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Montag, 24. Februar 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 21: Schäden durch Theologen (Ekklesiologie, Weihepriestertum)

Prof. Dr. Georg May


Die andere Hierarchie

Teil 21

Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


Fortsetzung: V. Schäden/ 2. Im Einzelnen

d)  Die Ekklesiologie

Mit größter Schärfe wenden sich viele der progressistischen Theologen gegen die göttliche Verfassung der Kirche, im Besonderen gegen ihre hierarchische Struktur. So verkündet der Tübinger Theologe Greinacher: "Hierarchie als 'heilige Herrschaft' stellt eine nichtchristliche ... strukturelle Häresie in der Kirche dar, die überwunden werden muss" (33). In seinem wütendem Hass versteigt er sich zu der beschimpfenden Äußerung: "Die katholische Kirche ist eines der letzten totalitären Systeme in unserer Weltgesellschaft" (34). Unaufhörlich ist die Autorität der Kirche Gegenstand schlimmer Kritik der progressistischen Theologen.

Ich erinnere an das Buch "Unsere Erfahrung mit der Kirche" (hrsg. von Marianne Müssle, Freiburg 1971), in dem Alfons Auer, Alfons Deissler, Heinrich Fries, Herbert Haag und Bernhard Häring ihre ätzende Lauge ausschütten. Der emeritierte Tübinger Theologe Herbert Haag "lädt" in seinem Buch "Den Christen die Freiheit. Erfahrungen und widerspenstige Hoffnungen", Freiburg 1995, "den Leser ein, den innerlichen Bruch mit der katholischen Kirche zu vollzihen" (35). Keinem dieser Theologen ist von den zuständigen Oberhirten energisch entgegengetreten worden.


e)  Die Lehre vom Weihepriestertum

Eine erstrangige Aufgabe sehen die progressistischen Theologen darin, das Weihepriestertum zu untergraben. Es besteht nicht der geringste Zweifel, dass es Kräfte in unserer Kirche gibt, die das katholische Priestertum zerstören wollen.

Der Bamberger Neutestamentler Hoffmann schreibt: "Die Idee eines von den übrigen Genmeindegliedern 'seinsmäßig' unterschiedenen Klerikerstandes, für den kraft der Weihe der alleinige Führungsanspruch oder eine heilsmittlerische Kompetenz postuliert werden, findet im Zeugnis des neuen Testaments keine Stütze. Im Gegenteil. Er steht zum Neuen Testament in klarem Widerspruch" (36).

Der Papst lehrt unfehlbar, dass die Priesterweihe von Frauen durch das göttliche Recht verboten ist. Das Ersatzlehramt in Bonn und Tübingen und anderswo (37) erklärt das Gegenteil.

Die katholisch-theologische Fakultät Bonn veranstaltete einen Projekttag, dessen Ziel war, die kirchliche Lehre über den Empfänger der Weihe aus den Angeln zu heben (38). Frau Claudia Reimüller gab in einem Interview mit Bischof Lehmann ihren Eindruck wieder: "je besser die Ausbildung in einem Land ist ..., desto weniger Berufungen gibt es." (39). Bemerkenswerterweise ging Lehmann auf diese Äußerung überhaupt nicht ein. Wenn er eine sachgemäße Antwort hätte geben wollen, dann hätte er sagen müssen, dass die theologische Ausbildung in Deutschland weder gut noch besser ist als anderswo. Er hätte vielmehr darauf hinweisen müssen, dass viele an dieser Ausbildung Beteiligte für das Entstehen, Wachsen und Reifen von Priesterberufen nichts tun, sondern all diesem entgegenarbeiten.

Die meisten theologischen Ausbildungsstätten in deutschen Landen sind unfähig, Priesterberufe zu wecken und zu fördern. Diese vielgerühmte Theologie ist steril. Sie ist unfähig, genügend priesterliche Berufe zu fördern, versagt also vor einer Lebensfrage der Kirche. Man kommt um das Urteil nicht herum: Die deutschen theologischen Fakultäten sind nicht mehr in der Lage, ihre entscheidende  Aufgabe, gläubige, gebildete, fromme und kirchentreue Priester auszubilden.



(33)  Greinacher, Vom Masochismus der katholischen Amtskirche 54
(34)  Greinacher, Vom Masochismus der katholischen Amtskirche 53
(35)  Peter Christoph Düren in: Forum Katholische Theologie 13, 1997, 77
(36)  Paul Hoffmann, Das Erbe Jesu und die Macht der Kirche, Mainz 1991, 104
(37)  Herder-Korrespondenz 51, 1997, 414-419
(38)  Una Voce-Korrespondenz 26, 1996, 276f.; Projekttag Frauenordination. Mit Beiträgen von Ernst Dassmann, Walter Fürst, Helmut Merklein, Heinz Waldenfels und Josef Wohlmut. Vorwort: Albert Gerhards, Alfter 1997
(39)  Deutsche Tagespost Nr. 57 vom 10. Mai 1997 S. 4



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