Freitag, 28. Februar 2014

Vor einem Jahr wurde der Stuhl Petri vakant

Um 20 Uhr heute Abend jährt sich der Augenblick, indem ein noch lebender Papst den Stuhl Petri für seinen Nachfolger im Petrusamt frei machte. Erzbischof  Georg Gänswein schildert die Umstände und Beweggründe des Rücktritts von Papst Benedikt XVI.: Focus 28.02.2014 (nach einem Interview im „SZ Magazin)

Demnach hatte sich Benedikt XVI. sich bereits im August 2012 zum Amtsverzicht entschlossen, nachdem sein Leibarzt ihm nach einer anstrengenden Reise, die ihn vom 23.-29. März 2012 nach Mexiko und in die Republik Kuba geführt hatte, mitteilte, dass er einen weiteren Flug über den Atlantik nicht überstehen werde. Da wenige Monate später, im Juli 2013, der Weltjugendtag im brasilianischen Rio de Janeiro stattfinden sollte, wollte Papst Benedikt mit Rücksicht auf seinen Nachfolger bereits im Dezember 2012 seinen Amtverzicht bekanntgeben.

Erste Reaktion seines Sekretärs und Vertrauten Georg Gänswein auf die Absichtserklärung sei der Ausruf  "Nein, Heiliger Vater, das dürfen Sie nicht!" gewesen. Doch habe der Entschluss bereits festgestanden: "Er teilt nicht etwas mit, um eine Entscheidung zu finden, sondern er teilt eine getroffene Entscheidung mit", so Gänswein im Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".

Am 11. Februar 2013 dann erklärte Papst Benedikt XVI. während einer Kardinalsversammlung auch öffentlich seinen Amtsvericht, den er offiziell auf den Abend des 28. Februars datierte.


Die letzten Augenblicke und ein letzter Segen Benedikt XVI. als amtierender Papst:






Seine letzte Botschaft als amtierender Pontifex:

Danke!

Danke euch allen!

Liebe Freunde, ich freue mich, bei euch zu sein: umgeben von der Schönheit der Natur und von eurer Sympathie. Beides tut mir sehr gut. Danke für eure Freundschaft, für eure Zuneigung. Ihr wißt, daß dieser Tag sich für mich von den vorherigen unterscheidet. Ich bin nämlich nicht mehr oberster Hirte der katholischen Kirche, das heißt bis heute abend um 8 Uhr werde ich es noch sein, dann nicht mehr. Ich bin einfach ein Pilger, der nun die letzte Etappe seines Weges auf dieser Erde antritt.
Aber ich möchte weiterhin, mit meinem Herzen, mit meiner Liebe, mit meinem Gebet, mit meinem Denken, mit allen meinen geistigen Kräften für das allgemeine Wohl, für das Wohl der Kirche und der Menschheit weiterarbeiten. Und ich weiß mich von eurer Sympathie getragen. Gehen wir miteinander weiter mit dem Herrn zum Wohl der Kirche und der Welt. Danke. Ich erteile euch jetzt von ganzem Herzen meinen Segen: Es segne euch der allmächtige Gott, der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Danke und gute Nacht! Danke euch allen!
 
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Geschichten in der Geschichte - Beobachtungen von Armin Schwibach:
28. Februar 2013 – 28. August 2013 – 28. Februar 2014


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Ausflug des Priesterseminars St. Petrus/ Wigratzbad nach Ottobeuren und Landsberg

Am vergangenen Samstag, den 22. Februar 2014 und Petri Stuhl-Feier, unternahm die Seminargemeinschaft des internationalen Priesterseminars der Petrusbruderschaft in Wigratzbad einen Tagesausgflug zur Benediktiner-Abtei Ottobeuren und nach Landsberg am Lech. Viele Bilder dazu auf dem französisch-sprachigen Blog des Seminars: hier!



Weitere Bilder vom Ausflug der Seminargemeinschaft
nach Ottobeuren und Landsberg am Lech via flickr: hier!
 
 
Noch mehr Bilder von der Basilika in Ottobeuren:
Schwäbischer "Prunk und Protz" 
(eins, zwei und drei)


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Frühlingsspaziergang

Nun sind sie nicht mehr zu übersehen, die ersten Frühlingsboten nach dem (fast) ausgefallenen Winter:



















Frühling

Was rauschet, was rieselt, was rinnet so schnell?
Was blitzt in der Sonne? Was schimmert so hell?
Und als ich so fragte, da murmelt der Bach:
»Der Frühling, der Frühling, der Frühling ist wach!«

Was knospet, was keimet, was duftet so lind?
Was grünet so fröhlich? Was flüstert im Wind?
Und als ich so fragte, da rauscht es im Hain:
»Der Frühling, der Frühling, der Frühling zieht ein!«

Was klingelt, was klaget, was flötet so klar?
Was jauchzet, was jubelt so wunderbar?
Und als ich so fragte, die Nachtigall schlug:
»Der Frühling, der Frühling!« — da wusst' ich genug!

Heinrich Seidel

Donnerstag, 27. Februar 2014

Wird für Katholiken die Luft in Europa dünn?

Katholiken können wohl bald nicht mehr öffentlich ihre Überzeugung vertreten, ohne mit Sanktionen rechnen zu müssen. Die buntgetünchte schöne neue Welt der Gender- und Homo-Lobbies scheint den Verantwortlichen in Politik und Gesellschaft erstrebenswerter zu sein als eine Gesellschaft nach christlichen Werten. Nachhaltigkeit und Zukunft ade:

"Es ist mehr als offensichtlich, dass jene Katholiken, welche auch öffentlich ihren katholischen Glauben vertreten und ihre Entscheidungen und Stellungnahmen auf der katholischen Wahrheit bauen, auf Grund eben dieses Faktums Restriktionen erfahren.

De facto gilt für sie die Religionsfreiheit nicht mehr, und es zeichnet sich ab, dass in einer nicht allzuweit entfernten Zukunft aus Restriktionen Sanktionen werden.

Die sogenannten Anti-Diskriminierungsgesetze sind in ihrem Kern nichts anderes als ein Druckmittel gegen die Katholiken. Denn die katholische Lehre, so wie sie durch den Beistand des Heiligen Geistes von der Kirche als wahr erkannt wurde, fällt in vielen Bereichen genau unter jene Paragraphen, welche wohl bald strafrechtlich verfolgt werden."
Michael Gurtner in einem Gastbeitrag auf dem katholischen Online-Nachrichtenportal kath.net  über den missverständlichen Begriff der Religionsfreiheit (27.02.2014)

Sollte sich diese Politik durchsetzen, ist es katholischen Familien dann überhaupt noch möglich, in Deutschland unbehelligt zu leben und gleichzeitig ihren Glauben zu praktizieren?


Siehe dazu auch einen lesenswerten


Und auch:


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Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele, Gott, nach dir.
3 Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann darf ich kommen und Gottes Antlitz schauen?
4 Tränen waren mein Brot bei Tag und bei Nacht; denn man sagt zu mir den ganzen Tag: «Wo ist nun dein Gott?»
5 Das Herz geht mir über, wenn ich daran denke: wie ich zum Haus Gottes zog in festlicher Schar, mit Jubel und Dank in feiernder Menge.
6 Meine Seele, warum bist du betrübt und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.
7 Betrübt ist meine Seele in mir, darum denke ich an dich im Jordanland, am Hermon, am Mizar-Berg.
8 Flut ruft der Flut zu beim Tosen deiner Wasser, all deine Wellen und Wogen gehen über mich hin.
9 Bei Tag schenke der Herr seine Huld; ich singe ihm nachts und flehe zum Gott meines Lebens.
10 Ich sage zu Gott, meinem Fels: «Warum hast du mich vergessen? Warum muss ich trauernd umhergehen, von meinem Feind bedrängt?»
11 Wie ein Stechen in meinen Gliedern ist für mich der Hohn der Bedränger; denn sie rufen mir ständig zu: «Wo ist nun dein Gott?»
12 Meine Seele, warum bist du betrübt und bist so unruhig in mir? Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, meinem Gott und Retter, auf den ich schaue.
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Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 23: Schäden durch Theologen (4) - Die Morallehre der Kirche


Prof. Dr. Georg May


Die andere Hierarchie

Teil 23

Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


Fortsetzung: V. Schäden/ 2. Im Einzelnen


g)  Die Sittenlehre der Kirche

Dem Kampf gegen die Glaubenslehre der Kirche korrespondiert der Widerstand gegen ihre Sittenlehre. Wie es auf vielen Lehrstühlen für Moraltheologie aussieht, ist bekannt. Von ihnen wird der Kampf gegen die amtliche Morallehre der Kirche geführt.

