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Mittwoch, 23. November 2011

Von Feuerteufeln und Brandmeldern



Sehr geehrter Herr Brüggenjürgen,

mit Ihrem Kommentar „Nicht mit Ruhm bekleckert“ zur Causa WELTBILD stellen Sie in der Hoffnung, dass durch den Verkauf nun „überall wieder Klarheit und Wahrheit“ einziehe, zurecht fest, dass sich alle Beteiligten wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert haben:

Da sei „eine äußerst erfolgreiche kirchliche Unternehmensgruppe, die offensichtlich die Frohe Botschaft des Unternehmensgründers immer mehr aus dem Auge verlor“ und da seien „kirchlich bestellte Aufsichtsräte, die über Jahre ihrer Aufsichtspflicht nur unzureichend nachkamen und sich nur zu gerne im unternehmerischen Erfolg sonnten“. Außerdem, seien da „Bischöfe, die über Jahre viel zu gutgläubig und vielfach uninteressiert wegsahen“.

Nun nennen Sie in Ihrer Liste derer, die seit langem so verantwortungslos und, ich drücke es einmal weltlich aus, vereinsschädigend gehandelt haben, eine weitere Gruppe:

„Da sind ganz ohne Frage jede Menge „völlig Unschuldige“ und „völlig Unbeteiligte“, die die Gunst der Stunde für ihre jeweils eigenen Interessen ausnutzten und ein schmutziges Feuer legten, um dann um so lauter nach der notwendigen Feuerwehr zu rufen.“

Abgesehen von der Frage, welche „jeweils eigenen Interessen“ in dieser „Gunst der Stunde“ (gemeint sind wohl die zurückliegenden zehn Jahre?) verfolgt wurden  (es waren wohl vor allem die Sorge um die Glaubwürdigkeit der Kirche und der Bischöfe) bleibt Folgendes festzustellen:

Nach der Erklärung der Vollversammlung des Verbandes der Diözesen Deutschlands (VDD) von gestern (21.11.2011) in Würzburg, die die "verzerrende und unangemessene Weise der publizistischen Auseinandersetzung mit den anstehenden Fragen namentlich in Medien, die der Kirche nahe stehen", bedauerten, ist das ein weiterer Tritt gegen das Schienbein derjenigen, die seit vielen Jahren (!) nach der Feuerwehr rufen, aber bis vor Kurzem noch ignoriert wurden.

Sie verwechseln hier offensichtlich die Feuerteufel mit den Brandmeldern. Das schmutzige Feuer wurde gelegt von denen, die die „Botschaft des Unternehmensgründers immer mehr aus den Augen verloren“ haben und am Brennen wurde es gehalten von denen, die ihrer Aufsichtspflicht nicht nachkamen und denen, die wegsahen oder sich gar am schmutzigen Feuer, das inzwischen zum Flächenbrand werden konnte, sonnten wärmten.

Mit Ihrem Seitenhieb also auf die eigentlichen Helden, die – oft schon seit vielen Jahren – nach der Feuerwehr riefen (vielleicht oft zu leise und zu diskret aus Rücksicht auf den Ruf der Kirche und der Bischöfe?) erweisen Sie weder der Klarheit noch der Wahrheit einen Dienst.

Und ob WELTBILD „ohne Verzug“ veräußert wird und wie lange bis dahin die Bevölkerung weiterhin mit Materialien beliefert wird, die der Intention und dem Auftrag der Katholischen Kirche widersprechen, bleibt abzuwarten.


Mit freundlichen Grüßen

4 Kommentare:

  1. Wieviel Chuzpe und Arroganz braucht es eigentlich, um ein jahrelanges Versagen, den das Betreiben eines nahezu reinen Kommerzbetriebs im Namen der Kirche mit sich brachte, mit einer Verkaufsabsichtsäußerung und ein paar geschäftsmäßigen Sätzchen abhaken zu meinen können.
    Und v.a.: um sein Scheitern noch zu benutzen, um romtreue Medien und sich sorgende Katholiken zu diffamieren und zu beleidigen, die nichts im Sinn hatten, als diesen Skandal Weltbild, teilweise über Jahre bewußt diskret mit der Unterstützung der Bischöfe, beenden wollten?

    Wer da wirklich sein übles Süppchen für kirchenpolitische Zwecke im Umkreis der Causa Weltbild anrührt, ist spätestens gestern offenbar geworden.

    Danke, F. W. für den treffenden Kommentar!

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  2. Dazu fällt mir nur ein:

    . Matthäus 21, 12 - 13

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  3. Danke für diese Auskunft, die mir noch nicht klar war: da gab es also kirchliche Aufsichtsräte und die haben nie was gemerkt? Was ist aber mit den vermutlich in die Tausende und Zehntausende gehenden einfachen Kirchenmitgliedern, die doch zwangsläufig das Verlagsprogramm (hoffentlich gehörig indigniert) zur Kenntnis nahmen - hat da niemals jemand an sein bischöfliches Ordinariat geschrieben? Der werfe den ersten Stein …

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  4. @Anonym

    Viele Katholiken haben innerhalb der letzten 12 (!) Jahre an ihre bischöflichen Ordinariate geschrieben und um Klärung gebeten. Allein, es gab keine nennenswerten korrigierenden Reaktionen.

    weiterführende Informationen:

    http://frischer-wind.blogspot.com/2011/11/radio-vatikan-blog-und-weltbild-skandal.html

    http://frischer-wind.blogspot.com/2011/10/weltbild-verlag.html

    Wenn es qualmt, und keiner die Klingel hört, muss man wohl auch 'mal ein Steinchen gegen's Fenster werfen - bevor das Haus in Flammen steht...

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