Dienstag, 12. November 2013

Der rote Faden durch die Zeiten


Dass die viele Nationen umspannende Kirche eine Kultsprache hatte, in der die heiligen Texte und Gebote sicher aufgehoben waren, dass Priester und Gemeinde sich im Vollzug der Mysterien gemeinam nach Osten zum auferstandenen und wiederkehrenden Christus wandten, dass die Liturgie eine Vergegenwärtigung des erlösenden Kreuzesopfers sei, dass es sich bei der Messe mithin um ein Opfer handelte - dies alles blieb in Ost und West vollständig unbestritten.

Die Messe schien dazu bestimmt, über das Gesetz der europäischen Geschichte, die in unablässigen Umwälzungen besteht, triumphieren zu sollen - der rote Faden zu sein, der nicht nur die zweitausend vergangenen, sondern auch die Jahre der Zukunft verband, sollte auch sonst kein Stein mehr auf dem anderen bleiben...

Martin Mosebach: "Das Paradies auf Erden - Liturgie als Fenster zum Jenseits"; Una Voce-Korrespondenz, 43. Jg., 3. Quartal 2013; auch als Sonderdruck daraus


Bild: Hl. Messe im vom Krieg zerstörten St. Paulus-Dom in Münster, 1946




Weiteres zum Thema "Hl. Messopfer": 
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4 Kommentare:

  1. Wunderbares Foto!! Darf ich das entwenden?

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  2. Aber sicher, nur zu!
    Hier noch mehr roter Faden:
    http://fratresinunum.com/2010/08/14/santo-sacrificio-em-campos-de-sangue/

    Martin Mosebach beschreibt ziemlich am Anfang seines oben zitierten Vortrages in Frankfurt eine Photographie, die für ihn, wie er sagt, trotz eigentlicher Ablehnung des Filmens und Photographierens von heiligen Handlungen, größte Bedeutung gewonnen hat. Es könnte dieses Photo sein, das auf seinem Schreibtisch steht, zumindest ein sehr ähnliches, und er betrachtet darüber weiter:

    "Die Welt ist im buchstäblichen Sinn eingestürzt, aber der Kalender des Kirchenjahres gebietet dies Fest. Es wird in völliger Unabhängigkeit von den Umständen der Zeit gefeiert - diese Umstände, so katastrophal sie sind, haben für die Dauer des liturgischen Festes zurückzutreten.

    Auf einzigartige Weise ist auf meiner Photographie das Zusammenfallen zweier Zeitdimensionen eingefangen: das Grauen des Krieges - wer weiß, in welcher Form auch die fünf Männer dieses Dokumentes davon betroffen wurden, wer von ihnen Verwandte und Haus verloren hat? - und zugleich ein Heraustreten aus dieser Zeit, ein Heraustreten aus der gnadenlosen Gewalt ihres Leides, eine Abkehr von der Hoffnungslosigkeit der Zeitgenossenschaft, aber nicht im Zeichen der Verblendung, sondern in dem Bewusstsein, dass die durch die Liturgie eröffnete Wirklichkeit immer anwesend ist, dass sie gleichsam nur wie von einem Eihäutchen von der Gegenwart geschieden durch alle Epochen der Weltgeschichte in einem ewigen Jetzt verharrt.

    Und dies Jetzt wird von den Teilnehmern der Messe betreten durch das Tor des 42. Psalms, der die discernatio (Anm. = Scheidung) zwischen dem Beter und der "gens non sancta" (Anm.: dem unheiligen Volk) zum Gegenstand hat - durch diese Scheidung werden die Menschen, die allesamt der gens non sancta angehören, für die Zeit der Liturgie ein heiliges Volk; die konkreten Umstände ihres Daseins, ob es der Schrecken der Zerstörung oder die selbstgenügsame Sattheit des Friedens seien, zerfallen an dieser Grenze, die in der Liturgie überschritten wird.

    Die Ausrichtung der Zelebranten auf Kreuz und Altar spricht von einer gleichzeitigen Abkehr. Ihr Hintereinanderstehen gleicht einer zum Stehen gekommenen Prozession - zum Stehen gekommen, weil sie ihr auf Erden mögliches Ziel erreicht hat...


    Ein Einbruch der Ewigkeit in die Zeit... und wir dürfen in jeder heiligen Messe daran teilhaben.
    Ein wunderbarer Gedanke und eine wunderbare Wirklichkeit, finde ich...

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  3. Sehr , sehr schön !
    Woher hast Du das Foto ?

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  4. In diesem Fall habe ich es von oben verlinktem Blog. Es kursiert weit über 200 mal im Internet, einen Hinweis auf die ursprüngliche Quelle habe ich leider nicht gefunden.

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