In dem von Dietmar Mieth herausgegebenen Sammelband "Moraltheologie im Abseits?" wird die Rolle des Lehramtes in Fragen der Moral prinzipiell in Zweifel gezogen. Der päpstlichen Enzyklika "Veritatis splendor" wird der Rang der Verbindlichkeit abgesprochen (42). Wer behauptet, der Moraltheologe dürfe legitim einem Satz des authentischen Lehramtes widersprechen, wenn es nur begründet geschehe, und der Widerspruch des Theologen habe dann Anspruch auf Anerkennung in der Kirche (43), der setzt die theologische Meinung über die Stimme des Lehramtes.

Die progressistische Moraltheologie kennt keine Handlungen, die immer und in sich unsittlich sind. Vielmehr sei durch Güterabwägung festzustellen, dass in einer gegebenen Situation erlaubt ist, was oft sittlich unerlaubt ist. Die sittlichen Normen gelten jeweils nur unter bestimmtem Umständen. "Entsprechend der Güterabwägung können die Tötung Unschuldiger, der Abort, die Scheidung der Ehe, die Falschrede sittlich erlaubt sein" (44).


3.  Die Wirkungen

Die Wirkungen dieser Art von Theologie liegen offen zutage. Im gläubigen Volk ist eine kolossale Verwirrung über das eingerissen, was nach Gottes Willen zu glauben und zu tun ist.

In weiten Teilen der Kirche herrscht nicht mehr die Wahrheit des Glaubens, sondern jener Restbestand, den die progressistischen und modernistischen Theologen davon übriggelassen haben. Was vielleicht das Schlimmste ist: Die progressistischen und modernistischen Theologen untergraben mit ihrer Polemik gegen das Lehramt das Vertrauen zur Kirche. Sie erzeugen Missmut und Unzufriedenheit unter den Gläubigen, ja Abneigung und Hass gegen die Kirche. Gleichzeitig beklagen sie die angebliche oder wirkliche Erbitterung von Christen über das Lehr- und Hirtenamt der Kirche, die sie zum größten Teil selbst erzeugt haben.

Ja, es ist dahin gekommen, dass die Widerspüche der Theologen in zahlreichen Menschen den Verdacht wachrufen, mit der Religion habe es überhaupt nichts auf sich. Rudolf Augstein hat die Bücher der biblischen Schriftgelehrten gründlich studiert. Er kommt aufgrund dieser Studien zu der Frage, "mit welchem Recht die christlichen Kirchen sich auf einen Jesus berufen, den es nicht gab, auf Lehren, die er nicht gelehrt, auf eine Vollmacht, die er nicht erteilt, und auf eine Gottessohnschaft, die er selbst nicht für möglich gehalten und nicht beansprucht hat" (46). Mit der Beschränkung auf die zersetzenden Theologen kann ich Augstein nicht widersprechen.



(42)  Moraltheologie im Abseits? Eine Antwort auf die Enzyklika "Veritatis splendor", Freiburg i. B. 1994
(43)  Johannes Gründel, Menschliches Leben zur Disposition gestellt?: Theologisches 12, 1982, 4531, 4534
(44)  Josef Georg Ziegler, Zwischen Wahrheit und Richtigkeit. Zu F. Böckles moraltheologischem Konzept: Münchner Theologische Zeitschrift 32, 1981, 222- 237, hier 230.
(45)  Jesus Menschensohn, München, Gütersloh, Wien 1972, 7


Mittwoch, 26. Februar 2014

Informationsblatt der Petrusbruderschaft (FSSP) März 2014

Bereits jetzt ist die März-Ausgabe des Informationsblattes der Petrusbruderschaft online! Das neue Heft steht unter dem Motto: "Ihr seid das Licht der Welt - Erziehungsziel Bekenner".

Nach einem Vorwort des Distriktoberen für den deutschsprachigen Raum, Pater Axel Maußen FSSP, kommt Prof. Dr. Manfred Hauke mit einem Beitrag über die Beziehung zwischen den Geschlechtern zu Wort: "Das Zueinander und Miteinander von Mann und Frau - Eine notwendige Offensive gegen die Gender-Ideologie, welche bereits die Politik Europas beeinflusst und das christliche Ehe- und Familienbild in Frage stellt".

P. Bernward Deneke FSSP gibt einen "Anstoß für christliche Eltern und Erzieher, die ihrer Verantwortung gerecht werden wollen" und benennt, um was es uns in der Erziehung eigentlich zuerst gehen sollte: "Erziehungsziel Bekenner".

Pfarrer Gerald Hauser, Priester des Erzbistums Vaduz und Seelsorger für die altrituelle Gemeinde der Sentikirche in Luzern (Schweiz), befasst sich mit der Einführung des neuen überregionalen Gebet- und Gesangbuches in den katholischen Gemeinden: "Lob dem neuen 'Gotteslob'?"

Ein umfangreicher Terminplan für Weihen, Exerzitien, Ferienfreizeiten und Wallfahrten sowie ein Register der verschiedenen Apostolate der Petrusbruderschaft im deutschsprachigen Raum vervollständigen das März-Heft.

Informationsblatt der Priesterbruderschaft St. Petrus März 2014: bitte hier klicken!



Bildquelle: Petrusbruderschaft

Dienstag, 25. Februar 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 22: Schäden durch Theologen (3) - Der Katechismus der katholischen Kirche

Prof. Dr. Georg May


Die andere Hierarchie

Teil 22


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


Fortsetzung: V. Schäden/ 2. Im Einzelnen
 
f)  Der Katechismus der katholischen Kirche

Ein besonders instruktives Beispiel, wie die progressistischen Theologen mit Äußerungen des höchsten kirchlichen Lehramtes umgehen, ist ihr Verhalten gegenüber dem Katechismus der katholischen Kirche.

Ich verweise auf das Buch des Fundamentaltheologen Verweyen (40). Die Behandlung des Lebens Jesu in dem Katechismus charakterisiert er als "einen ... historisierenden Jesus-Roman" (S. 23). Das ist Kritik daran, dass das Buch der unhistorisch-hysterischen Kritik an den Evangelien nicht genügend Raum gibt. Der Katechismus "bürstet ... das Lukasevangelium gegen den Strich" (24). Der unvermittelte Übergang von der Auswahl der Zwölf zur kirchlichen Hierarchie ist "von der Warte theologischer Wissenschaft her geradezu skandalös" (25). Der Umgang der Schrift im Katechismus ist "fundamentalistisch" (25). Der Katechismus fällt in die "neuscholastischen Denkgewohnheiten" zurück (35). Der Vorwurf "neuscholastischer Begrifflichkeit" (137) ist bekanntlich beinahe als solcher tödlich. Und das im Munde der Pluralismuspropheten! Das Zurückgreifen auf das Erste Vatikanische Konzil mit seinen präzisen Aussagen ist für Verweyen gewissermaßen der große Sündenfall des Katechismus.

Unverzeihlich ist für ihn, dass der Katechismus angeblich nicht bei den Vorgaben, die das Zweite Vatikanische Konzil gemacht hat, bleibt, sondern über sie hinweggeht. Diese Anklage kommt in seiner Schrift an vielen Stellen vor. Aus dem Buch von Verweyen ist freilich auch zu ersehen, welche Gefahren die vielfach unklaren, schwammigen Formulierungen des Zweiten Vatikanischen Konzils für den Glauben der Kirche bedeuten. Verweyen beanstandet, dass der Katechismus "eine der Kirche  vom Heiligen Geist verliehene Gabe der geistlichen Auslegung der Schrift behauptet" (51) (vgl. Dei verbum). Offensichtlich existiert sie für ihn nicht. Seine Sympathie gilt modernistischen Theologen wie Alfred Loisy (57).

Zu der Auslegung, die der Katechismus dem Messiasbekenntnis des Petrus zuteil werden lässt, schreibt Verweyen spöttisch: "Als Hellseher war mir Petrus noch nicht bekannt" (66). In solchem nörgelndem Ton ist die gesamte Schrift gehalten.

Es mag durchaus sein, dass nachkonziliaren Christen vieles in dem Katechismus "fremd und manchmal sogar anstößig erscheint (67). Das liegt aber nicht an dem Katechismus, sondern an der nachkonziliaren Theologie, welche das Glaubensbewusstsein der Kirchenglieder entscheidend verdorben hat.

