Montag, 20. August 2012

Trügerischer Relativismus...

"Wenn es keinen Gott gibt, gibt es auch keine Sünde, dann ist alles erlaubt, wie Dostojewski sagt. Das Wort "Sünde" soll einen schlechten Klang bekommen und schließlich ganz verschwinden.

Daran haben jene das größte Interesse, die in Sünden verstrickt und dabei blind geworden sind für Gott. Sie bauen nach Kräften an der Diktatur des Relativismus. Warum? Weil der Relativismus die trügerische Verheißung des inneren Friedens birgt. Wenn nur endlich niemand mehr Anstoß an den Sünden nimmt, wenn nur endlich niemand mehr sagen darf, ein bestimmtes Verhalten sei Sünde, dann muss doch Frieden im Herzen einkehren.

Aber er kehrt nicht ein, denn es gibt das Gewissen. Zwar können wir dem Gewissen den Zugang zum Bewusstsein verwehren, aber wir können es nicht ganz ausmerzen."

Gabriele Kuby in: Selbsterkenntnis - der Weg zum Herzen Jesu; publiziert im SKS (Schweizeriches Katholisches Sonntagsblatt), Nr. 10/2012



Weiteres zum Thema Gewissen:
Durch Gewissensbildung zur Gewissensfreiheit


4 Kommentare:

  1. Das stimmt so nicht. Auch in säkularisierten Gesellschaften ist beileibe nicht alles erlaubt - dafür sorgt u. a. ein breiter Konsens über Normen & Werte und natürlich das Gesetzbuch, in dem sich die Bürger dieser Gesellschaft über ihre politischen Vertreter Regeln für das Zusammenleben geben.
    Dass diese Gesetze vom Werte- und Bußkanon einer Religion abweichen können, ist klar.
    Dass nichtreligiöse Menschen jedes Verhalten als "erlaubt" empfinden, ist schlichtweg eine Verleumdung. Bitte checken Sie doch mal bei Ihren nichtreligiösen Bekannten deren Werthaltungen ab. Sie werden herausfinden, dass die vielleicht mit der momentanen Abtreibungsregelung einverstanden sind (was Sie aus religiösen Gründen für "Sünde" halten), aber wahrscheinlich für eine strenge Ahndung von Gewaltdelikten oder Diebstahl sind (was Sie aus religiösen Gründen AUCh für "Sünde" halten).
    Die Menschen, die aus diesem Wertekanon ausscheren, gibt es sicherlich, aber das ist wohl eine kleine Gruppe und keine, die auf säkularisierte Gesellschaften beschränkt wäre. Ansonsten hätten wir nicht die ausgeklügelten Rechtsvorschriften von weitgehend religiösen Gesellschaften - sie wären sonst schlicht nicht nötig gewesen.

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    1. Darf ich mal fragen, welche Modelle von "säkularisierten Gesellschaften" Sie hier vor Augen haben?
      Und woher stammt , Ihrer Meinung nach, dieser "breite Konsens über Normen & Werte", von dem Sie sprechen?

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  2. Alle Gesellschaften verfügen über Nomen- und Wertesysteme, egal ob eher säkularisiert oder eher religiös angehaucht. Die westlichen verdanken ihren Konsens zum Teil dem christlichen Erbe und in wichtigen Bereichen der Aufklärung.

    Ich würde sagen, das Spannungsfeld, in dem sich Werthaltungen entwickelt, ist das zwischen Selbstverwirklichung und Konformität mit der Gruppe, persönliches Wohlergehen und Wohlergehen der Gruppe. Egal, welche Gesellschaft man ansieht, Gruppenkonformität ist ein Wert, der überall eine Rolle spielt, natürlich in unterschiedlich starken Ausprägungen.

