Von P. Bernward Deneke FSSPBewegend ist die  Begegnung einiger Apostel mit dem Auferstandenen am See Tiberias (Joh  21,1ff.). Sie hatten die Nacht über erfolglos gefischt, als Er sich  ihnen frühmorgens am Ufer zeigte und ihnen auf wunderbare Weise zu  vollen Netzen verhalf. Die Jünger erkannten Jesus nicht, bis Johannes  dem Petrus sagte: „Es ist der Herr!“ Daraufhin  zog sich Petrus, der  unbekleidet war, eilends (obwohl das beim Schwimmen doch eher hinderlich  ist) sein Gewand über und stürzte sich in das kühle Nass, dem Meister  entgegen.
In der Erkenntnis „Es ist der Herr“ liegt ein  Potential an Erschütterung. Die selbstgemachten Gedankengebilde weichen  wie Nebelschwaden vor dem klaren Sonnenstrahl, der Blick auf die  Wahrheit selbst wird frei. So ergeht es uns auch vor dem Altarsakrament,  und die Einsicht, dass es der Herr ist, erweckt in uns ähnlich wie beim  Apostel Petrus eine zweifache Regung: das Verlangen, zu Jesus  hinzugelangen, und den Eindruck tiefer Unwürdigkeit, der nach Formen der  Ehrfurcht ruft. Mit Recht sprechen Religionsphilosophen davon, das  Heilige sei zugleich mysterium fascinosum und mysterium tremendum -   Geheimnis, das uns fasziniert und erzittern lässt. 
Die  klassische Theologie und Liturgie der Kirche haben sich insgesamt mit  Erfolg darum bemüht, beide Seiten des Altarsakramentes zu bekunden. Bis  eine bestimmte Art von Theologie versuchte, das Geheimnis auf die rein  menschliche Ebene herabzuziehen. Die Aussage „Es ist der Herr“ sei  allenfalls noch im übertragenen Sinne zu verstehen, hieß es. Daraus zog  man alsbald auch die praktisch-liturgischen Konsequenzen und behandelte  das Sakrament wie einen Allerweltsgegenstand, den man den Leuten ohne  weiteres in die Hand legen kann! 
Aber es geschehen  noch Zeichen und Wunder. Wer hätte gedacht, dass sich nach den Stürmen,  die in den letzten Jahrzehnten über die Kirche und ihren Gottesdienst  hereingebrochen sind, jetzt so schnell und deutlich die Silberstreifen  einer neuen Ehrfurcht zeigen würden? Zwei solcher Lichtblicke seien hier  erwähnt: 
1) Vor einigen Jahren hat Athanasius Schneider, damals Weihbischof in der Diözese Karaganda in Kasachstan, heute im Erzbistum Astana,  ein Buch mit dem vielsagenden Titel „Dominus Est“ (Es ist der Herr)  veröffentlicht. Immerhin erschienen in der Vatikanischen Verlagsanstalt,  verfolgt das Buch kein geringeres Anliegen als eine grundsätzliche  Neubesinnung auf den eucharistischen Herrn und die rechte Weise, Ihn zu  empfangen. Im Vorwort äußert der Sekretär der Gottesdienstkongregation,  Erzbischof Malcolm Ranjith, seine Überzeugung, die Kommunionspendung in  die Hand habe „eine zunehmende Schwächung einer ehrfürchtigen Haltung  gegenüber dem Allerheiligsten“ mit sich gebracht.
Weihbischof  Schneider befindet sich übrigens in Übereinstimmung mit seinem  Erzbischof, Jan Pawel Lenga, der auf der Weltbischofssynode 2005  „demütig vorschlug“, die Kommunionspendung in die Hand abzuschaffen.  Auch Kirchenmänner wie Janis Kardinal Pujats, Erzbischof von Riga, und  der emeritierte Bischof von San Luis in Argentinien, Juan Rodolfo Laise,  haben das Anliegen wiederholt ausgesprochen. Aber hatte nicht schon  Papst Paul VI. davor gewarnt, die Einführung dieser Praxis könnte eine  „Minderung der Ehrfurcht vor dem allerheiligsten Altarsakrament, seine  Profanierung sowie eine Verfälschung der rechten Lehre“ nach sich ziehen  (Memoriale Domini, 29.5.1969)?
2) Zu den wichtigen  theoretischen Erwägungen gesellen sich in der Gegenwart erstaunliche  Fakten. Folgende Aussage des Erzbischofs von Lima, Juan Luis Kardinal  Cipriani Thorne, könnte man noch als exotische Erscheinung weitab von  unserer aufgeklärten europäischen Kirche abtun: „Persönlich glaube ich,  dass es die beste Art ist, die Hl. Kommunion auf der Zunge zu empfangen.  Deshalb habe ich in meiner Diözese die Handkommunion verboten.“
Aber  dass auch Benedikt XVI. jetzt dazu übergeht, in den meisten Papstmessen  den Leib des Herrn knienden Gläubigen in den Mund zu reichen (so  besonders aufsehenerregend auf den Weltjugendtagen), lässt sich nicht  mehr bagatellisieren: "Der Heilige Vater hat gebeten, dass alle, die von  ihm selbst die Kommunion empfangen werden, knien sollen. Außerdem  wünscht der Heilige Vater, dass die Eucharistie mit dem Mund empfangen  wird. Der Papst ist besorgt, was die Frage der Ehrfurcht betrifft. Der  stehende Empfang der Eucharistie und die Handkommunion können zu  mangelnder Ehrfurcht führen", erklärte Pater Mark Podesta, der Sprecher  des Weltjugendtags, den Medienleuten.
Doch die kürzeste  Antwort auf die Frage, warum man in einer sehr ehrfürchtigen Haltung  zur Kommunion gehen soll, ist noch immer das Wort, das einst Petrus dazu  bewegte, sich sein Gewand überzuwerfen und zu Jesus hinzueilen: „Es ist  der Herr!“
Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)
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