In der Darstellung der Christologie findet Verweyen "einen kleinen Rückfall in den Monophysitismus" (68). In der Darstellung der Jungfräulichkeit Mariens "vermischt sich fromme Spekulation mit theologischer Unschärfe (71). Bei der Lehre von der Kirche stellt er "exegetisch haarsträubende Übergänge" fest (76).

Johannes Paul II. sieht in dem Katechismus "die reifste und vollendeteste Frucht der Lehre des Konzils" (Predigt vom 8. Dezember 1992: L'Osservatore Romano 22, 1992, Nr. 52/53 vom 25. Dezember1992, 10). Verweyen schreibt dagegen: "Hier weht ein anderer Geist als auf dem letzten Konzil" (77). Der Papst erblickt in dem Katechismus eine sichere Norm für die Lehre des Glaubens" und einen Dienst an der "Erneuerung" (Katechismus der katholischen Kirche 34). Verweyen wirft hingegen dem Katechismus "gravierende Fehlinterpretationen" des Konzils vor (80) und spricht in diesem Zusammenhang von einem "Ärgernis", "das in der Geschichte lehramtlicher Aussagen nach seinesgleichen sucht" (80).

Die Ausführungen des Katechismus über die Kirche als Leib Jesu Christi sind "weitestgehend unzutreffend" (79). Eine Aussage über die Sammlung des Gottesvolkes ist "unsinnig" (79). Nach Verweyen haben die Konzilsväter "eine volle Identifikation der Kirche des Credos mit der römisch-katholischen Kirche abgelehnt" (80). Der Katechismus erfährt Lob von Verweyen, wenn er Formulierungen gebraucht, die "geradezu von Hans Küng stammen" könnten (91).

Die Ausführungen des Katechismus über die geschichtliche Seite der Auferstehung bleiben dagegen "im Rahmen vorkonziliarer Apologetik" (92). In den Darlegungen zur Erhöhung Jesu finden sich nach Verweyen ein "Widerspruch" und "Ungereimtheiten" (93). Der Katechismus versucht im Ganzen, "das Rad der verbindlichen katholischen Lehre auf eine vorkonziliare Stellung zurückzudrehen" (95), wobei er "sophistisch" vorgeht (96). Für die in der nachkonziliaren Theologie Aufgewachsenen ist der Katechismus "reaktionär" und "fundamentalistisch" (100). Verweyen wirft dem Katechismus Beteiligung an "der Demontage wirklicher Lehrautorität" vor (113).

So also geht Herr Verweyen, der an der theologischen Fakultät Freiburg die Studierenden in die Fundamente der Theologie einführen soll, mit einem so gewichtigen lehramtlichen Dokument, wie es der Katechismus der katholischen Kirche ist, um. Niemand hat ihn meines Wissens in die Schranken gewiesen.

Ich will noch einen weiteren Kritiker des Weltkatechismus erwähnen, den Redakteur der sattsam bekannten "Herder-Korrespondenz", Ulrich Ruh. Ruh arbeitet mit anderen Mitteln, um den Katechismus um seine Wirkung zu bringen. Er bemerkt, der Katechismus sei "noch nicht von der Kirche rezipiert" (6). Dass er nicht rezipiert wird, dafür wird die Ablehnungsfront der progressistischen Theologen sorgen. Sein Haupteinwand besteht wohl darin, dass der Katechismus der sogenannten historisch-kritischen Exegese, d. h. der Auflösung der Schrift durch vorgefasste Meinungen, nicht folgt (66f). Der Katechismus ist ihm auch nicht genügend selbstkritisch gegenüber der katholischen Kirche ((68f). Ruh rügt, dass im Katechismus der katholischen Kirche "Theologie und Frömmigkeit" des Protestantismus "ausgespart" werden (71).

Der oft gemachte Vergleich mit dem deutschen Erwachsenenkatechismus fällt regelmäßig zu Ungunsten des Weltkatechismus aus (81, 83, u. ö.), was einleuchtet, wenn man bedenkt, dass der deutsche Katechismus von Walter Kasper stammt. Ruh rügt, dass der Katechismus nicht "neuere theologische Theorien oder Überlegungen zur individuellen und kollektiven Eschatologie" aufgreift (91). Dass der Katechismus "ausführlich und affirmierend" über den Ablass handelt, gefällt ihm nicht (95). Auch "ein überhöhtes Priesterbild", das der Katechismus angeblich bietet, passt ihm nicht (98).

Bezüglich der moraltheologischen Partien vermisst Ruh die Berücksichtigung der "Neuorientierung der Moraltheologie" (102). Gemeint sind wohl die irrigen Ansichten von Leuten wie Böckle, Auer und Fuchs. 

Im Katechismus dominiert "das geschichts- und wirklichkeitsenthobene Ordnungsdenken" (110). Die Einwände progressistischer Moraltheologen gegen die verbindliche Sexualmoral der Kirche gelten nach Ruh auch gegenüber dem Weltkatechismus (113f). Im Ganzen ist der Katechismus für die Aufgabe, die er sich gesetzt hat, eher ungeeignet als geeignet, weniger "sichere Norm", mehr "Ausdruck von Unsicherheit und Verlegenheit" (136).

So also behandelt ein Mann, der als Redakteur der Herder-Korrespondenz die progressistische Verbildung der katholischen Laien betreibt, das Lehrdokument des Papstes.

Mancher Gegner des Katechismus lässt es bei verbalen Attacken nicht bewenden. Der Paderborner Theologe Peter Eicher wandte sich deswegen an den Ministerpräsidenten von Nordrhein-Westfalen, den dezidierten Protestanten Rau, und suchte ihn gegen den Katechismus zu mobilisieren. Er wollte erreichen, dass der Weltkatechismus im Lande Nordrhein-Westfalen nicht als ordentliches Lehrmittel zugelassen wird (41). (Anm.: Peter Eicher ist Unterzeichner des Memorandums „Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch“) So also steht es um die Stellung von Theologen zu Äußerungen des höchsten Lehramtes der Kirche.


(40)  Hansjürgen Verweyen, Der Weltkatechismus: Therapie oder Symptome einer kranken Kirche?, Düsseldorf 1993
(41)  Eicher, Wie kannst Du noch katholisch sein? 173





Weiteres zum Thema "Katechismus": 

Brief des Papstes an die Familien anlässlich der Bischofssynoden 2014 und 2015 - Bitte um Gebet

Liebe Familien, 
 
ich komme an eure Haustür, um über ein Ereignis mit euch zu sprechen, das bekanntlich im kommenden Oktober im Vatikan stattfinden wird. Es geht um die außerordentliche Vollversammlung der Bischofssynode, die einberufen wurde, um über das Thema „Die pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung“ zu diskutieren. Heute ist die Kirche nämlich aufgerufen, sich bei der Verkündigung des Evangeliums auch den neuen pastoralen Dringlichkeiten zu stellen, die die Familie betreffen. 
 
Diese wichtige Begegnung bezieht das gesamte Volk Gottes der Teilkirchen aus der ganzen Welt ein – Bischöfe, Priester, Personen gottgeweihten Lebens und gläubige Laien –, die sich aktiv an ihrer Vorbereitung beteiligen mit konkreten Vorschlägen und mit dem unverzichtbaren Beitrag des Gebetes. Die Unterstützung des Gebets ist äußerst notwendig und bedeutungsvoll, besonders durch euch, liebe Familien. Diese Synodenversammlung ist ja in besonderer Weise euch gewidmet, eurer Berufung und Sendung in der Kirche und in der Gesellschaft, den Fragen der Ehe, des Familienlebens, der Erziehung der Kinder und der Rolle der Familien in der Sendung der Kirche. Daher bitte ich euch, inständig zum Heiligen Geist zu beten, dass er die Synodenväter erleuchte und sie in ihrer wichtigen Aufgabe leite.
 
Wie ihr wisst, wird dieser außerordentlichen Synodenversammlung ein Jahr später die ordentliche Vollversammlung folgen, die dasselbe Thema Familie weiterführen wird. Und in diesem Zusammenhang wird im September 2015 auch das Welttreffen der Familien in Philadelphia stattfinden. Beten wir also alle gemeinsam, dass die Kirche durch diese Ereignisse einen wirklichen Weg der Unterscheidung zurücklege und geeignete pastorale Mittel ergreife, um den Familien zu helfen, die heutigen Herausforderungen mit dem Licht und der Kraft zu bewältigen, die aus dem Evangelium kommen. 
 
