nachkommen. Die Antwort kann nur lauten: dei meisten von ihnen mehr 
schlecht als recht.
Es ist eine offenkundige und 
unbestreitbare Tatsache: Die Bischöfe sind die Hauptverantwortlichen für
 den unaufhörlichen dramatischen Niedergang der Kirche. Selten in der 
Geschichte hat eine Führungsschicht in so ungeheurem Ausmaße versagt wie
 die Mehrheit des Bischofskollegiums nach dem Zweiten Vatikanischen 
Konzil. Um in der Nähe zu bleiben: Die deutschen Bischöfe haben sich als
 unfähig erwiesen, die letztlich entscheidenden Aufgaben der 
katholischen Kirche in Deutschland adäquat zu lösen: den Glauben zu 
erhalten und zu verbreiten, die Sitten zu heben und bessern, den 
Gottesdienst zu fördern und zu schützen.
Es schadet 
ihrer Autorität enorm, dass sie sich bis zur Stunde weigern, das Chaos, 
das in der Kirche auch durch ihr Tun und Unterlassen heraufbeschworen 
wurde, realistisch zu schildern. Sie sind nicht gewillt, die 
Selbstzerstörung der Kirche beim Namen zu nennen. Die Bischöfe, an der 
Spitze der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, entschuldigen 
sich fortwährend wegen angeblicher oder wirklicher Fehler vergangener 
Generationen. Viel mehr angebracht wäre ein offenes Bekenntnis des 
eigenen Versagens. An einem sochen aber fehlt es bis zur Stunde.
1.  Die Lage des Glaubens
Die
 deutschen Bischöfe haben seit Jahrzehnten versäumt, das eine 
Notwendige, das schlechthin Unentbehrliche zu tun, nämlich den 
katholischen Glauben in Fülle und Reinheit zu verkündigen, zu erhalten, 
zu schützen und zu verbreiten.
Walter Hoeres hat zu recht festgestellt: "Allenthalben werden institutionelle Besitzstände verteidigt, aber nicht mehr das, wozu diese Institutionen doch allein da sind: der ganze und unverfälschte Glaube" (5).
Die
 Bischöfe sprechen fortwährend von der Weitergabe des Glaubens. Ich 
vermisse, dass sie präzesieren, welcher Glaube weitergegeben werden 
soll, jener, den die Urkunden der Lehrverkündigung enthalten, oder der 
andere, den die Masse der Theologen und Katecheten vorträgt. Es ist 
ebenso sinnlos, die Gemeindemitglieder aufzufordern, ihren Glauben zu 
bekennen, wenn der Inhalt dieses Glaubens nicht mehr feststeht. Bischof 
Lehmann stellte "erstaunliche Erschütterungen" im Glaubensbewusstsein 
fest. Dagegen müsse man aufzeigen, wie man heute den Glauben verstehen 
muss, ohne Überzeugungen preiszugeben (6). Wann zeigt er uns diese 
Kunst?
Sehr schwer wiegen die wiederholten Kapitulationen 
der deutschen Bischöfe vor dem Protestantismus. Ich erinnere 
beispielsweise an die Auslieferung der Mischehenfamilien an die Irrlehre
 (7) und die Gestattung sogenannter ökumenischer Gottesdienste an 
Sonntagen (Anm.: vgl. "Erklärung
 der Deutschen Bischöfe bezüglich ökumenischer Gottesdienste" vom 24. 
Februar 1994; KA 1994 Nr. 63). Mit diesen und anderen unseligen 
Handlungen haben sie ihre Führungsunfähigkeit und Schwäche vor aller 
Welt dokumentiert. Die Deutsche Bischofskonferenz unterhält ein Institut
 für den Ökumenismus. Warum errichtet sie keine Einrichtung für die 
Bekehrung der Abgefallenen? 
