Montag, 2. Februar 2015

Fest der Darstellung des Herrn (Mariä Lichtmess) - Eintritt in das Heiligtum der Kirche



Am Fest der Darstellung des Herrn [...], der Station zwischen der weihnachtlichen und der österlichen Ankunft des Heils, geht es um den Einzug des Lichtes in das Heiligtum Gottes unter den Menschen, den Tempel. Dass Jesus selbst das strahlende Licht ist, davon legt der greise Simeon in seinem wundervollen Abgesang, dem Nunc dimittis des kirchlichen Nachtgebetes, Zeugnis ab:
Nun entlässest Du, Herr, Deinen Knecht,
wie Du verheißen hast, in Frieden,
denn meine Augen haben Dein Heil geschaut,
das Du bereitet hast im Angesicht der Völker;
das Licht zur Erleuchtung der Heiden
und die Ehre Deines Volkes Israel. (Lk 2,29-32)

Die Ankunft des "strahlenden Lichtes aus der Höhe" (Lk 1,78) im alttestamentlichen Tempel weist nun aber deutlich hinaus in die Zukunft und stellt bereits den Eintritt in das Heiligtum der Kirche dar, die Jesus begründen wird. Das geht aus einigen bezeichnenden Einzelheiten deutlich hervor:
  • Bei den beiden Gestalten im Tempel, Simeon und Hanna, handelt es sich um hochbetagte Menschen, die am Ende ihrer Lebenstage stehen und dadurch anzeigen, dass sie dem Neuen, das nun mit dem Kind in den Armen der jungfräulichen Mutter anbricht, Platz machen.
  • Die Worte des greisen Simeon, der vom "Licht zur Erleuchtung der Heiden" spricht, kündigen die Erfüllung der alttestamentlichen Prophezeiung von der künftigen Herrschaft des wahren Gottes auch über die Heidenvölker an, einen Vorgang also, der Jahrzehnte später durch das Wirken des heiligen Paulus Gestalt gewinnen wird und wesentlich ein Werk der Kirche ist.
  • Ein Indiz dafür, dass es bei der Darstellung des Jesuskindes schon um die Kirche geht, ist auch die Stellung Mariens in diesem Geschehen. Sie ragt über das alte Gottesvolk und seinen Tempel hinaus in ganz andere Dimensionen und steht schon für das neue Volk und Heiligtum Gottes, ja verkörpert es gleichsam dadurch, dass sie der erste Ruheort für den menschgewordenen Herrn auf Erden ist, den sie in ihrem Schoß umfangen hat und jetzt zu den Menschen trägt.
  • Außerdem wissen wir, dass der Tempel zu Jerusalem nicht mehr lange, d. h. nur noch knapp 70 Jahre, bestehen wird, um dann von den Römern gänzlich zerstört zu werden. An seine Stelle wird das Heiligtum des Leibes Christi treten, das, nachdem es in der Passion niedergerissen wurde, nach drei Tagen durch die Macht Gottes wunderbar wieder errichtet (Joh 2,19) und an Pfingsten vom Heiligen Geist gesalbt werden wird. Dieser neue und ewige Tempel soll für immer die Stätte sein, an der wir den Vater in Geist und Wahrheit anbeten (Joh 4,24); die Stadt auf dem Berge, deren Licht nicht verborgen bleibt (Mt 5,14), sondern die ganze Welt erleuchtet.

So zieht Jesus bei Seiner Darstellung nicht nur in einen Tempel ein, der bereits dem Untergang geweiht ist; vielmehr stellt Er in diesem geheimnisvollen Vorgang schon zeichenhaft Seinen Eintritt in die heilige Kirche und in die einzelnen Kirchengebäude dar. In ihnen wird Er im heiligen Sakrament wohnen und die gläubigen Herzen mit Seinem hellen und wärmenden Licht bestrahlen.


P Bernward Deneke FSSP  in: "Die doppelte Lichtquelle"; "Schweizerisches Katholisches Sonntagsblatt (SKS)" Verlag Schmid-Fehr AG, 2/2015, Seite 3


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Gebete zur Kerzenweihe und Messtexte zum Fest Mariä Lichtmess, sowie eine kurze Einführung zum Festgeheimnis: bitte klicken!



3 Kommentare:

  1. Grüß Gott,
    vielen Dank für Ihren Blog und die sehr guten Beiträge!

    Möchte kurz auf 2 Tippfehler hinweisen:

    3. Aufzählungspunkt, 3. Zeile:
    "Tempüel" => Tempel
    4. Aufzählungspunkt, 2. Zeile:
    "knapp 7ß0 jahre" => knapp 70 Jahre

    Gesegneten Sonntag!
    Hugfrid

    AntwortenLöschen
  2. sowie Aufzählungspunkt 4, Zeile 8

    "Wahrheit anbten" => Wahrheit anbeten

    AntwortenLöschen
  3. Grüß Gott, Hugfrid!

    Vielen Dank für das aufmerksame Lesen des Beitrags und die Mitteilung der Schreibfehler!
    Auch Ihnen einen gesegneten Sonntag!

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