Ich schreibe euch diesen Brief an dem Tag, an dem das Fest der Darstellung Jesu im Tempel gefeiert wird. Der Evangelist Lukas erzählt, dass die Muttergottes und der heilige Josef den Knaben gemäß dem Gesetz des Mose zum Tempel brachten, um ihn dem Herrn darzubringen, und dass zwei alte Menschen, Simeon und Hanna, vom Heiligen Geist geführt, ihnen entgegengingen und in Jesus den Messias erkannten (vgl. Lk 2,22-38). Simeon nahm ihn in die Arme und dankte Gott, weil er endlich das Heil „geschaut“ hatte; Hanna fand trotz ihres hohen Alters neue Kraft und sprach zu allen über das Kind. Das ist ein schönes Bild: zwei junge Eltern und zwei alte Menschen von Jesus zusammengeführt. Wirklich, Jesus lässt die Generationen einander begegnen und vereint sie! Er ist die unerschöpfliche Quelle jener Liebe, die alle Verschlossenheit, alle Einsamkeit, alle Traurigkeit überwindet.
 
Auf eurem Weg als Familie teilt ihr viele schöne Momente miteinander: die Mahlzeiten, die Ruhe, die Arbeit im Hause, die Vergnügungen, das Gebet, die Reisen und die Wallfahrten, die Taten der Solidarität… Doch wenn die Liebe fehlt, fehlt die Freude, und die echte Liebe wird uns von Jesus geschenkt: Er bietet uns sein Wort an, das unseren Weg erleuchtet; er gibt uns das Brot des Lebens, das die tägliche Mühe unseres Weges unterstützt. 
 
Liebe Familien, euer Gebet für die Bischofssynode wird ein kostbarer Schatz sein, der die Kirche bereichert. Ich danke euch, und ich bitte euch, auch für mich zu beten, dass ich dem Volk Gottes in Wahrheit und in Liebe dienen kann. Der Schutz der seligen Jungfrau Maria und des heiligen Josef begleite stets euch alle und helfe euch, in der Liebe vereint und im gegenseitigen Dienst voranzugehen. Von Herzen rufe ich auf jede Familie den Segen des Herrn herab. 
 
Aus dem Vatikan, am 2. Februar 2014,
dem Fest der Darstellung des Herrn

Franziskus
 
 
Quelle: vatican.va
 
Foto: Darstellung Jesu im Tempel, die heilige familie begegnet dem greisen Simeon und der alten Prophetin Anna; Detail aus einem bestickten Banners im Dominikanerinnen-Klosters zu Stone, Staffordshire Lawrence OP

Stütze und Schutz der Familien, die nach der Wahrheit des Evangeliums und damit nach der Lehre der Kirche leben wollen

In einem Interview mit der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) antwortete der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Nicola Eterovic, auf die Feststellung der KNA, dass selbst Bischöfe "in Kernfragen der Moral eine Veränderung" fordern:
"Die katholische Kirche kann ihre Dogmen nicht ändern. Es geht darum, die Wahrheit des Evangeliums in die heutige Zeit hinein zu übersetzen. Viele Familien leben weiterhin danach. Sie haben damit eine prophetische Rolle in einer säkularisierten und übersexualisierten Gesellschaft. Wir erhalten in der Nuntiatur täglich Briefe von Familien, die uns darum bitten, sie in ihrem Leben zu stützen und zu schützen."

Hier der veröffentlichte Wortlaut des Interviews via kath.net.


Weitere Beiträge zum Thema "Zeitgeist und Zeugnis für den Glauben":




Montag, 24. Februar 2014

Der Traum von der gerechten Gesellschaft


"Ein Schwimmer, der gegen eine starke Strömung schwimmt, glaubt, auf der Stelle zu stehen", sagt Vinko Kardinal Puljić (...). "Derselbe Schwimmer wäre aber, wenn er nicht kräftig mit den Armen gerudert hätte, längst weit abgetrieben worden", fährt der rundliche Mann lächelnd fort. "Die gerechte Gesellschaft lässt sich auf Erden nicht verwirklichen. Das ist unmöglich. Aber wenn wir aufhören, es zu versuchen, dann enden wir in der finsteren Barbarei. Denn die lässt sich verwirklichen!"


Paul Badde in seinem Buch "Die himmlische Stadt - Der abendländische Traum von der gerechten Gesellschaft"; Luchterhand 1999; erzählt nach einem Bericht von Martin Mosebach vom 22.12.1995 im Magazin Nr. 825 der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung"


Foto: privat

Unerreichbare Heiligkeit? Kein Luxus, sondern Notwendigkeit für das Heil der Welt

"Seid heilig, denn ich, der Herr, euer Gott, bin heilig" (Lev 19,2). Und im Evangelium knüpft Jesus daran an: "Ihr sollt also vollkommen sein, wie es auch euer himmlischer Vater ist" (Mt 5,48). Diese Worte gehen als Jünger des Herrn uns alle an (...).

Die Heiligkeit und die Vollkommenheit Gottes nachzuahmen, kann als ein unerreichbares Ziel erscheinen. (...) Doch erinnern wir uns – erinnern wir uns alle! – , dass ohne den Heiligen Geist unser Bemühen umsonst wäre! Die christliche Heiligkeit ist nicht vor allem unser Werk, sondern ist Frucht der – gewollten und praktizierten – Folgsamkeit gegenüber dem Geist des dreimal heiligen Gottes. (...)

Christus ist gekommen, um uns zu retten, um uns den Weg, den einzigen Ausweg aus dem Fließsand der Sünde zu zeigen, und dieser Weg der Heiligkeit ist die Barmherzigkeit, dieser Weg, den er gegangen ist und den er jeden Tag mit uns geht. Heilig zu sein, ist kein Luxus, es ist notwendig für das Heil der Welt. Das ist es, was der Herr von uns verlangt.


Papst Franziskus am 23.02.2014 in der Predigt während der hl. Messe mit den neu kreierten Kardinälen




Auch zum Thema "Heiligkeit":



Das Erkennen der eigenen Sündhaftigkeit
ist der Anfang der Heiligkeit

(P. Sébastien Leclère FSSP)



Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 21: Schäden durch Theologen (Ekklesiologie, Weihepriestertum)

Prof. Dr. Georg May


Die andere Hierarchie

Teil 21

Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


Fortsetzung: V. Schäden/ 2. Im Einzelnen

d)  Die Ekklesiologie

Mit größter Schärfe wenden sich viele der progressistischen Theologen gegen die göttliche Verfassung der Kirche, im Besonderen gegen ihre hierarchische Struktur. So verkündet der Tübinger Theologe Greinacher: "Hierarchie als 'heilige Herrschaft' stellt eine nichtchristliche ... strukturelle Häresie in der Kirche dar, die überwunden werden muss" (33). In seinem wütendem Hass versteigt er sich zu der beschimpfenden Äußerung: "Die katholische Kirche ist eines der letzten totalitären Systeme in unserer Weltgesellschaft" (34). Unaufhörlich ist die Autorität der Kirche Gegenstand schlimmer Kritik der progressistischen Theologen.

Ich erinnere an das Buch "Unsere Erfahrung mit der Kirche" (hrsg. von Marianne Müssle, Freiburg 1971), in dem Alfons Auer, Alfons Deissler, Heinrich Fries, Herbert Haag und Bernhard Häring ihre ätzende Lauge ausschütten. Der emeritierte Tübinger Theologe Herbert Haag "lädt" in seinem Buch "Den Christen die Freiheit. Erfahrungen und widerspenstige Hoffnungen", Freiburg 1995, "den Leser ein, den innerlichen Bruch mit der katholischen Kirche zu vollzihen" (35). Keinem dieser Theologen ist von den zuständigen Oberhirten energisch entgegengetreten worden.


e)  Die Lehre vom Weihepriestertum

Eine erstrangige Aufgabe sehen die progressistischen Theologen darin, das Weihepriestertum zu untergraben. Es besteht nicht der geringste Zweifel, dass es Kräfte in unserer Kirche gibt, die das katholische Priestertum zerstören wollen.

Der Bamberger Neutestamentler Hoffmann schreibt: "Die Idee eines von den übrigen Genmeindegliedern 'seinsmäßig' unterschiedenen Klerikerstandes, für den kraft der Weihe der alleinige Führungsanspruch oder eine heilsmittlerische Kompetenz postuliert werden, findet im Zeugnis des neuen Testaments keine Stütze. Im Gegenteil. Er steht zum Neuen Testament in klarem Widerspruch" (36).