Die deutschen Bischöfe
 waren auch nicht fähig, die Auffassung des Protestantismus von Ehe und 
Eheschließung zu begreifen und adäquat in Normen umzusetzen ((8). Mit 
dem von ihnen geförderten ökumenischen Betrieb lenken sie immer mehr 
katholische Christen in die protestantischen Hürden. Es gibt verbotene 
Interkommunion und Interzelebration. Die Bischöfe wissen davon, aber 
lassen in der Regel den zerstörerischen Aktivitäten ihren Lauf (9).
Mit ihrem "Hirtenwort" zum Kommunionempfang der wiederverheirateten Geschiedenen (Anm.: 1993)
 haben die oberrheinischen Bischöfe und ihre bischöflichen 
Sympathisanten eklatant gegen die Pflicht, die Unversehrtheit und 
Einheit der Glaubenslehre zu schützen (c. 386 §2), verstoßen. Der 
Heilige Stuhl hat die in diesem Schreiben vertretenen Ansichten als 
unzutreffend zurückgewiesen. Das hindert deutsche Bischöfe nicht, weiter auf der falschen Auffassung zu verharren und die Seelsorger entsprechend zu instruieren (10). Im zweiten Band des von den deutschen Bischöfen herausgegebenen Erwachsenenkatechismus
 wird die verkehrte Ansicht in verklausulierter Form dem gesamten 
katholischen Volk der Bundesrepublik Deutschland vorgelegt (11). 
Giovanni Sala fragt daher mit Recht, ob dieser ominöse Katechismus "den 
Auftakt zu einer Regionalisierung von Glaube und Moral in der 
Katholischen Kirche markieren" werde (12).
2.  Die Lage von Frömmigkeit und Sittlichkeit
Die
 deutschen Bischöfe haben sich auch als unfähig erwiesen, die 
Frömmigkeit im Kirchenvolk nachhaltig zu fördern, zu beleben und zu 
stützen.
Wer die heutige religiöse Praxis in den 
meisten Gemeinden beobachtet und mit jener vor 40 (Anm.: nunmehr etwa 
60) Jahren vergleicht, erkennt den erschreckenden Abstieg, der sich 
vollzogen hat. Die deutschen Bischöfe haben sich weiter als unfähig 
erwiesen, überall die Abhaltung gotteswürdiger Gottesdienste zu 
gewährleisten. Das Material, das über skandalöse gottesdienstliche 
Veranstaltungen vorliegt, ist enorm. Niemals ist etwas Durchgreifenderes
 geschehen, um diesem Zustand abzuhelfen.
Die deutschen
 Bischöfe haben sich ebenso als unfähig erwiesen, die Sittklichkeit im 
katholischen Volk auf einem hohen Stand zu halten. Die Verhältnisse vor 
allem im Bereich der geschlechtlichen Sittlichkeit, sind bedrückend. Die
 deutschen Bischöfe haben sich auch als unfähig erwiesen, die Jugend für
 Gott, Kirche und Priestertum zu begeistern. Was sich in den Resten 
sogenannter katholischer Jugend tut, ist meist deprimierend. Die 
skandalösen Vorgäng und Zustände im Bund der katholischen Jugend (13) 
haben niemals ein energisches Durchgreifen der Bischöfe ausgelöst.
Die
 deutschen Bischöfe haben sich schließlich als unfähig erwiesen, den 
Geist des Apostolats in den Gläubigen zu entfachen und zu erhalten. Die 
völlige Unfähigkeit der katholischen Kirche in Deutschland, Mission zu 
treiben, hat sich mit erschütternder Deutlichkeit beim Fall der Mauer 
gezeigt.
Die Bischöfe sind auch verantwortlich für das 
unglaublich bornierte Verhalten gegenüber jenen Priestern, die in 
gläubigen Gruppierungen wie der Petrus-Bruderschaft und den Dienern Jesu und Mariens
 herangebildet werden. Sie liefen die Gemeinden lieber Vertretern der 
anderen Hierarchie aus, als dass sie diese Priester in den Gemeinden 
arbeiten lassen. Sie laden damit eine schwere Schuld auf sich.
