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Freitag, 9. August 2013

Die Rede von der Polarisierung

"Beide (Anm.: der Grüne-Politiker, sich selbst als Katholiken bezeichnende Ministerpräsident Winfried Kretschmann und die Pfarrerestochter Bundeskanzlerin Angela Merkel) symbolisieren - oder stehen - für Personen, die dem Volk dienen wollen, die das Ganze im Blick haben. Das ist für mich gerade in einer Demokratie etwas Wertvolles. Menschen, die polarisieren, sind jetzt nicht die, die mir liegen würden."

Erzbischof R. Zollitsch; Video "Wir driften auseinander",  ca. min 56:40)

Das Ganze Reden und Tun des Erzbischofs - das belegt auch dieses Video wieder - legt nahe, dass ihm diese Überzeugung ("Menschen, die polarisieren, liegen mir nicht") nicht nur in der Politik wichtig ist, sodern auch in Bezug auf den Glauben und die Kirche. Die "Bandbreite des Katholischen" schließt bei ihm auch diejenigen mit ein, die sich schon längst von der Lehre der Kirche und der Hierarchie verabschiedet haben.

Ist diese Haltung aber für einen Bischof, dessen Aufgabe es ist, die "Fülle und Reinheit des katholischen Glaubens zu verkündigen, zu erhalten zu schützen und zu verbreiten" angemessen und überhaupt möglich? Würde er, wenn er diesem Anspruch der Aufgabe des Bischofs gerecht werden wollte, nicht selbst einer, der - aus Sicht vieler heute in Gesellschaft und Kirche - polarisiert?

Prof. Georg May führte am 03.10.1997 im Rahmen der 7. Theologischen Tagung der Zeitschrift "Theologisches" in Fulda in einem Vortrag Folgendes aus:
Die Rede von der Polarisierung

Die in der "Mitte" (Anm.: was es heißt, "in der Mitte" zu stehen, hatte Prof. May zuvor erklärt) stehenden  deutschen Bischöfe reden oft von der angeblichen Polarisierung der Gläubigen, die vermieden werden müsse. (...) Soviel ist klar: Die Polarisierung ist Pflicht, wo es darum geht, dem Irrtum die Wahrheit entgegenzusetzen. Die Polarisierung ist Pflicht, wenn die Unordnung durch die Ordnung korrigiert werden muss. Der Friede in der Kirche kann nicht auf dem Grabe des Glaubens und des Rechtes errichtet werden.

Bei dieser Art von Polarisierung wissen wir uns in guter Gesellschaft. Jesus selbst hat polarisiert, indem er seine Botschaft unverfälscht vortrug. Das hatte die Wirkung, dass viele sagten: "Das ist eine harte Rede, wer kann sie hören?"

Es ist geradezu die Eigenart der Botschaft Jesu, polarisierend zu wirken. Sie scheidet die Anhänger von den Gegnern. Die Spaltung der Kirche, und zwar in grundwesentlichen Fragen des Glaubens, der Ordnung und des Gottesdienstes, ist eine Tatsache, die durch keine Vertuschung aus der Welt geschafft wird.


Weiteres zum Thema:
Dietrich von Hildebrand: Konservativ?


Backlink zu diesem Post:
Elsas Nacht(b)revier: Erzbischof Zollitsch und das Problem der Mediokren

 
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3 Kommentare:

  1. Bei Herrn Zollitsch frage ich mich manchmal, ob er's nicht einfacher hätte, wenn er evangelisch würde.
    Hat er eigentlich schon sein Rücktrittsgesuch eingereicht? Alt genug ist er ja jetzt ...

    Friedlon

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  2. Ich nehme an, er hat schon... (sonst wird er es sicher bald nachholen)

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  3. Ganz wichtige Klarstellung, dieser Beitrag.
    Super! Danke!

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