Der Papst lehrt unfehlbar, dass die Priesterweihe von Frauen durch das göttliche Recht verboten ist. Das Ersatzlehramt in Bonn und Tübingen und anderswo (37) erklärt das Gegenteil.

Die katholisch-theologische Fakultät Bonn veranstaltete einen Projekttag, dessen Ziel war, die kirchliche Lehre über den Empfänger der Weihe aus den Angeln zu heben (38). Frau Claudia Reimüller gab in einem Interview mit Bischof Lehmann ihren Eindruck wieder: "je besser die Ausbildung in einem Land ist ..., desto weniger Berufungen gibt es." (39). Bemerkenswerterweise ging Lehmann auf diese Äußerung überhaupt nicht ein. Wenn er eine sachgemäße Antwort hätte geben wollen, dann hätte er sagen müssen, dass die theologische Ausbildung in Deutschland weder gut noch besser ist als anderswo. Er hätte vielmehr darauf hinweisen müssen, dass viele an dieser Ausbildung Beteiligte für das Entstehen, Wachsen und Reifen von Priesterberufen nichts tun, sondern all diesem entgegenarbeiten.

Die meisten theologischen Ausbildungsstätten in deutschen Landen sind unfähig, Priesterberufe zu wecken und zu fördern. Diese vielgerühmte Theologie ist steril. Sie ist unfähig, genügend priesterliche Berufe zu fördern, versagt also vor einer Lebensfrage der Kirche. Man kommt um das Urteil nicht herum: Die deutschen theologischen Fakultäten sind nicht mehr in der Lage, ihre entscheidende  Aufgabe, gläubige, gebildete, fromme und kirchentreue Priester auszubilden.



(33)  Greinacher, Vom Masochismus der katholischen Amtskirche 54
(34)  Greinacher, Vom Masochismus der katholischen Amtskirche 53
(35)  Peter Christoph Düren in: Forum Katholische Theologie 13, 1997, 77
(36)  Paul Hoffmann, Das Erbe Jesu und die Macht der Kirche, Mainz 1991, 104
(37)  Herder-Korrespondenz 51, 1997, 414-419
(38)  Una Voce-Korrespondenz 26, 1996, 276f.; Projekttag Frauenordination. Mit Beiträgen von Ernst Dassmann, Walter Fürst, Helmut Merklein, Heinz Waldenfels und Josef Wohlmut. Vorwort: Albert Gerhards, Alfter 1997
(39)  Deutsche Tagespost Nr. 57 vom 10. Mai 1997 S. 4



Sonntag, 23. Februar 2014

... denn Du errettest, die auf Dich hoffen!



Lass mich in Treue Deine Wege wandeln, damit mein Fuß nicht wanke.
O neig' Dein Ohr, erhöre meine Bitte!
Lass Dein Erbarmen Wunder wirken;
denn Du errettest, Herr, die auf Dich hoffen!


Offertorium zum Sonntag Sexagesima, Psalm 16,5ff

zum Sonntag Sexagesima siehe auch hier:
einfach entfachend


Samstag, 22. Februar 2014

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 20: Schäden für die Kirche durch Theologen

Prof. Dr. Georg May


Die andere Hierarchie

Teil 20


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


V.  Schäden


1.  Im Allgemeinen

(...) Von den theologischen Lehrstühlen nimmt das Unheil seinen Lauf. Priester und Religionslehrer, Pastoralreferenten und Erwachsenenbildner tragen die falschen Lehren in die Gemeinden. "Echte Propheten haben manchmal, falsche Propheten haben immer fanatische Anhänger" (Marie von Ebner-Eschenbach).

Sie verteufeln das Konzil von Trient, aber verstecken sich hinter dem, was sie als das Zweite Vatikanische Konzil ausgeben. Sie attackieren erbarmungslos jeden Bischof, der den Mut hat, der Zersetzung in der Kirche entgegenzutreten, aber sie berufen sich auf die Bischöfe, die in Königstein die katholische Sittenlehre verbogen haben.

Sie fallen über jeden Priester her, der, gelegen oder ungelegen, Gottes Wort verkündigt und den Gottesdienst gemäß den Vorschriften hält, aber sie weinen Krokodilstränen über jene korrupten Pfaffen, die es dahin getrieben haben, dass selbst der nachsichtigste Bischof ihrem Tun nicht länger zusehen konnte.

Dieselben Leute, die sich sonst nicht genug daran tun können, gegen die "Amtskirche" zu geifern, rufen augenblicklich die Amtskirche zu Hilfe, um Personen, Vereinigungn und Unternehmungen fernzuhalten, die nicht in ihr Konzept passen.

Die Massenmedien wie Presse, Rundfunk und Fernsehen halten sich fast ausschließlich an die progressistischen Theologen. Konsequent katholische Theologen kommen bei ihnen so gut wie überhaupt nicht zu Worte. Ich selbst habe elebt, wie ich von einem Sender eingeladen wurde, zu einer bestinmmten Frage zu sprechen, aber alsbald wieder ausgeladen wurde, als sich in der Vorbesprechung ergab, dass ich den Standpunkt der kirchlichen Autorität teilte.

Eine wichtige Position in der anderen Hierarchie nehmen auch die sogenannten Katholischen Akademien ein. Sie sind, von seltenen Ausnahmen abgesehen, Tummelplätze von Systemveränderern. Thematik, Teilnehmer und Preisgekrönte zeigen eindeutig, in welche Richtung hier gearbeitet wird.

Nach vorsichtigem Urteil wird man für den Bereich der deutschen Sprache festellen müssen, dass die Mehrheit der Theologen der Kirche Schaden zufügt und lediglich eine Minderheit Nutzen stiftet. Erzbischof Dyba sprach von einer "Vergiftung der Atmosphäre in Deutschland" (12). Ihm ist voll und ganz zuzustimmen.


2.  Im Einzelnen

Ich gebe einige Beispiele für den unermesslichen Schaden, den sogenannte katholische Theologen am Glauben anrichten. Dem Siegener Theologen Ingo Broer hat es "nie völlig eingeleuchtet", dass Theologe nur sein kann, wenn man gläubiger Christ ist. (13). Er hat offensichtlich den Zusammenhang von Glaube und Glaubenswissenschaft nicht begriffen. (Anm.: Der Exeget Broer ist Unterzeichner des Memorandums „Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch“.)


a)  Die Erklärung der Heiligen Schrift

Von grundsätzlicher bedeutung ist das, was sich weithin in der sogenannten kaatholischen Exegese tut. Diese Schriftauslegung ist von ständigem Misstrauen gegen die Zeugen des Lebens Jesu, die Gemeinde und die Autoren bzw. Redaktoren der neutestamentlichen Schriften erfüllt.

Sie betrachtet es als ihre Hauptaufgabe, angeblichen Erdichtungen, Verbildungen und Fälschungen auf die Spur zu kommen. Was von den Schrifterklärern als "später" entstanden bzw. eingefügt angesehen wird, ist regelmäßig verdächtig, unecht oder legendär. 

Der Apostel Johannes ist nicht der Verfasser des vierten Evangeliums. Der darin erwähnte Lieblingsjünger ist keine historische Person, sondern "eine fiktive Gestalt, die entsprechend den theologischen Notwendigkeiten gestaltet ist". Die Texte, die vom Lieblingsjünger sprechen, sind Fiktion, stammen nicht vom Jünger selbst, der eine unbekannte Person ist (14).

In dieser sogenannten Wissenschaft gilt regelmäßig jene Auslegung der Bibel als die treffendste, die am meisten Abstriche an der geschichtlichen Wirklichkeit und dem dogmatischen Gehalt macht. Die Ergebnisse des Wirkens der exegetischen Aufklärer sind verheerend. Alle, die unter ihren Einfluß gerieten, betrachten die Evangelien als eine Art Märchenbücher, in denen Phantasien und Interpretamente der Gemeinde ausgebreitet werden, nicht aber authentische Worte und Machttaten des Gottessohnes überliefert werden. In dieser Exegese wird den Dogmen der Kirche der Boden unter den Füßen weggezogen. Der "Großmeister" dieses Betriebs war der Freiburger Exeget Anton Vögtle (15). Das Heer seiner Gefolgsleute ist unübersehbar.


b)  Die Christologie

Die Auflösung erfasst an erster Stelle die Gestalt, das Leben und das Wirken Jesu Christi. Für Ottmar Fuchs ist die Menschwedung des Gottessohnes ein "Theologumenon" (16). Ein Theologumenon ist "ein Satz, der eine theologische Aussage macht, die nicht unmittelbar als amtliche Lehre der Kirche, als zum Glauben verpflichtender Satz des Dogmas betrachtet werden kann" (17).  (Anm.: Der Priester und Pastoraltheologe Ottmar Fuchs ist Unterzeichner des Memorandums „Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch“.)