3.  Das Fehlen des Kampfesmutes
Dem
 deutschen Katholizismus fehlt, soweit er von den Bischöfen geführt 
wird, jeder kämpferische Zug. Dieser Mangel hat in erster Linie darin 
seinen Grund, dass die allermeisten Bischöfe nichts mehr fürchten als 
den Kampf. Ihre Hauptmaxime scheint zu sein: Nur keine Auseinandersetzungen! Nur keine Konflikte!
Christ sein heißt jedoch Kämpfer
 sein. Wer in der Nachfolge des Herrn steht, muss gegen Satan und Sünde 
kämpfen; er muss erforderlichenfalls auch gegen die irdischen 
Dienstmänner des Teufels zu Felde ziehen. Entschiedenheit zeigen die 
Bischöfe, wenn es um Asylanten
 oder Landminen geht. In den Lebensfragen der Kirche sind sie von 
lähmender Nachgiebigkeit. Wann sind die Bischöfe jemals aufgestanden 
gegen die Gehässigkeiten, die der "Spiegel" Jahr für Jahr über die 
Kirche ausschüttet? Äußerst selten hat ein deutscher Bischof auf die 
sich mehrenden Anschläge gegen den Glauben, die Sittenlehre und die 
Ordnung der Kirche angemessen reagiert. Wenn überhaupt etwas geschah, 
kam das Handeln regelmäßig zu spät, wurden halbe Maßnahmen getroffen und
 blieb die Konsequenz aus.
Die Strategie der 
Konfliktvermeidung, des Erhalts der Kirchensteuer und der Anpassung an 
den Demokratismus ließ die notwendigen Maßnahmen nicht zu. Die Bischöfe 
haben ein famoses Mittel, um Ruhe zu haben: Sie erfüllen die Wünsche
 derer, die heute das große Wort in Kirche und Welt führen. Sie wollen 
es nicht Gott, sondern den Menschen recht machen. Auf diese Weise 
entgeht man Kämpfen. Die führenden Männer der Kirche haben sich 
jahrzehntelang der Welt angebiedert. Heute erhalten sie die Quittung: 
Die Welt steht ihr gleichgültig gegenüber oder missbraucht sie 
allenfalls für weltliche Zwecke.
 (5)  Walter Hoeres, Die Macht des Schicksals: Theologisches 26, 1996, 275 - 277, hier 275
 (6)  Allgemeine Zeitung vom 14. Juni 1996 S. 15; Glaube und Leben Nr. 20 vom 19. Mai 1996 S. 11
 (7)  Georg may, Ein Dokument der Kapitulation: Una Voce- Korrespondenz 15, 1985, 267 - 270
 (8)  Georg May, Mängel im Ehevorbereitungsprotokoll der deutschen Bischöfe: Theologisches 24, 1994, 175 - 194
 (9)  Z. B.: Una Voce- Korrespondenz 27, 1997, 250f
(10)
 Giovanni Sala, Vom Sinn und Unsinn einer "differenzierten" Betrachtung 
in der Moral. Zu einer neuen Pastoral für wiederverheiratete 
Geschiedene: Forum Katholische Theologie 11, 1995, 17 - 53; 
Freundeskreis Maria Goretti Information 60, 1996, 43 - 47
(11) Katholischer Erwachsenen-Katechismus II, 351f
(12)
 Giovanni Sala, Die Zulassung wiederverheirateter Geschiedener und die 
"Königsteiner Erklärung" im Katholischen Erwachsenen-Katechismus: Forum 
Katholische Theologie 12, 1996, 16 - 35, hier 35
(13) 
Freundeskreis Maria Goretti Information 62, 1997, 23, 30f, 56; Otto Maier, "Ganz sicher nicht katholisch!" Ein Weißbuch über den BDKJ und 
seine Mitgliederverbände, Meckenheim, Lippstadt 1997
Fortsetzung folgt in unregelmäßigen Abständen
- Teil 1: Die Existenz der Hierarchie
- Teil 2: Der Unterschied zwischen Klerus und Laien
- Teil 3: Die Hierarchie - Das Weihesakrament
- Teil 4: Der Heilige Stuhl - Die Lehre
- Teil 5: Der Heilige Stuhl - Die Lage (1)
- Teil 6: Der Heilige Stuhl - Die Lage (2)