    Wie schön übrigens, dass sich Werte wandeln - noch vor 200 Jahren (in einer nach außen hin sehr christlich geprägten Gesellschaft) war der Gehorsam von Frauen und Kindern ein Wert, dessen Nichteinhaltung man ganz legal mit Prügeln sanktionieren konnte. Das ist in der säkularisierten Gesellschaft heute nicht mehr drin. (Dass sich gläubige UND nichtgläubige Menschen dabei für Reformen eingesetzt haben, muss man nicht betonen.)

    Natürlich kann man gerne einen Gott bemühen, um darauf hinzuweisen, dass das Individuum i. d. Regel einen moralischen Kompass ("Gewissen") in sich trägt.
    Muss man aber nicht.

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    1. Der Konsens über Normen und Werte entstammt dem natürlichen Sittengesetz, „das universaler Art ist, die Würde eines jeden Menschen ausdrückt, die Basis seiner fundamentalen Rechte und Pflichten und also letztlich des gerechten und friedlichen Zusammenlebens der Menschen bildet“ (Benedikt XVI.).
      So ist auch zu verstehen, dass das, was Sie „Gruppenkonformität“ nennen, überall eine Rolle spielt. Der Ursprung dieses natürlichen Sittengesetzes liegt in Gott, Er (wer sonst?) hat das Naturrecht in das Herz eines jeden Menschen grundgelegt.
      Gruppenkonformität ist aber (ebenso wenig wie Gehorsam, aber dazu später) kein Wert in sich, sondern eine Notwendigkeit, um dem Wert der Freiheit des Menschen, der Gerechtigkeit und dem Frieden unter den Menschen Rechnung zu tragen.

      Werte wie Liebe, Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden waren, sind und bleiben unbestrittene Werte der Menschheit. (Allerdings gibt es auch eine Hierarchie der Werte, aber das würde hier zu weit führen.)

      „Gehorsam von Frauen und Kindern“, war noch nie ein „Wert“ einer Gesellschaft, vielleicht eine gesellschaftliche Forderung, noch weniger die „Sanktionierung dessen Nichteinhaltung mit Prügeln“ (möglicherweise gibt es sogar heute in bestimmten Gesellschaften diese Umgangsformen noch…). Mit „Gehorsam“ meinen Sie hier nicht den gesunden tugendhaften Gehorsam, sondern eine gottlose, entartete, missbrauchte Form des Gehorsams, die einen Menschen entwürdigt, den Kadavergehorsam. Dieser Missbrauch stellt aber nicht die Tugend des Gehorsams als solche in Frage. Er ist auch keine Folge der christlichen Lehre, sondern widerspricht ihr vielmehr.

      Dass es diese konkreten Umgangsformen (Kadavergehorsam und Prügel für dessen Nichtbeachtung) in unseren Breitengraden nicht mehr gibt, liegt nicht an der „Säkularisierung“ der Gesellschaft, sondern daran, dass man entartete „Tugenden“ (Gehorsam ist noch immer eine Tugend) wieder besser verstanden, und sich nicht zuletzt auch auf christliche Werte zurückbesonnen hat.

      Gehorsam gegenüber der Straßenverkehrsordnung oder der rechtmäßigen Obrigkeit (Röm 13,1), ist noch immer ein gesellschaftlich erwünschtes Verhalten; in christlichen Kreisen auch der Gehorsam gegenüber Gott und gegenüber den Eltern, sofern diese nichts gegen Gottes Gebote fordern. Gehorsam schließt eben nicht das eigene Gewissen aus.

      Das Christentum hat seit seinen Anfängen gepredigt, dass die Männer ihre Ehefrauen lieben (wie ihren eigenen Leib) und die Väter ihre Kinder nicht einschüchtern (vgl. Kol 3,19f; Eph 5,25), aber auch, dass die Frauen ihre Männer ehren sollen. Auch das gilt bei den meisten Menschen unserer Gesellschaft noch immer als erstrebens-wert. Und man wird immer wieder darauf zurückkommen, weil man erkennt, dass diese Vorgaben zum Wohle des Menschen sind.

      Welche Erklärung haben Sie denn für den „moralischen Kompass“, den das Individuum Mensch „in sich trägt“?

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