Nach Rupert Lay war Jesus nicht der Messias, sondern erst die Theologie des Paulus machte aus dem Menschensohn Jesus "den erwarteten Christus, den Erlöser" (18). In einer fundamentaltheologischen Untersuchung, welche die Berechtigung des Christentums erweisen will, steht der enthüllende Satz: "Jesus ist... der göttliche Offenbarer... Er ist nicht mehr als ein Mensch, sondern mehr Mensch" (19).

Nach Verweyen ist es ein Bestandteil "der traditionellen, vor-neuzeitlichen Christologie", zu glauben, dass der irdische Jesus "mit besonderen göttlichen, sprich: herrscherlichen Qualitäten ausgerüstet" war. Ein solches Verständnis Jesu ist nach ihm monophysitistisch verklärte Geschichte (20). Diese Art von Wissenschaft ist nicht imstande, zu klären, ob das Grab Jesu leer war oder nicht. Nach Rupert Lay kann das Grab auch nicht leer gewesen sein (21). (Anm.: Dem Priester, Philosophen und Managerberater Rupert Lay SJ wurde im Jahre 1996 die kirchliche Lehrerlaubnis entzogen.)

Für Ohlig sind die Erzählungen vom leeren Grab "narrativ gehaltene Interpretationen des Osterglaubens unter veränderten kulturellen Bedingungen und somit für die historische Frage nach der Auferstehung Jesu nicht verwertbar" (22). Die Berichte von den Erscheinungen des Auferstandenen "widersprechen sich in so gut wie allen Details". Wenn sie historisch gemeint wären, "müsste man sie... für absolut unglaubwürdig halten" (23). Diese Berichte bezeugen nicht etwa das Sichzeigen des Auferstandenen, sondern lediglich "den Glauben der jeweiligen Gemeinden und Autoren an den Auferstandenen". Der Glaube wird also in (erfundene) Erzählungen umgesetzt (24). Jesus hat sein Leiden nicht angekündigt, sondern die ihm in den Mund gelegten Leidensankündigungen sind "frühchristliche Bekenntnisformeln" (25). (Anm.: Der Religionswissenschaftler Karl-Heinz Ohlig leugnet u.a. auch das Dogma der Dreifaltigkeit Gottes.)

 "Historisch greifbar" sind nach Ohlig weder das leere Grab noch die Erscheinungen des  Auferstandenen, sondern lediglich "der Glaube der Gemeinden und Redaktoren an die Auferstehung Jesu" (26). "Die Auferstehung bzw. das Zeugnis über Erscheinungen des Auferstandenen können eine Begründung von Christologie und Christentum nicht bieten" (27). Die Rede von der Auferstehung ist "metaphorische Sprache" (28). Metaphorisch heißt bildlich, übertragen. Die Rede von der Auferstehung geht nach Ohlig nicht auf ein wunderbares Geschehen, sondern auf irgendeine Bedeutsamkeit zurück.

Die Jesus gegebenen Prädikate wie Messias, Menschensohn, Gottessohn und der Auferstandene "sind nichts anderes als kulturbedingte symbolische Umschreibungen" der "Relevanz" Jesu (29). Ohlig behauptet, "dass es grundsätzlich in der Geschichte keinerlei übergeschichtliche Gewissheit geben kann, solange Geschichte fortdauert" (30). Mit dieser These werden Wirklichkeit und Wahrheit in gleicher Weise aufgehoben. (Anm.: Karl-Heinz Ohlig leitet noch heute die Arbeitstelle für Religionswissenschaft an der Universität Saarbrücken.)


c)  Die Eschata des Einzelnen

Jeder Christ, ja jeder Mensch ist brennend daran interessiert, zu erfahren, welches sein Schicksal nach dem irdischen Tod sein wird. Von den progressistischen Theologen erhält er darauf Antworten, die dem Glauben der Kirche widersprechen.

Nach Gisbert Greshake und Gerhard Lohfink geschieht im Tod des Einzelnen auch die Auferstehung (31). Die ewige Hölle wird keinem einzigen Menschen zuteil (32). Dies ist eine totale Verkehrung der christlichen Botschaft. Ihre Konsequenzen sind klar. Wenn es keine Gefahr gibt, ewig verloren zu gehen, dann bedarf es keiner Rettung vor dem ewigen Verderben, und das Christentum als Heilsveranstaltung und Heilsanstalt wird überflüssig.



(12)  Saka-Informationen 20, 1995,83
(13)  Broer, Der Glaube an die Auferstehung Jesu 51f.
(14)  Joachim Kügler, Der Jünger, den Jesus liebte. Literarische, theologische und historische Untersuchungen zu einer Schlüsselgestalt johanneischer Theologie und Geschichte. Mit einem Exkurs über die Brotrede in Joh 6 (= Stuttgarter Biblische Beiträge 16), Stuttgart 1988, 486 (Anm.: Der Priester und Neutestamentler Joachim Kügler ist Lehrstuhlinhaber an der Universität Bamberg und Unterzeichner des Aufrufs Kirche 2011: Ein notwendiger Aufbruch)
(15)  Broer, Der Glaube an die Auferstehung Jesu 57
(16)  Fuchs, Die mythisch-symbolische Dimension 72
(17)  Karl Rahner, Theologoumenon: LThK X, 2. Aufl., 1965, 80
(18)  Lay, Nachkirchliches Christentum 125
(19)  Perry Schmidt-Leukel, Demonstratio christiana, in: Heinrich Döring, Armin Kreiner, Perry Schmidt-Leukel, Den Glauben denken. Neue Wege der Fundamentaltheologie (= Quaestiones disputatae 147), Freiburg i. Br. 1993, 49-145, hier 132
(20)  Verweyen, "Auferstehung" 113
(21)  Lay, Nachkirchliches Christentum136f
(22)  Ohlig, Thesen 84
(23)  Ohlig, Thesen 84
(24)  Ohlig, Thesen 84
(25)  Ohlig, Thesen 85
(26)  Ohlig, Thesen 85
(27)  Ohlig, Thesen 90
(28)  Ohlig, Thesen 92
(29)  Ohlig, Thesen 90
(30)  Ohlig, Thesen 91
(31)  Gisbert Greshake, Jakob Kremer, Resurrectio mortuorum, Darmstadt 1986
(32)  Medhard Kehl, Eschatologie, Würzburg 1986, 295-298; Herbert  Vorgrimler, Hoffnung auf Vollendung. Aufriss der Eschatologie (= Quaestiones disputatae 90), Freiburg i. Br. 1980, 161-163; Gisbert Greshake, Himmel - Hölle - Fegefeuer im Verständnis heutiger Theologie, in: derselbe (Hrsg.), Ungewisses Jenseits. Himmel - Hölle - Fegefeer (= Schriften der Katholischen Akademie in Bayern Bd. 121), Düsseldorf 1986, 79-86



Apologetik - Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt!

Von P. Bernward Deneke FSSP, Wigratzbad

Sofern man sie überhaupt noch kennt und nennt, ist ihr einstiger Ruhm längst verblichen, ihr Ruf geschädigt. Die Apologetik blickt auf bessere Tage zurück: Damals, als es den Theologen, den Predigern und eifrigen Laien ein Herzensanliegen war, Glaube und Kirche zu verteidigen, stand sie hoch im Kurs. Jetzt aber haben die meisten Katholiken wenig bis kein Verständnis für Religionsgefechte, und wären sie auch nur geistiger Art. Viele sehen die verschiedenen Weltanschauungen ohnehin gleich gültig an und sind selbst gleichgültig. Maßlos bewundern sie die moderne Kultur und Wissenschaft. Deshalb sind sie auf Angleichung und Anpassung bedacht, nicht auf Abgrenzung gegenüber heutigen Strömungen.

Andere, durchaus gläubige Zeitgenossen vertreten die Meinung, die christliche Wahrheit liege auf einer Ebene, zu der dem menschlichen Verstand jeder Zugang verwehrt sei. Deswegen sei das Argumentieren für und wider Gott, Christus, Kirche von vornherein zum Scheitern verurteilt. Oft ist auch zu hören, für unsere Religion sei eine Verteidigungshaltung schädlich. Man solle doch gefälligst vom Theologengezänk Abstand nehmen und den Glauben einfach nur positiv vertreten, vor allem aber: ihn leben!