- Teil 7: Die Bischöfe - Rechtliche Stellung
- Teil 8: Die Bischöfe - Versagen
- Teil 9: Die Rede von der "Mitte" und von der Polarisierung
- Teil 10: Der Ungehorsam gegenüber dem Vicarius Christi
- Teil 11: Das Rätesystem auf der Ebene des Bistums - Der Priesterrat
- Teil xy: Die Pfarrbeauftragten (v. a. am Beispiel Bistum Limburg)
 

 
Wenn ich das richtig verstanden habe, ist es so, daß die Bischöfe vom Papst ernannt oder bestätigt werden. Sie tragen im Namen Gottes und der Kirche die alleinige Verantwortung für ihr Bistum. Das bedeutet Kampfeswillen und Durchsetzungsvermögen und einen starken Glauben. Aber die Bischöfe haben sich mit Hilfe der DBK diesen Anforderungen entzogen. Sie handeln wie die Bundestagsabgeordneten, die ihre persönliche Verantwortung den Wählern gegenüber der Fraktionsdisziplin unterwerfen. Sie stimmen ab wie man es ihnen sagt und nicht wie sie es für richtig finden, falls sie sich überhaupt Gedanken darüber machen. Genauso handeln die Bischöfe. Sie verstecken sich hinter der DBK und entgehen damit allen Schwierigkeiten im eigenen Bistum. Ich frage mich wer denn im Hintergrund der DBK die Entscheidungen trifft. Ich frage mich außerdem wie man sich als Katholik einem solchen Bischof gegenüber verhält?
AntwortenLöschenHier habe ich mit Hilfe von "Kreuzknappe" ein Interview mit einem spanischen Bischof gefunden das ein wenig Hoffnung macht:
http://www.kath.net/news/35562
Ein interessanter Artikel über den jüngsten Bischof Spaniens! Danke für den guten Hinweis.
AntwortenLöschenZu der Frage, wer denn "im Hintergrund der DBK die Entscheidungen trifft":
In Teil 7 meint Prof. May:
"Für die Richtung, in die Bischofskonferenzen gehen, ist sodann regelmäßig die Einstellung ihres Vorsitzenden entscheidend."
Welche Richtung das ist, sehen wir ja. Damals (1997) war der Vorsitzende Kardinal Lehmann, heute ist es (noch - bis im kommenden Frühjahr) Erzbischof Zollitsch. Seine Richtung:
- Widerstand gegen die schon lange von Rom geforderte korrekte Übersetzung der Wandlungsworte und Verweigerung dementsprechender Katechesen für Priester und Laien;
- Zustimmung und Unterstützung von Priestern, die im öffentlichen Ungehorsam wiederverheiratete Geschiedene zu den Sakramenten, natürlich vor allem und auch ohne vorherige Beichte, zum Kommunionempfang, zulassen;
- Zustimmung und Unterstützung der Ablehnung des neu-übersetzten Messbuchs, das - wie das bisherige Missale - eine angeblich falsche Theologie (nämlich die Theologie vom Mess"opfer") enthalte;
- Widerstand gegen die Verfassung der Kirche, z. B. dem Weiheamt vorbehaltene Leitungsvollmacht und Einsatz für Diakoninnen und Gemeindeleiterinnen;
- Unterstützung von außerehelichen eheähnlichen Verhältnissen aller Art und Unterstützung der Möglichkeit, gleichgeschlechtliche "Ehen" kirchlich absegnen zu lassen (s. Link auf der Seite der HS.Seelsorge des Bistums Freiburg)....usw.
Wahrlich kein Wunder, dass ein Bischof wie Franz-Peter Tebartz-van Elst, der in aller Freundlichkeit und ebensolcher Entschiedenheit katholische Standpunkte den Menschen versucht zu erklären - insbesondere, was Ehe und Familie betrifft, denn er ist ja der "Familienbischof" der DBK - in Ungnade fällt...