Und doch bleibt die Tatsache bestehen, dass die Christen von frühesten Zeiten an Apologetik betrieben haben. Vertraut war ihnen die Aufforderung des Apostels Petrus, „immerdar bereit zu sein zur Apologia (das griechische Wort bedeutet „Verteidigung“) jedem gegenüber, der von uns Rechenschaft verlangt über die Hoffnung, die in uns ist“  (1 Petr 3,15). Juden und Heiden verlangten solche Rechenschaft, die einen vor der Autorität des Alten Testamentes, die anderen vor der Vernunft. Daher sahen sich die Christen vor die doppelte Aufgabe gestellt, einerseits Jesus anhand der Heiligen Schriften als den verheißenen Messias zu erweisen, andererseits die Vernünftigkeit ihrer Religion aufzuzeigen.

Im Laufe der Jahrhunderte hat sich dann eine Apologetik, eine wissenschaftliche Verteidigung des Glaubens, herausgebildet. Sie war bemüht, in einem streng systematischen Verfahren Argumente zu Beweisen zusammenzuschmieden und diese aneinander zu reihen. Dadurch sollte eine Kette entstehen, an der sich der Mensch gleichsam entlanghangeln kann von der Erkenntnis des Daseins Gottes bis zur Menschwerdung des Sohnes, ja bis hin zur einen und einzig wahren Kirche.

Vor solcher Logik, solchem Anspruch überkommt heutige Menschen, auch katholische Christen, ein tiefes Unwohlsein. Den Frommen unter ihnen fehlt darin vor allem die Komponente der Gnade. Ist es denn nicht – so lautet ihr Einwand – ein unverdientes Geschenk des Himmels, wenn jemand zum Glauben an Christus findet: „Niemand kann zu mir kommen, wenn nicht der Vater, der mich gesandt hat, ihn zieht“ (Joh 6,44)? In der Apologetik scheint an die Stelle des unbegreiflichen Waltens Gottes unser eigenes Denken zu treten, scheint göttliche durch menschliche Logik ersetzt zu sein.

Doch trifft dieser Vorwurf auf seriöse katholische Apologeten nicht zu. Sie lassen den Glauben als gottgeschenktes Gnadenlicht stehen. Daher erliegen sie nicht dem Wahn, mit ihren Beweisverfahren allein auch nur einen einzigen Menschen bekehren zu können. Zugleich wissen sie aber auch, dass ihre Überlegungen und Widerlegungen, ihre historischen und philosophischen Argumente manchem suchenden Geist den Weg zu Gott bahnen, befestigen und absichern können. Wäre das völlig unmöglich, so hätte der christliche Glaube offensichtlich keine Verbindung zum natürlichen Leben und Denken der Menschen. Er gliche dann jenen esoterischen Geheimlehren, in die man angeblich nur als Eingeweihter Einsicht gewinnt, weil sie sich nach außen weder erklären können noch wollen. Von derlei irrationalen Vorstellungen ist unsere Religion denkbar weit entfernt.

Apologetik hat aber eine wichtige Funktion nicht nur gegenüber Un- und Irrgläubigen, sondern auch für diejenigen, die bereits zum Glauben gelangt sind. Inmitten der Angriffe und Anfechtungen, denen wir heutzutage ausgesetzt sind, tut es gut, sich an klare und feste Erkenntnisse zu erinnern, die selbst nicht dem Glauben angehören, aber ihn bestätigen. Für sich alleine genommen mögen diese oft keinen zwingenden Beweis darstellen. Doch weisen sie sämtlich in dieselbe Richtung und verbinden sich so miteinander zu einer großen Sicherheit – ähnlich den vielen, einzeln zerreißbaren Haaren, die gemeinsam zu einem dicken und schweren, unzerreißbaren Seil werden (so der selige John Henry Newman).

Jedenfalls besteht kein Grund, die Apologetik zu verachten. Im Gegenteil: Nun ist es an der Zeit, sie wieder zu Ehren und zum Einsatz zu bringen. Die Menschen haben ein Recht darauf, dass wir ihnen Rechenschaft von unserer Hoffnung geben. Nichts anderes will und tut die Apologetik.



Hinweise:
- mit freundlicher Genehmigung des Verfassers
- der Beitrag erschien bereits im Schweizerischen Katholischen Sonntagsblatt (SKS)

Freitag, 21. Februar 2014

Samstag, 22.02.2014: Die Petrusbruderschaft in Ottobeuren und in Landsberg am Lech



















Anlässlich eines gemeinsamen Ausflugs wird die Seminargemeinschaft der Petrusbruderschaft am Thronfest des hl. Apostels Petrus (22. Februar) auch zu Gast in Ottobeuren sein. Um 11:00 Uhr wird dort in der Basilika der Benediktinerabtei das Hochamt zelebriert, zu dem auch alle Gläubigen herzlich eingeladen sind.

Um 17:00 Uhr wird die Kommunität in der Heilig-Kreuz-Kirche zu Landsberg die Vesper singen. Auch hierzu ergeht herzliche Einladung im Namen des Seminarregens P. Patrick du Faÿ.



Bilder: Basilika zu Ottobeuren; eigene Fotos

Prof. Georg May: Die andere Hierarchie - Teil 19: Die Bischöfe und die Theologieprofessoren

Prof. Dr. Georg May


Die andere Hierarchie

Teil 19


Verlag Franz Schmitt Siegburg AD 1997


IV.  Die deutschen Bischöfe und die Theologieprofessoren

1.  Gespräche

Seit vielen Jahren führen deutsche Bischöfe und vor allem der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz (Anm.: das war im Jahre 1997 der Mainzer Bischof Karl Lehmann) Gespräche mit Vertretern der theologischen Fakultäten. Welches Ergebnis haben diese Gespräche gezeitigt? Sind die falschlehrenden Theologen zur Wahrheit zurückgekehrt? Haben die zur Rebellion aufrufenden Theologen sich zum Gehorsam bekehrt?

Jeder weiß, dass weder das eine noch das andere geschehen ist. Aber wozu dann die Gespräche, wenn das Grundlegende nicht geschieht? Die Beschäftigung mit Zweit- und Drittrangigem rechtfertigt die Gespräche nicht. Vor allem ist die entscheidende Frage: Sind es Gespräche unter Gleichen, oder bleiben die Bischöfe in diesen Gesprächen Inhaber des Lehramtes und Wahrer von Lehre und Ordnung der Kirche? Sprechen dort Kollegen miteinander, oder nehmen die Bischöfe ihre Verantwortung für die Glaubenshinterlage wahr?

Angesichts dieser ergebnislosen Gespräche zeigt sich erneut: Es waren krasse Fehlentscheidungen des Heiligen Stuhles, Theologieprofessoren zu Bischöfen zu machen. Ihre mannigfache Verflechtung mit den Personen, denen sie jahre- oder jahrzehntelang als Kollegen verbunden waren, lähmt die Aufsicht, die sie über sie zu führen haben, mit all den verhängnisvollen Folgen, die sich aus dem Schleifenlassen der Zügel ergeben.

Den Professoren-Bischöfen geht regelmäßig auch das Gespür dafür ab, welche verheerenden Folgen in der Praxis verkehrte Aufstellungen und intellektuelle Spielereien von Theologen haben können. Sie begreifen nicht die grundsätzlich verschiedenen Ebenen akademischer Gedankenspiele und der Führung von Menschen. Sie verstehen nicht oder wollen nicht verstehen, welche Auswirkungen scheinbar geringfügige Abweichungen in der Lehre für das Leben in den Gemeinden haben.

Die sündhafte Solidarität mit ihren Universitätskollegen steht ihnen vor der pflichtmäßigen Verantwortung für ihre Gläubigen. Sie fürchten für ihren wissenschaftlichen Nimbus, wenn sie es unternähmen, den Glauben mit jenen Mitteln zu schützen, die allein wirksam sind. Sie sind die Hauptverantwortlichen dafür, dass die Zersetzung des Glaubens von Jahr zu Jahr ständig weiter fortgeschritten ist.


2. Berater der Bischöfe

Die deutschen Bischöfe ziehen Theologen als ihre Berater heran. Die Deutsche Bischofskonferenz hat für ihre Kommissionen eine große Zahl von Theologen ausgewählt. Von der Beratung hängt viel ab. Denn die Berater gelten als Fachleute, deren Ansichten achtungsvolles Schweigen gebührt.

Wie sehen nun diese Berater aus? Die Deutsche Bischofskonferenz zieht als Berater fast nur solche Theologen heran, die im progressistischen Trend mitlaufen. Ich erwähne ein krasses Beispiel. Zu den theologischen Beratern der Deutschen Bischofskonferenzgehörte viele Jahre Franz Böckle, einer der agilsten Kämpfer gegen die Sexualethik der Kirche und Vertreter einer völlig falschen Moral (9). Ein anderes Beispiel: Der Frankfurter Theologe Siegfried Wiedenhofer, dem der Apostolische Stuhl das Nihil obstat verweigerte, "hat öfter Aufträge der Deutschen Bischofskonferenz übernommen" (10).

Da die Bischofskonferenz sich zumeist an die falschen Berater hält, braucht man sich über die Richtung, in die ihre Beschlüsse gehen, nicht zu wundern. Der Münchener Moraltheologe Johannes Gründel rechtfertigte das Ausstellen von Beratungsscheinen, aufgrund derer Abtreibungen straflos vorgenommen werden können (11). Von diesem Gutachten ließ und lässt sich die Deutsche Bischofskonferenz bestimmen. Das Lehramt wird so vom Ersatzlehramt weitgehend beeinflußt, ja gelenkt.



  (9)  May, Der Glaube der nachkonziliaren Kirche 214, 257
(10)  Mieth, Ein Dokument voller Widersprüche 119 A.1
(11)  Der Fels 28, 1997, 181. Vgl. Elisabeth Backhaus: Theologisches 7/8, 1992, 317; Der Fels 23,1992, 129; 25, 1994,127





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Donnerstag, 20. Februar 2014

"Spektakuläre Thesen" von Bischof Konrad Zdarsa (Augsburg)

Erfrischende Gedanken teilte der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa anlässlich der bevorstehenden Neuwahl des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz in einem Interview mit der "Lausitzer Rundschau" mit (s. auch Bericht bei kath.net vom 20.02.2013). Gefragt nach der Bedeutung des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz sagte der Augsburger Oberhirte:
"[D]er Vorsitzende der DBK ist ja in der Tat kein Vorgesetzter. Wenn er sich in einer Angelegenheit äußert, heißt das noch lange nicht, dass alle Bischöfe so denken. Der Vorsitzende der DBK kann dem einzelnen Diözesanbischof die Verantwortung nicht abnehmen. Es darf sich auch kein Diözesanbischof hinter dem Vorsitzenden verstecken."

Er sei doch eher der "Sprecher oder Moderator" der Bischofsversammlung, manchmal auch deren "Repräsentant". Er assoziiere mit dem Begriff des Vorsitzenden "immer noch den einer Partei oder des Staatsrates der DDR", ähnlich gehe es ihm, wenn von einem "Zentralkomitee" gesprochen werde. Vielleicht liege das daran, dass er in der DDR aufgewachsen sei, so Bischof Zdarsa.

Eine ähnliche Klarstellung hatte vor einigen Wochen der Präfekt der römischen Glaubenskongregation und designierte Kardinal Gerhard Ludwig Müller zu bedenken gegeben. Erzbischof Müller sagte im Dezember 2013 der italienischen Tageszeitung "Corriere della sera", die Vorsitzenden der Bischofskonferenzen seien "Koordinatoren, nicht Vize-Päpste". Wenn nun von "Vorkonklave" gesprochen werde, so Zdarsa, lasse das "auf ein anderes Selbstverständnis des amtierenden Vorsitzenden schließen". Diese Wortwahl hatte der scheidende Vorsitzende, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch gebraucht (1). Die Bischöfe und Weihbischöfe werden gemäß einer abgeänderten Ordnung des Wahlverfahrens während ihrer Frühjahrs-Vollversammlung daher erst am Mittwoch, den 11. März 2014, nach einem Tag des Gesprächs über die Anforderungen an den neuen Vorsitzenden, zur Wahl schreiten (2).

Worauf es bei dem neuen Vorsitzenden der DBK wirklich ankommt, beschrieb Zdarsa so: 
"Er sollte von allen Bischöfen als wahrer Mitbruder angesehen und geschätzt werden. Er sollte ein selbstbestimmter glaubwürdiger Geistlicher und theologischer Lehrer zugleich sein. Und er sollte ein ausgewogenes Verhältnis zum Bischof von Rom haben."

Sodann sprach sich Zdarsa dafür aus, dass der neue Vorsitzende "künftig auf jeden Fall in der Hauptstadt Deutschlands seinen Dienstsitz" nehmen solle, sprich dass das Sekretariat der Bischofskonferenz von Bonn nach Berlin umziehen soll. Er sehe das auch in Bezug auf "die Ränder", von denen auch Papst Franziskus immer wieder spreche und die in Berlin in besonderer Weise vorzufinden seien:
"Dort muss also die Kirche öffentlich wahrnehmbar präsent sein. Außerdem wären ein Umzug des Sekretariats und die damit zwangsläufig verbundene Verschlankung des Apparats ein großartiger Beitrag zur Entweltlichung der Kirche. Wenn sich Rom schon auf den Prüfstand stellt mit einer Kurienreform, warum nicht auch die DBK mit ihrem Sekretariat? Und nicht zuletzt würde mit der Verlegung von Bonn nach Berlin auch signalisiert, dass die Wiedervereinigung Deutschlands nun bei allen deutschen Bischöfen angekommen ist."

Mit Blick auf die seit längerem zu beobachtende Tendenz zu einer zentralistischen Handhabung der Bistumsmedien durch die Bischofskonferenz und andere Funktionäre, meinte Zdarsa, die räumliche Konzentration vieler verschiedener Medien in ein und demselben Haus (3) mag für traditionelle Organisatoren faszinierend sein, sei aber "im Zeitalter der Digitalisierung und elektronischen Datenvermittlung ein Anachronismus":
"Die immer stärker werdende Regionalisierung der Informationsvermittlung erfordert, auch medial räumlich breiter und dezentraler aufgestellt, dafür aber sehr gut vernetzt zu sein. Wir brauchen eine gut funktionierende Vernetzung und keine Gleichschaltung.
Zudem könnte eine solche Auffächerung dazu beitragen, noch aufmerksamer zur Kenntnis zu nehmen und zu multiplizieren, was an katholischem Glaubensleben in den verschiedensten Teilen unseres Landes passiert und welche neuen Aufbrüche landesweit zu verzeichnen sind."

Hier das ganze Interview der "Lausitzer Rundschau" auf der Internetseite des Bistums Augsburg ("Bischof Konrad: Deutsche Bischofskonferenz sollte nach Berlin umziehen"). Ob spektakulär oder innovativ, es wird sich zeigen, ob es möglicherweise bald einen Aufbruch des Sekretariats der DBK nach Berlin und eine damit verbundene Entweltlichung geben wird. Eine Chance, wäre es allemal - und eine, die man vielleicht im Interesse der katholischen Kirche in Deutschland nutzen sollte.



 (1) Eröffnungsreferat des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, zur Herbstvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz 2013 am 23. September 2013 in Fulda, S. 11 unten. In diesem Zusammenhang sprach Erzbischof Zollitsch auch von benötigten "'Generalkongregationen' ganz eigener Art".

(2)  KNA-Gespräch von Ludwig Ring-Eifel und Agathe Lukassek mit Erzbischof Robert Zollitsch am 13.12.2013;(Video: Erzbischof Zollitsch über 2013: "Ein stürmisches Jahr", etwa ab 19:40 min); s. auch KNA-Meldung vom 13.12.2013)

(3) Katholisches Medienhaus GmbH: Nach den Vorstellungen der Organisatoren, sollen hier die "Marken" der katholischen Kirche in Deutschland optimiert und wirtschaftlisch stimmig vermarktet werden. Ebenso hofft man darauf, dass sich diözesane Unternehmen der GmbH anschließen, sich dort beraten und einbinden lassen. Die "Katholische Medienhaus GmbH" ist ein klassisches, weit verzweigtes Imperium von Dienstleistungsunternehmen des kirchensteuerfinanzierten privatrechtlichen Vereins "Römisch-katholische Kirche" in Deutschland.



Weitere Worte von Bischof Konrad Zdarsa:

Vgl. auch:



Foto: Bischof Dr. Konrad Zdarsa von Augsburg (2009); BOGoerlitz; wikipedia 
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